Glück Child Splashing in Dirty Mud Puddle

Ich mach mein Ding,

egal, was die anderen labern,

was die Schwachmaten einem so raten,

das ist egal.

Ich mach mein Ding.

(Udo Lindenberg: Mein Ding)

Du hast dir beim Lesen der Überschrift gedacht: “Was will er denn jetzt schon wieder? Wenn ich glücklich bin ist das doch etwas Gutes! Und an etwas schuld zu sein, ist doch etwas Schlechtes?”

Okay, dann drehe ich das Ganze um und sage: An deinem Unglück bist du selbst schuld. So, jetzt verdrehst du die Augen und sagst: “Das ist ja noch ein größerer Schmarrn. Weiß der denn nicht, was mir X angetan hat, X so Böses über mich gesagt hat und dass Z mich dauernd in Beschlag nimmt? Die anderen sind schuld, dass es mir nicht gut geht.”

Es ist dein Leben

Nein, sind sie nicht. Denn es ist dein Leben. Und immer die Frage, wie du auf Einflüsse von außen reagierst. Das hast du zu jeder Sekunde selbst in der Hand. Bist du aktiv oder passiv? Nimmst du die Opferrolle ein oder wirst du zum Täter, also zum positiven Gestalter deines Lebens?

Ich hatte früher unheimlich gerne die Opferrolle. Darin kann man richtig aufgehen, kann sie zelebrieren. Ja, für manche ist sie sogar Lebensinhalt, wie Tim von My Monk in seinem Artikel so schön beschreibt.

Bei mir sah das so aus:

  • In Konflikten ist immer der andere schuld. Ich bin doch der Gute. Wenn er (sie) sich richtig verhalten hätte, wäre doch alles in bester Ordnung. Warum kann er (sie) nicht so sein, wie ich es gerne hätte?
  • An der Unzufriedenheit mit meinem Job ist der Arbeitgeber schuld. Dass die Arbeit monoton ist, dass ich chronisch intellektuell unter- und zeitlich überfordert bin und dazu noch einen cholerischen Chef habe, haben alles die da oben zu verantworten.
  • Ich komme ja nie zum Sporttreiben. Das schlechte Wetter ist schuld. Wäre es besser, wäre ich viel öfter draußen, würde nicht so viel vor der Glotze hocken und hätte ein paar Kilo weniger auf den Rippen.
  • Mein Kopf und mein Körper spielen verrückt, die sind schuld an meinen dauernden Panikattacken. Schlimm, was die mit mir anstellen und dass es mir so schlecht geht.
  • Mein Rücken ist mein größtes Problem. Der Stress im Job und das viele Sitzen sind daran schuld. Mann, dass der immer so weh tun muss und mich immer wieder ein Hexenschuss ereilt.

Irgendwann habe ich eingesehen, dass das alles Quatsch ist. Ich war nämlich nur nicht bereit, das Steuerrad meines Lebens selbst in die Hand zu nehmen und den richtigen Kurs einzuschlagen.

Denn eine andere Betrachtungsweise der genannten fünf Punkte ergibt folgendes, gänzlich anderes Bild:

  • Bei Konflikten kann ich mich fragen: Was löst der andere mit seinen Worten bei mir aus, damit es mir damit schlecht geht? Und was habe ich bei ihm ausgelöst, dass er so reagiert? Und muss ich manche Dinge eskalieren lassen, oder kann ich mit mehr Gelassenheit einer Vielzahl von Konflikten sogar aus dem Weg gehen?
  • Keiner hat mich gezwungen, einen bestimmten Job anzunehmen. Niemand zwingt mich, diesen bis zur Rente auszuüben. Es ist meine Entscheidung, mich entweder mit den gegebenen Umständen abzufinden oder die Notbremse zu ziehen und etwas anderes zu machen.
  • Für Bewegung im Freien gibt es außer einem Gewittersturm oder Blitzeis keinerlei Ausreden. Hinauszugehen und Sport zu treiben, geht immer. Das einzige, was mich abhalten kann, ist der innere Schweinehund. Aber sicher nicht das Wetter.
  • Bei den Panikattacken macht mein Körper so komische Sachen, weil ich der Angst seit Jahren davon laufe. Überwinde ich mich und schaue der Angst ins Auge, stelle mich den Dingen, die mich ängstigen und schreite mutig voran, dann verlieren sich auch die Symptome nach und nach.
  • Mein Rücken ist deshalb ein Problem, weil ich psychische Probleme habe, die sich leider immer an dieser Stelle stark bemerkbar machen. Außerdem gehe ich nicht konsequent jeden Tag hinaus, gönne mir beim Arbeiten zu wenige Unterbrechungen vom Sitzen. Ändere ich das aber und praktiziere konsequent jeden Morgen Yoga, gibt es die Rückenschmerzen so gut wie nicht mehr.

Was ich mit diesen fünf Beispielen zeigen will: Es liegt in deiner Hand, für dein Glück, dein Wohlergehen, deine innere Zufriedenheit, deine Ausgeglichenheit und deine gute Laune zu sorgen.

Nicht dafür verantwortlich sind:

  • Partner
  • Familie
  • Freunde
  • Arbeitgeber
  • Politik
  • Wetter

und was auch immer dir noch dazu einfällt. Sondern nur einer: DU

Ja, jetzt fallen dir eine Reihe von Gegenargumenten ein. Ich behaupte mal ganz frech: Die zeigen alle nur, dass du noch nicht 100 Prozent bereit bist, von der Opfer- in die Täterrolle zu schlüpfen. Eine Ausnahme lasse ich gelten: Für echte Schicksalsschläge wie eine schwere Krankheit oder den Verlust eines nahe stehenden Menschen kann natürlich niemand etwas.

Die drei Opfer-Klassiker

Aus eigener Erfahrung, aber auch aus vielen Gesprächen und Erlebnissen mit anderen Menschen habe ich festgestellt, dass es (neben dem Job) die drei Klassiker gibt, die uns so oft in die Opferrolle pressen, wenn wir es zulassen. Aber das muss natürlich nicht sein.

Ja, es ist schwer, in einer Beziehung seine Wünsche offen zu äußern. Aber tust du es nicht, sondern erzählst immer nur deiner besten Freundin, was dein Mann alles falsch macht und dass er dir einfach nicht die Wünsche von den Augen ablesen kann, wirst du nie eine positive Veränderung sehen.

Ja, es ist schwer, wenn man feststellt, dass frühere Freunde einem (nicht mehr) gut tun. Wenn du ehrlich in dich hineinspürst, weißt du, welche Menschen dir gut tun, wo du dich geborgen fühlst, wer dich motiviert, unterstützt und mit dir zusammen träumt. Und du weißt auch, wer die emotionalen Vampire sind, die dich nur aussagen oder welche Freunde nur in der Vergangenheit leben, aber dir weder in Gegenwart noch Zukunft weiterhelfen. Letztlich bleibt dir nichts anderes übrig, als solche Freundschaften auslaufen zu lassen oder zumindest diesen Menschen deutlich weniger Zeit als früher zu widmen.

Ja, es ist schwer, mit Vater, Mutter oder auch Geschwistern seinen Frieden zu machen, wenn man das Gefühl hat, dass von früher noch offene Rechnungen da sind. Du hast also die Möglichkeit, immer über sie und die schwere Kindheit zu jammern oder ihnen zu vergeben. Du sagst, du kannst das nicht? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es dich viel mehr Kraft kostet und dich auf Dauer viel unglücklicher macht, wenn du solche Konflikte ewig mit dir herumschleppst. Vergebung ist alles andere als einfach, aber damit nimmst du das Heft deine Gefühle wieder in die Hand.

Also meine Frage am Ende:

Machst du dein Ding?

Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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