Liebst du auch diesen Moment, wenn du ein Buch liest und plötzlich an einer Stelle hängenbleibst? Innehältst, die Passage gleich nochmal durchgehst und dir denkst: “Wow, so habe ich das noch nie gesehen. Das stimmt!”
Mir ging das so, als ich zum ersten Mal “Die Fuck it Lösung” (doofer Titel, trotzdem in meinen Augen ein sehr gutes Buch) in den Händen hatte. Und zwar an der Stelle, an der das Feststecken in der eigenen Geschichte als eine der höchsten Mauern des inneren Gefängnisses geschildert wird.
Das heißt konkret: Wenn du immer nur eine Geschichte erzählst, wie oder wer du bist, wie du selbst gerne gesehen werden würdest oder wie schlecht (vielleicht auch gut) das Leben dich behandelt hat, landest du in der Sackgasse.
Kein Ausweg, keine Perspektive, immer nur die olle, langweilige Geschichte, die schon lange keiner mehr hören will.
Nur merkst du das nicht, weil du so in deiner Geschichte festhängst, dass du überhaupt nicht mehr mitbekommst, was hier und heute passiert. Mal abgesehen davon, dass du den Leuten auf Dauer damit ziemlich auf den Sack gehst, raubst du dir dabei jede Chance auf Veränderung.
Drei Beispiele gefällig?
#1 Der Schicksalsgeplagte
Er war schon als kleiner Junge ängstlich. Hat sich nicht getraut, auf Bäume zu klettern und schon gar nicht, vom 3-Meter-Brett zu springen. In der Schule wurde er oft gehänselt und bei den coolen Jungs durfte er definitiv nicht mitspielen. Die Beziehungsgeschichten liefen auch nicht so dolle, die Chefs waren allesamt unfähig, sein großes Potenzial zu erkennen. Und warum aus dem Lottogewinn nichts wurde, versteht er nicht.
Jetzt ist er Ende 30, trinkt zu viel, frisst zu viel und jammert dir bei jeder Begegnung das Ohr voll. Das Schicksal hat es einfach nicht gut mit ihm gemeint. Nachbarn, die Kollegen in der Versicherung, Mitmenschen grundsätzlich und Politiker insbesondere: Alles Idioten, die nichts verstehen. Von diesen hinterhältigen Wesen namens Frauen will er sowieso nichts mehr wissen. Seine Geschichte, ein einziges Klagelied. Der Titel: “Wenn das Leben nur einmal gut zu mir gewesen wäre …”
#2 Die Lifestyle-Business-Königin
Ja, sie rockt die Welt mit ihrem geilen Online-Business. Hat sich alles selbst beigebracht und weiß jetzt gar nicht mehr wohin mit all der Asche. Die Kassen klingeln, die Fans bejubeln jedes ihrer Worte. Lässig posiert sie an den coolsten Orten der Welt und erzählt tagein, tagaus, wie sie es zur Selfmade-Lifestyle-Business-Königin gebracht hat. Die Geschichte ist auch einfach zu gut, die müssen noch viel mehr Menschen erfahren. Und am besten alle nachmachen, die Blaupause liegt mit einem Klick im Warenkorb.
Ihre Geschichte, eine einzige Selbstbeweihräucherungs-Arie. Der Titel: “Gut, dass es mich gibt. Was täte die Welt ohne mich?”
#3 Der Ängstliche
Er hat schon immer das gemacht, was andere ihm gesagt haben. Wenn er sich dabei nicht gut gefühlt hat, konnte er die Gefühle souverän unterdrücken. Inzwischen ist er so angepasst, dass er gar nichts mehr fühlt. Seine Ängste vor dem Leben hat er lange erfolgreich verdrängt, doch irgendwann haben sie sich Raum verschafft. Nichts läuft, wie er sich das vorstellt, sein Körper spielt verrückt. Sein Arzt hat ihm gesagt, dass er eine “generalisierte Angststörung” hat. Sein Therapeut meint nach 3 Jahren, dass er nicht so richtig Fortschritte sieht.
So erzählt der Ängstliche ständig, was ihm wegen seiner Angst alles im Leben verwehrt bleiben wird. Wenn die Angst nicht wäre, ja dann würde er so richtig in allen Bereichen durchstarten. Aber er kann halt nicht. Selbst in guten Phasen riskiert er lieber nichts und warte auf die nächste schlechte.
Seine Geschichte, eine einzige Mutlosigkeits-Fanfare mit dem Titel “Mein Leben wäre ziemlich gut – wenn bloß die blöde Angst nicht wäre”.
Warum du aufhören solltest, deine Geschichte zu erzählen
Ist das beschriebene Verhalten verständlich? Ja. Tut es gut, sich nur über seine Geschichte zu definieren? Nein.
Denn vor lauter Fixierung auf die eigene Story versäumst du den aktuellen Moment, und zwar:
- Den Menschen, der wirklich an dir und nicht an deiner Geschichte interessiert ist. Aber du merkst es nicht, weil du wie immer dasselbe heraus blubberst.
- Die Chance, die sich bietet, mal etwas anders zu machen, aus deiner Rolle herauszukommen. Aber du verpasst sie, weil das nicht in deiner Geschichte vorgesehen ist.
- Die Erlaubnis, jederzeit dein Leben an deine Bedürfnisse anzupassen, auch wenn diese heute ganz anders sind als noch vor 3 Monaten. Aber du überhörst sie, weil sich deine Zukunft ausschließlich aus deiner Vergangenheit bestimmt.
Falls du dich jetzt fragst, was das alles mit dir zu tun hat, sage ich dir: Ziemlich viel.
Zumindest, wenn du zu den Menschen gehörst, die gerne mal sagen: “Ich kann das nicht, weil …”
Und dann kommt die ganze, lange und schwer ermüdende Geschichte voller Ausreden. Die du dir so brillant ausgedacht und dir selbst oder anderen so oft erzählt hast, dass du wirklich daran glaubst.
Du verpasst damit zwar das Leben und Fortschritte machst du keine. Doch wenigstens hast du deine Geschichte, an der du dich festhalten kannst.
Meine frühere Geschichte: Ich liebe meinen Job
Ich weiß, wovon ich spreche. Ich hatte früher großartige Geschichten, nur um mich nicht verändern zu müssen.
Sehr überzeugend habe ich die Geschichte vom kompetenten und allseits beliebten (na fast zumindest) Sportredakteur erzählt. Ein Mann, der seinen Traumjob gefunden hat, darin aufgeht, die Welt mit seiner Expertise beglückt und finanziell aus dem Vollen schöpfen kann.
War das gelogen? Nein. Aber es war nur ein Teil meines Lebens. Ich war nicht nur der Sportredakteur, der ein gutes Leben führt, sondern auch:
- der Abenteuerhungrige, der zu feige für Abenteuer war.
- der Ängstliche, der sich ständig neue Vermeidungsstrategien ausgedacht hat.
- der Traurige, der depressive Episoden mit Medikamenten bekämpft hat, zwei Wochen später wieder ins Büro marschiert ist und da den Sunnyboy gespielt hat.
- der Suchende, der geahnt hat, dass ein anderes Leben ihm gut täte, er sich das aber nicht eingestehen wollte.
Hätte ich diesen Punkten mehr Beachtung geschenkt, wäre die Geschichte vom geliebten Job viel früher zusammengefallen. Doch stattdessen habe ich sie mir selbst so lange erzählt und so lange meine Entwicklung blockiert, bis das Leben irgendwann gesagt hat: “Ich schüttle dich jetzt so lange, bis du sie selbst nicht mehr glaubst.”
Meine heutige Geschichte: Alles, nur kein Schema F
Und heute? Darf ich genauso aufpassen. Ich freue mich riesig, “meine Geschichte” in ganz vielen Interviews erzählen zu dürfen (und was noch viel wichtiger ist: hier auf diesem Blog).
Trotzdem gibt es nicht die eine Geschichte, die “ich bin”, auch wenn mir viele Teilaspekte davon sehr gut gefallen. “Vom Angsthasen zum professionellen Mutmacher – wie aus einem frustrierten Sportredakteur mit Panikattacken ein Selbstständiger wurde, der mit seinem VW Bus die Welt bereist und ortsunabhängig sein Geld verdient.”
Super Überschrift, oder? Und doch bin das nicht ich, will ich mich nicht dahinter verstecken.
Ich nehme das Leben lieber so, wie es kommt und akzeptiere, dass ich nicht in das starre Schema einer einzigen Geschichte passen kann.
- Auch ich habe Tage, an denen ich durchhänge und mich wieder mit alt vertrauen Mustern beschäftigen darf, die mir nicht gut tun.
- Ich reise sehr gerne und sitze doch den Großteil der Zeit im Home-Office.
- Ich bereue zu keiner Sekunde, dass ich nicht mehr angestellt bin – und habe im Juli gerade mal 140 Euro verdient (zum Glück habe ich inzwischen so viel Vertrauen ins Leben, dass mir das völlig egal war).
- Ich schreibe Artikel, lese sie ein halbes Jahr später und denke mir: “Was war DAS denn, habe wirklich ich das verfasst?”
- Ich ernähre mich ziemlich umsichtig und dann stopfe ich mir in einer Woche so viele Süßigkeiten rein, dass ich 2 Kilo zunehme (waren dank Sport schnell wieder weg).
- Ich habe immer behauptet, dass ich ein “Technik-Depp” bin und dann meistere ich alle Herausforderungen bei meinem ersten Buch-Launch souverän.
Passt das alles zusammen? Nein! Ja! Vielleicht! Keine Ahnung! Ist das schlimm? Nein.
Mein Leben ist im ständigen Wandel, nicht berechenbar, mal ziemlich strukturiert, mal ziemlich chaotisch und inkonsequent. Ich habe gelernt, dass jede Teilgeschichte eben auch nur eine Geschichte ist und nichts über mich aussagt.
Ende der Geschichte.
Wie ist es bei dir? Bist du genervt von Freunden oder Familienmitgliedern, die immer ein- und dieselbe Geschichte erzählen? Oder ertappst du dich selbst dabei, wie du dich oft auf eine Geschichte reduzierst und dir damit andere Möglichkeiten verbaust? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Ha!
Da ich inzwischen von meiner eigenen Geschichte schon fast genervt bin, erzähl ich sie echt nur noch denen, die sie wirklich wissen wollen.
Leider MUSS ich oft sagen, dass ich z.B.alleinerziehend mit 3 Kindern bin. Dabei hab ich dann das Gefühl, dass ich mir dauernd selbst einen Stempel immer wieder aufdrücke. Unweigerlich kommt dann meist die Feststellung “ach, das ist ja sicher hart, oder?” – und schwupps bin ich drin im Kreisel des MyStory-Universums. Dadurch wird das Erlebte auch immer mehr bagatellisiert, was mich widerum wütend macht, weil es sich um seelische und häusliche Gewalt handelt. Und die Menschen begegnen einem dann mit Mitleid! Und das nervt auch noch. Man möchte sich weiter entwickeln! Aber das tut man nur, wenn man eben seine Geschichte im Austausch und Dialog mit einem interessierten, konspirativen Gegenüber ggf. Therapeuten erzählt.
Und ich will ja auch nicht genervt von meiner eigenen Story sein. Damit entfällt ja irgendwie die Würdigung, dass ich es mit den Kindern heraus geschafft habe.
Auf der anderen Seite sehe ich es als meine Pflicht an, über häusliche Gewalt offen zu reden.
Aber inzwischen habe ich eh beschlossen, dass ich ALLES bin. Alles, was ich versuchen möchte.
Das hat auch etwas mit “frei sein” zu tun. …seine eigene Geschichte mit sich tragen als Teil des Ganzen, aber eben sich innerlich davon frei gemacht zu haben, dass sie keine Macht mehr über mich hat.
Liebe Grüße an Dich, der irgendwie immer den Nerv trifft.
Eva
Hi Eva,
lieben Dank für deinen Kommentar!
Und es ist doch völlig normal, dass du darüber sprichst, wenn du mit 3 Kindern alleinerziehend bist. Im Übrigen echt allerhöchsten Respekt davor! Das ist ja ein ganz wesentlicher Teil deiner Geschichte.
Und wenn deine Geschichte ist, dass du es mit den Kindern aus dem Schlamassel geschafft hast, dann erzähl sie voller Stolz. Nur, und das stellst du ja am Ende auch fest: Du bist eben noch viel mehr. Und das darfst du auch erzählen und leben und feiern. Jeden Tag aufs Neue 🙂
Ganz liebe Grüße und alles Gute
Mischa
Lieber Mischa. Trotz ernsten Themen schaffst du es immer wieder Humor/Sarkasmus reinzubringen, das liebe ich so! (… deine Wortspielerei bei den 3 Typ-Beschreibungen ist einfach herrlich komisch… Schmunzel-Alarm)…
und ich finds super, dass du dir alle Facetten des Seins erlaubst… viel zu oft leben wir nur in einem Schema/einer Rolle drin… dabei sind wir so viel mehr. Wir dürfen doch einfach alles sein, nicht?
Hier noch meinen comment zum Thema “Geschichten erzählen”:
Es gab ne Zeit, da ging ich wöchentlich 1-2x an Frauen-Runden/-Stammtisch und es wurde sozusagen den ganzen Abend entweder über andere gelästert oder man hat von den eigenen Dramen und grösseren und kleineren Problemen und Katastrophen mit den eigenen Kinder/Ehemännern oder andere Familienangehörige geredet… eine nach der anderen.. den ganzen Abend lang… auch ich… irgendwann wurde mir dies bewusst und ich begann mich zu fragen, warum ich mir dies antue und warum ich da mitmache. Warum ging ich da eigentlich regelmässig hin und organisierte sogar jeweils den Doodle und dies, obwohl mir diese Abende nicht gut taten?… Ich hing in einer Endlosschleife und ich entdeckte, dass ich wohl dramasüchtig war, dass der Mensch evtl. von Haus aus dramasüchtig ist und wir uns treffen, um gemeinsam im Dramasumpf zu suhlen… jedenfalls entschied ich mich, dass ich darauf absolut keinen Bock mehr habe, nach solchen Abenden statt voller Freude und Energie einfach zugemüllt und energetisch ausgezehrt und deprimiert nach Hause zurückzukehren. Meine neue Strategie: Ich bringe bewusst Positives in die Runde oder als Joker und ganz typisch für mich, ich versuchte diverse Lösungs- oder Veränderungsansätze für die Probleme reinzubringen. Fehlanzeige… ich merkte ziemlich schnell, dass dies nicht sonderlich erwünscht war es gab für jeden Lösungsansatz / Veränderungsvorschlag immer ein “ABER” und das Gespräch ging weiter um Dramen.. man könnte fast meinen, dass man nichts mehr auszutauschen hat, wenn man nicht über die Dramen sprechen kann…. und so wars denn auch. Einige Frauenrunden haben sich in Luft aufgelöst resp. finden nun ohne mich statt, ich hab mich ausgeklinkt.
Ich habe auch schon erlebt, wie sogar enge Freundschaften daran zerbrochen sind, weil ich meinem Gegenüber gesagt habe, dass ich keine Lust mehr habe, bei jedem Wiedersehen die gleichen Themen/Geschichten/Dramen immer wieder aufs Neue zu hören. Klar, es tut weh und kann ganz schön hart sein, wenn man den Spiegel hingehalten bekommt… aber gerade so könnte man doch auch dankbar sein, dass man auf etwas aufmerksam gemacht wird… aber auf die Reaktion einer Person haben wir keine Kontrolle und das ist gut so. Ist traurig, wenn Freundschaften auf diese Weise auseinandergehen und doch bin ich froh, dass ich mich getraut habe, zu sagen, dass mir diese Wiederholungen nicht gut tun.. und im Grunde genommen tun sie niemandem gut. Sie halten einem nur klein und schwach.
Liebe Grüsse aus der Schweiz 🙂
Liebe Sabrina,
und wie wir alles sein dürfen! Das macht doch das Leben erst bunt 🙂
Deine Schilderung habe ich mit viel Freude gelesen. Also nicht wegen der Dramen, sondern wie du das reflektiert hast und welche Konsequenzen du draus gezogen hast. Echt super mutig und stark. Mehr Sabrinas braucht die Welt!
Ja, wir dürfen das Positive sehen, ja, wir dürfen über Lösungen und Veränderungen nachdenken. Und nein, das heißt nicht, dass wir deshalb dauergrinsend durch die Gegend rennen – obwohl, das kann schon mal passieren 😉
Ganz liebe Grüße aus dem Allgäu in die Schweiz
Mischa
Toller Artikel und ganz klar: Wir sind viel mehr als nur unsere Geschichte. Aber: All unsere Geschichten können uns helfen, unser Vertrauen in uns und das Leben zu stärken! Entweder durch das was wir daraus gelernt haben oder weil es uns zeigt, wie weit wir schon gekommen sind. Das kommt bei deinem Artikel etwas zu kurz. Wichtig ist, sich weder darauf zu reduzieren noch reduzieren zu lassen. Liebe Grůße! Sabi
Hi Sabine,
da bin ich voll und ganz bei dir. Alles, was wir erlebt haben, ist super wichtig und gehört fest zu. Und wir dürfen gleichzeitig weiter nach vorne schauen und uns über alles freuen, was wir schon geschafft haben 🙂
Liebe Grüße
Mischa
Liebe Sabrina
Solche Runden kenne ich auch und meide ich schon länger, weil sie mir ebenfalls nicht gut tun. Es ist ja schon so, dass ich über mich selbst und Wiederholungen meiner Fehler extremst genervt bin und deshalb immer wieder Anregung suche in der Hoffnung auf neue Blickwinkel, so wie hier. Danke dafür!
Alles Liebe, Cindy
Mein Gott, Mischa! Was für ein grandioser Beitrag!!! Tausend Dank dir dafür! Mein Leben lang habe ich in einer Geschichte festgesteckt und sie mir immer und immer wieder erzählt: “Ich fühle mich so ausgeschlossen, ich bin so schüchtern und zurückhaltend, ich habe es nicht verdient, geliebt zu werden. Ich habe so Angst, ich werde niemals selbstsicher und erwachsen.” Bla, bla, bla. Als ich von einem Tag auf den anderen angefangen habe, mir eine andere Geschichte zu erzählen, wurde vieles besser: “Es ist egal, wenn ich nicht in diese Gesellschaft reinpasse. Ich habe viele Talente, ich muss nicht von allen geliebt werden, wenige Freunde reichen mir. Ich bin die Leidenschafts-Bloggerin, die andere motiviert!” Beide sind nicht wahr, auch wenn die letzte mir recht gutgetan hat. Aber es sind nur Geschichten, die mich unflexibel und fest machen, die mich an Entwicklung hindern. Wir haben als Menschen so unendlich viele Facetten, dass jede Geschichte uns einengt. Es ist wichtig, Geschichten loszulassen. Wozu sich überhaupt definieren? Wozu erzählen können, wer man ist, wenn man tief im Herzen spürt, dass da Liebe ist? Dann weiß man doch schon längst, wer man ist – die Person und Geschichte muss man nicht erst erfinden. Das ist so wichtig: Wir müssen nicht erst irgendwer sein, um großartig zu sein. Das sind wir jetzt schon. Von innen heraus. Und unsere Geschichten dürfen dann auch mal Sprünge beinhalten oder unlogisch sein. Wir dürfen von unseren eigenen Glaubenssätzen ablassen und uns verändern. Und wir dürfen völlig gegensätzliche Blogbeiträge verfassen – je nach Tagesstimmung! Denn nichts an uns ist in Stein gemeißelt!
Dieser Beitrag tat so gut, lieber Mischa! Tausend Dank dir dafür!!!
Ganz liebe Grüße
Anna
Liebe Anna,
ich danke dir! Du hast mir mit deinem Kommentar wieder einmal ein sooo fettes Lächeln ins Gesicht gezaubert 🙂
Ich erkenne mich auch in deinen beiden Geschichten so gut wieder. Und deine weiteren Erkenntnisse sind eine großartige Ergänzung des Artikels.
Lass uns weiter sprunghaft und unberechenbar sein und uns ganz viele Geschichten davon erzählen 😉
Ganz liebe Grüße
Mischa
Hallo Mischa,
nachdem ich auf Deinem Blog schon länger mitlese, muss ich mich nun doch auch mal melden, weil Du mein Dasein so beschrieben hast, als würdest Du mich kennen: “Mutlosigkeits-Fanfare”n verkündend, die allen Freunden und Bekannten nur noch auf den Geist gehen, warte ich seit Jahrzehnten darauf, dass mir irgendwer sagt, was ich machen soll, um meine Unzufriedenheit zu beenden und zu einem Leben zu finden, das mich glücklich macht. Ich arbeite seit 20 Jahren in einem Job, nach dem sich viele die Finger lecken würden: Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten. Herausfordernde Arbeit (vorausgesetzt, der jeweilige Chef sitzt nicht nur deshalb im Bundestag um möglichst viel Geld in den vier Jahren in Berlin abzugreifen), gutes Gehalt, mal gute und nette, mal kranke Kollegen. Ich will seit mindestens 15 Jahren hier weg, schaffe es aber nicht, weil ich mir einrede, dass ich eigentlich nichts kann, die Existenz meiner Familie auf´s Spiel setzen, das Entsetzen und Unverständnis meines Umfeldes/meiner Verwandschaft herbeiführen würde und vor allen Dingen, weil ich nicht die geringste Idee habe, was ich ansonsten machen soll. Daneben gibt es wechselnd zahlreiche weitere Gründe, die mich zwar nicht davon abhalten, mir mit Hilfe von Therapien, Ratgebern und Internetseiten Hilfe zu suchen um einen Weg zu mir selbst zu finden – zu dem dem was ich will und brauche. Gleichzeitig habe ich das Gefühl keinen Schritt voran zu kommen und werde stattdessen immer verzweifelter. Auf Deine Seite bin ich seinerzeit gestoßen, weil mir seit geraumer Zeit genau das im Kopf herumspukt, was Du bereits umgesetzt hast: Ein Wohnmobil kaufen und losfahren – allerdings nicht für sechs Monate sondern für mindestens ein Jahr. Natürlich habe ich auch davor Angst: Angst die Ersparnisse zu verzehren, Angst keine Arbeit mehr zu finden (bin 50 Jahre alt), Angst keine Wohnung mehr zu finden, Angst meine Angehörigen zu enttäuschen, Angst meine Tochter (20) alleine zu lassen (meine Frau würde mich begleiten – soviel ist schon mal klar), Angst überfallen zu werden, Angst das Ableben meiner Mutter zu verpassen und und und…
Eine Lösung habe ich noch nicht gefunden, ich weiß auch nicht, ob mir das jemals gelingen wird. Ich möchte Dir eigentlich nur sagen, dass ich Dir dankbar bin, dass Du Deine Erlebnisse und vor allen Dingen den Umstand, dass “es” geht, hier anderen Suchenden vor Augen führst und Ihnen dadurch Mut machst. Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg so fortführen kannst wie Du ihn Dir erträumst.
Lieben Gruß, Peter
Jetzt fällt mir auf, dass ich ja schon wieder meine Geschichte erzählt habe….
Hi Peter,
herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Und auch für deinen zweiten Kommentar 😉 Ich bin übrigens der Meinung, dass Geschichten erzählen nicht schlimm ist, wenn in der Geschichte eine Lösungsmöglichkeit enthalten ist.
Und die sehe ich bei dir ganz klar. Du ja genau genommen auch, du schreibst ja schon ganz klar drüber. Ich finde es fantastisch, dass du den Womo-Traum hast und dass deine Frau dich begleiten würde. Besser geht’s nicht. Deine Tochter kannst du nicht alleine lassen, die ist 20 Jahre alt und erwachsen. Zudem gibt es Smartphones, Skype etc., sodass du deinen Lieben von überall auf der Welt ganz nahe bist.
Natürlich hast du Angst vor so einem Schritt, und das kann ich gut verstehen. Doch ich glaube, dass du viel größere Angst hast, in 15, 20 oder 25 Jahren zurückzuschauen und das Gefühl hast, dass du das Beste am Leben verpasst hast. Alle Ängste, die du anführst, sind keine Hindernisgründe – und das weißt du auch.
Oft muss im Leben durch eine (krasse) Veränderung ein Vakuum entstehen, damit Neues daraus wachsen kann. Falls du den Schritt je gehen wirst und dann siehst, was passiert, wirst du wissen, was ich meine. Plötzlich werden sich auf verschiedenen Ebenen Türen öffnen, von denen du vorher noch nicht mal wusstest, dass es sie gibt. Das ist bisher allen gegangen, die einen richtig mutigen Schritt getan haben.
Ich denke, dass du ziemlich mutig bist und nur diesen einen, entscheidenden ersten Schritt gehen müsstest. Zum Glück weißt du schon, wie der aussehen soll 🙂
Ganz liebe Grüße und alles Gute
Mischa
Hallo Mischa,
besten Dank für Deine Anmerkungen. Ja, ich denke auch, dass ich schon ein ganzes Stück geschafft habe – auf meiner Reise zu unserer Reise und vermutlich auch darüber hinaus. Und stimmt: Ich versuche mir manchmal vorzustellen, wie es ist, wenn ich 70 bin, wenn ich zurückblicke auf mein Leben. Der Gedanke, es nicht gelebt zu haben, ist heute schon fies – im Alter sicherlich kaum zu ertragen. Die Erkenntnis, es nicht so weit kommen zu lassen, ist da. Jetzt geht es darum zu handeln…
Viele Grüße
Peter
Ich wünsche dir ganz viel Freude beim Handeln. Wer einmal losgelaufen ist, für den tut sich eine andere Welt auf.
LG
Hallo Mischa
der Artikel ist wie immer super und gibt mir die Möglichkeit, wieder einmal meine persönliche Geschichte nicht immer vor alle und alles zu stellen. “Ich habe gelernt, dass jede Teilgeschichte eben auch nur eine Geschichte ist und nichts über mich aussagt.” wow, diesen Satz liebe ich sehr, weil wir uns dann nicht mehr so sehr mit unserer Geschichte identifizieren müssen. Das Einzige: Ich glaube, dass Menschen ohne Therapie oder Hilfe von außen sehr schwer umsetzen können, ihre Geschichte zu vergessen und sich wieder frei für andere Ansätze/Menschen usw. zu machen. Erst wenn sich jemand deine Geschichte anhört und dir hilft, damit zurechtzukommen, erst dann hast du die Chance, sie gehen zu lassen. Das wäre noch schön gewesen zu lesen. Übrigens ganz viele Grüße nach Kempten aus Oberjoch! Ich dachte immer, du lebst in Berlin oder so 🙂
Hi Verena,
danke für deinen berechtigen Einwurf. Und ich denke, dass die Betroffenen ihre Geschichte gar nicht vergessen sollen, denn sie ist ja ein wichtiger Bestandteil. Eher vielleicht ab und an mal sich trauen zu glauben, dass auch eine Änderung des Lebensromans möglich ist, wozu sie selbst beitragen können 😉
Deshalb höre ich mir Geschichten immer gerne an und freue mich, wenn ich Ideen aufzeigen kann, die derjenige oder diejenige bis dato noch nicht in seinem Erzählrepertoire hatte.
Liebe Grüße ans Oberjoch, wir sollten mal ne Runde zusammen Langlaufen gehen 🙂
Mischa
Hey Mischa, das Oberjoch grüßt zurück. Das mit dem Langlaufen ist ja eine super Idee! Ich wollte schon lang mal langlaufen gehen! Nur fehlt im Moment der Schnee!!! 🙂 Hier “föhnt” es nämlich gerade enorm! Ich nehm dich aber auch gern mal mit auf einen schönen Bergspaziergang. 🙂
Glg, Verena
Danke Mischa für den aufbauenden Beitrag 🙂
Hi Malin,
es war mir eine Freude 🙂
😀
Ich finde, du könntest jetzt zum Story-Killer werden: Wie Sie ihre hinderlichen, langweiligen und ausgelutschten Einbahnstraßen-Geschichten in einer Sitzung loswerden.
Ich melde mich hier mit an! 🙂
Besonders geschmunzelt habe ich bei #2 Die Lifestyle-Business-Königin. Herrlich!
Toll, dass es dich gibt – mit und ohne Geschichten 🙂
Liebe Grüße,
Carolin
Ach menno, Carolin, damit nimmst du doch den Menschen ihr liebstes Spielzeug. Das kann ich nicht verantworten 😉
Wunderbar, so lustige und lebensbejahende Menschen wie dich kennen zu dürfen.
Alles Liebe und bis bald mal wieder
Mischa
Autsch! Habe mich in deinen Zeilen wieder gefunden :D.
Danke! Da darf ich wohl mal drüber nachdenken…
Tut es gleich so weh? Na ja, ein bisschen nachdenken schadet ja nie 😉
Liebe Grüße
Mischa
Lieber Mischa, du weißt ich verfolge deine Fortschritte schon eine ganz Weile und freue mich sehr für dich. Dein Bericht hat mich zugegebenermaßen etwas getroffen. Ich frage mich, wievielte Anläufe hast du gebraucht, oder brauchst du heute für neue Mutschritte? Ich starte immer wieder neu und es kostet mich sehr viel Kraft, mich nur mit einer möglichen Zukunft zu beschäftigen. Wie du weißt bin ich arbeitslos und brauche eine neue Perspektive. Als Chemielaborant will mich keiner mehr. Was ich gerne machen würde, wäre eine Ausbildung zum Entspannungspädagogen. Das fühlt sich SO richtig an im Bauch und ich bin total begeistert über die Ausbildungsinhalte. Und trotzdem bricht die sch… Angst durch (die man ja ach so lieb haben soll) Es macht mir total Spaß und trotzdem muss ich immer wieder abbrechen und Pause machen, schlafen. Neue Kraft schöpfen für einen neuen Anlauf. Ich bekomme meine Geschichte nicht abgeschüttelt. Wie soll das gehen? Jeder Tag ist ein neuer Tag. Also weiter soweit die Füße, bzw. der Kopf trägt. So nu gab’s doch wieder langweilige Geschichten. Dir wünsche ich weiterhin neue aufregende und aufbauende Geschichte 🙂