Das Leben ist eine Spielwiese?

Nein. Nein. Nein. So ein Quatsch. Das Leben ist natürlich keine Spielwiese (und schon gar kein Ponyhof).

Das Leben ist doch ernst und grausam. Überschüttet uns mit Stress, bescheuerten Chefs, unfähigen Autofahrern (immer mit Ausnahme der eigenen Person), unfreundlichen Bedienungen, chronischem Zeitmangel, verständnislosen Partnern, Druck, Hektik, Sorgen. Es ist zum Weinen.

Bedrohungen aller Orten. Die Griechen nehmen uns unser Geld weg. Die Flüchtlinge Geld und Arbeit. Am Klimawandel werden wir alle jämmerlich verrecken. Bösartige Viren warten nur darauf, großflächig ihr grausames Werk zu verrichten. Und im hässlichen Gartenzwerg des Nachbarn steckt bestimmt eine Überwachungskamera.

Aber wäre doch gelacht, wenn wir nicht die passende Antwort darauf hätten: Angst. Angst vor der Zukunft, Angst um unsere Gesundheit, Angst um unser wohl verdientes Geld, Angst vor Ablehnung, Angst vor dem sozialen Absturz, Angst vor anderen Menschen, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor Unbekanntem, Angst vor Veränderungen.

Trotzdem wundern wir uns dann, wenn die Angst uns krank macht. Lähmt, geistig einengt, zynisch macht. Zum bestimmenden Faktor im Leben wird. Jammern über das eigene Elend inklusive.

STOPP!

Warum lassen wir das zu? Wo ist unsere kindliche Neugierde hin? Die Freude daran, Fremdes zu entdecken? Unvoreingenommen sich in Abenteuer zu stürzen? Kopf voraus ohne Rücksicht auf Verluste? Zu spielen, zu lachen und mit Inbrunst in Matschpfützen zu springen (Besucher von Rockfestivals ausdrücklich ausgenommen)?

Wir opfern den Übermut auf dem Altar des Erwachsenseins, reihen uns ein in das Heer der Unauffälligen, spielen gekonnt unsere Rollen. Vor lauter Ernst und Fleiß verlieren wir unser höchstes Gut, das Lachen. Das Leben fühlt sich nicht mehr nach Gestalten an, sondern nach irgendwie zu Ende bringen.

Rückblickend wundere ich mich immer wieder, wie ich so stramm in dieser Armee mitmarschieren konnte. Ein Leben zu führen, dass so vielen meiner Grundüberzeugungen widersprach.

Das Schlimme daran: Dafür wirst du in der Regel gelobt. Du passt in die Schablone. Wunderbar! Niemand fragt: Wovon träumst du wirklich? Wirst du jemals ausbrechen? Was machst du mit all deinen unerfüllten Leidenschaften?

Wie sich bei mir das Blatt gewendet hat? Indem ich mir gesagt habe, dass ich in diesem einen, verdammt kurzen Leben noch so viel ausprobieren, so viel interessante Menschen kennenlernen, so viel spannende Erfahrungen wie möglich sammeln will. Ich habe festgestellt:

Das Leben ist eine Spielwiese!

Und was für eine großartige. Mal saftig grün, mal matschig, mal spiegelglatt. Die Bodenbeschaffenheit ist selten vorhersehbar, aber gerade das macht das Ganze so spannend. Wer es schafft, aus seinem Sicherheitsnetz herauszukrabbeln, wird regelmäßig überrascht.

Das fühlt sich manchmal großartig und manchmal beschissen an. Aber Hauptsache es fühlt sich nach etwas an. Nach Leben!

Meine Erfahrung: Je öfter ich mich den Unwägbarkeiten stelle – also Dingen, vor denen ich vorher schon Bammel habe -, desto weniger Angst habe ich später.

Für mich gibt es auf dieser Spielwiese 5 Goldene Regeln:

  1. Das Leben darf Freude machen. Du hast die freie Entscheidung darüber, ob du es zulässt.
  2. Fremdes wirkt nur dann bedrohlich, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt.
  3. Um mitzuspielen brauchst du ein wenig Mut. Dafür wächst dieser ständig.
  4. Was gut und schlecht für dich ist, bestimmst einzig und allein du.
  5. Empfindet jemand anderes dein Verhalten auf der Spielwiese als peinlich, bist du auf dem besten Weg.

Willkommen auf dem Spielfeld!

Wer sich auf das Abenteuer Leben in seiner Gesamtheit einlässt, wird plötzlich feststellen, wie viele Menschen es gibt, die nicht nach der Norm leben, die regelmäßig im kleinen oder großen Stil ausbrechen, die sich ihr Leben nach ihrem Gusto gestalten und es nicht gestalten lassen, die ausprobieren, entdecken, unersättlich sind. Die damit schon mal gewaltig aufs Maul fliegen, aber das eher als Ansporn nehmen, dem Leben noch mehr Abenteuer zu entlocken.

Wie das geht? Frag dich doch einfach viel öfter, welche Variante es zum bequemen Standardprogramm gibt:

  • Buchst du nur Hotels oder lernst du beim Couchsurfen spannende Menschen kennen?
  • Fährst du jede Strecke mit dem eigenen Wagen oder traust du dich zu trampen?
  • Planst du jede Reise komplett durch oder lässt du dich einfach mal von Ort zu Ort treiben und überraschen?
  • Ängstigst du dich vor den Flüchtlingen oder gehst du einmal die Woche mit ihnen zum Sport (musizierst mit ihnen, gibst ihnen Deutsch-Unterricht)?
  • Brauchst du dein Smartphone Tag und Nacht oder kommst du eine Zeitlang ohne aus?
  • Gehst du nur mit deinen Freunden weg oder triffst du dich mit interessanten, unbekannten Menschen?
  • Sitzt du bei schlechtem Wetter daheim und maulst oder spürst du draußen bewusst Regen und Sturm mit jeder Faser deines Körpers?
  • Verbringst du dein ganzes Leben an einem Ort oder verkaufst deinen Hausstand und ziehst als Nomade durch die Welt, so wie Nima von Abenteuer Spanien, Silke von Minimalisch und Steffi von Keine Eile?
  • Isst du bei deinem Lieblingswirt immer dasselbe oder wagst du dich auch mal in kulinarisches Neuland?
  • Lässt du dich von deinem Chef jahrelang demütigen oder ziehst du irgendwann die Konsequenz daraus?
  • Hörst du dir das Gejammer deiner Mitmenschen immer an oder sagst du auch mal: “Für dieses Gespräch stehe ich heute nicht zur Verfügung?”
  • Sitzt du abends vor dem Fernseher oder überlegst dir, welche Abenteuer du in deinem eigenen Spielfilm noch erleben willst?

Wie du siehst, ist das Spielfeld riesengroß und bietet jedem sein Fleckchen für Überraschendes, Neues, Abenteuerliches. Und vor allem für unbändige Freude, Ausgelassenheit, Neugier und Lust aufs Leben.

Ja, das Leben ist eine Spielwiese und ich fühle mich pudelwohl darauf. Spielst du mit?

Dürfen wir Erwachsenen überhaupt spielerisch ans Leben herangehen? Oder ziemt sich das nicht? Ich bin auf deine Erfahrungen gespannt und freue mich auf deinen Kommentar!

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