Wir nannten sie die Feldherrin. Ihr Markenzeichen: resolutes Auftreten, bestimmender Ton, Widerrede wird nicht geduldet. Abend für Abend zog sie ihre Bahnen im Schwimmbad der psychosomatischen Klinik. Am zweiten Tag meines Aufenthalts traf ich dort auf die ältere Dame und bekam meine Belehrung: “Brauchst nicht glauben, dass du hier geheilt wirst. Ich bin zum siebten Mal da und nichts hat sich gebessert. Die Klinik taugt nichts.”
Auf meine sanfte Nachfrage “Warum kommst du dann jedes Mal wieder hierher?” antwortete sie: “Weil es hier ein tolles Schwimmbad gibt und herrliche Natur. Das ist für mich wie 5 Wochen Ferien mit Vollverpflegung.”
Ich gestehe, dass ich damals im ersten Moment ein wenig verwirrt war und mich fragte, ob die Feldherrin vielleicht recht hat und bei uns Verrückten gar keine Hoffnung auf Besserung besteht. Mit ein wenig Abstand wurde mir klar: Nein, sie liegt komplett daneben. Es handelte sich nur um ein Muster, dass ich aus vielen Jahren mit Angst und Depression allzu gut kannte: Leiden ist schöner als Veränderung.
Wieso sollte jemand freiwillig leiden?
Das klingt auf Anhieb ziemlich balla-balla. Leiden tut doch weh. Wieso sollte jemand freiwillig leiden, wenn er durch Veränderungen sein Leben positiv gestalten könnte?
Ganz einfach: Weil Leiden zwar weh tut, aber so herrlich bequem ist. Leiden heißt nämlich auch, bemitleidet zu werden. Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein unerschöpfliches Thema und eine Ausrede für viele unbequeme Dinge zu haben. Den Satz “Das geht aber nicht, weil …” zu kultivieren und bis zum Exzess auszureizen.
Schöner Leiden heißt vor allem, sich vom Ursprung der Ängste, der Traurigkeit, des Schmerzes, der mangelnden Energie abzukoppeln. Frei nach dem Motto: Mein Leben wäre eigentlich super, wenn in meinem Kopf nicht so komische Sachen herumspuken würden und mein Körper endlich mal das machen würde, was ich von ihm will.
Dieser Patiententypus war in der Klinik gar nicht mal so selten anzutreffen. Check-in – Ihr habt 5 Wochen Zeit, meine Seele gesund zu machen – Check-out. Dummerweise funktioniert das Prinzip “Haxen gebrochen – Gips hin – Gips weg – Haxen wieder okay” nicht für die Psyche.
Knöpfchen drücken und alles ist wieder gut?
Denn du bist nicht getrennt von deinem Körper und deinem Geist. Niemand kann einfach mal ein Knöpfchen drücken und alles wird wieder gut. Und auch das mit den bunten Pillen funktioniert nur bedingt und bringt noch ziemlich viele hässliche Begleiterscheinungen mit sich.
Du kannst dein Leiden nur verringern, wenn du bereit bist, die dahinter liegenden Themen anzuschauen. Und zwar nicht durch einen schnellen Schwenk mit dem Fernglas, sondern am besten mit der Lupe. Ob du es willst oder nicht: Du bist aktiv gefordert, ehrliche Antworten auf die Fragen: “Warum bin ich so, wie ich bin? Warum geht es mir so, wie es mir geht? Was kann ich tun, damit ich künftig nicht mehr so viel leiden muss?” zu geben. Und nicht zu denken: “Hoffentlich geht das bald wieder weg.”
“Schöner Leiden” war auch lange Zeit mein Lebensmotto. Immer mit dem Hintergedanken, dass so eine kleine Wunderheilung mich endlich in mein gutes, angstfreies Leben zurück katapultieren soll. Bis ich gemerkt habe, dass es dieses Leben sowieso nie gab …
Wenn die Freunde nicht mehr therapiert werden wollen
Als es bei mir endlich, endlich den Schalter umgelegt hat, habe ich kapiert: Ich kann ja selbst richtig viel zu meinem Glück beitragen. Dank dieser Erfahrung bin ich aber umso ungeduldiger im Umgang mit anderen Menschen geworden. Vollkommen beseelt von meinen positiven Veränderungen habe ich in der ersten Zeit nach der Klinik keine Möglichkeit ausgelassen, Freunden von ihren Veränderungsmöglichkeiten zu erzählen. Bis eine Freundin zu mir sagte: “Bitte hör auf mich zu therapieren.”
So lebe ich meinen Missionarsdrang nun an meinen armen, wehrlosen Lesern aus. Hahaha, Spaß beiseite: Das Thema “Leiden ist schöner als Veränderung” drückt bei vielen Menschen bewusst oder unbewusst einen Knopf. Vielleicht denkst du dir schon die ganze Zeit: “Dem würge ich aber nachher einen saftigen Kommentar zu diesem Schmarrn rein”, oder hast gerade zu deinem Partner gesagt: “Der schreibt ja einen Käse zusammen. Wenn der wüsste, wie MEINE Situation ist …”
Weiß ich nicht, zugegeben. Ich weiß, dass es bei manchen Menschen ein kürzerer, bei manchen ein längerer und ziemlich steiniger Weg ist, um Verbesserungen zu erreichen. Vor allem aber weiß ich, dass es immer einen Weg gibt, die Lebensqualität zu erhöhen und das Leiden zu verringern. Zumindest solange die eigenen Handlungsoptionen noch nicht ausgereizt sind.
Wer Mut sät, kann auch mal Hohn und Spott ernten
Weil ich diese Haltung so offen vertrete, bekomme ich oft Gegenwind. Wenn du hier schon länger liest, kennst du meine Erfahrungen, die ich in Foren und Facebook-Chats zum Thema Angst und Panik gemacht habe. Damals habe ich in meinem nicht mehr ganz jugendlichen Überschwang meine Geschichte erzählt und dachte, ich könnte ein wenig Motivation und Mut stiften. Stattdessen schlugen mir Hohn, Spott und teilweise fast schon Hass der langjährig Leidenden entgegen. Der Tenor: Wer eine schwere Angsterkrankung hat, wird die nie mehr los. Wenn jemand etwas anderes behauptet, dann lügt er oder das könne nur an starken Medikamenten liegen.
Diese Menschen haben sich so perfekt in ihrem Gefängnis des Leidens eingerichtet, dass Meldungen über gelungene Ausbruchsversuche einfach nicht stimmen dürfen. Eine Weile habe ich mich noch gewehrt, argumentiert, dann aufgegeben. Mir war klar geworden: Es ist okay, wenn jemand lieber jeden Tag 10-mal über seine ausweglose Situation schreibt und von allen Seiten Mitleid bekommt, als sich Gedanken über mögliche Auswege zu machen.
Für sie ist Leiden schöner als Veränderung. Es gibt Sicherheit und schützt einen davor, das Leben selbst in die Hand nehmen zu müssen. Sonst müssten sie sich Dinge anschauen, wie möglicherweise:
- ihre Beziehung, die schon längst kaputt ist
- ihre Freunde, denen sie nur geben und nichts zurückbekommen
- ihr Selbstwertgefühl und die mangelnde Akzeptanz der eigenen Person
- ihre ungesunde Art der Ernährung und Lebensführung
- ihr Vermeidungsverhalten
- ihren Medienkonsum
- ihren von innen oder von außen produzierten Dauerstress …
… und noch so einiges mehr.
Wenn du solche Prozesse zulässt, könnte dir klar werden, dass dein Leben gar nicht so super ist und nur dein Kopf spinnt. Sondern dass Körper und Geist deshalb rebellieren, weil du durch das andauernde Verhindern von Veränderung einen Teil oder sogar einen Großteil deines Leidens selbst geschaffen hast.
Peng und los
Bei einigen macht es dann Peng. Sie stellen fest, dass das Leben nach dem Leiden viel schöner sein muss und brechen auf. Sie entscheiden sich für die Unsicherheit der Veränderung und begeben sich mit vollem Bewusstsein auf das Glatteis des Lebens. Manchmal brechen sie dabei kurz ein, aber ihre Rettungstruppe ist stets aktiviert.
Mit zunehmender Dauer werden die Schritte sicherer. Diese Menschen strahlen so viel Lebensfreude, so viel Mut und so viel Weisheit aus, weil sie die vielleicht wichtigste Lektion des Lebens verstanden haben: Der Traum von der Wunderheilung wird nur wahr, wenn du selbst aktiv dazu beiträgst.
Von einigen dieser Menschen wird hier in den nächsten Monaten zu lesen sein. Ich freu mich drauf. Ich hoffe, du auch. Denn genau genommen ist das Leben mit schmerzhaften Veränderungen immer noch 1000-mal schöner als das Leiden.
Lass uns 2016 zu dem Jahr machen, in dem wir uns gegenseitig noch mehr zu unbequemen Schritten motivieren! Und in dem wir allen Feldherrinnen der Welt zeigen, dass sie doch nicht recht haben.
P.S.: Auch wenn ich die Lektion des Lebens verstanden und schon vieles auf den Kopf gestellt habe, drücke auch ich mich noch oft genug vor Veränderungen.
P.P.S.: Und du?
Verdammt. Erwischt.
Da ist auf jeden Fall eine Menge wahres dran. Umgemünzt auf sein komplettes Leben oder aber nur Teile davon.
Das Schöne bei mir ist nur: ich weiß es das ich leide und faul bzw. bequem bin.
Das Schlechte: zu eingefahren um es zu ändern.
Aber, Schritt für Schritt.
Robert, allein es einzusehen ist schon der erste Schritt 😉
Hi Robert,
ich hätte bei dem Text jetzt wahrscheinlich zuletzt an dich gedacht. Du bist ja schon mittendrin in Veränderungen und Neuerungen. Und außerdem sowas von faul und bequem, dass du bei 0 Grad ein paar Tausend Höhenmeter rennst 😉
Schritt für Schritt die Dinge anzugehen, ist eh das Beste. Auch wenn wir da an dem ein oder anderen Glaubenssatz noch arbeiten müssen 🙂
Liebe Grüße
Mischa
Guten Tag,
Das klingt alles sehr gut und da ist auch echt viel dran. Wäre gerne in einer Gruppe wo man sich austauschen kann und vielleicht auch Freunde finden kann.
Meine Freunde verstehen das alles nicht so ganz
Liebe Grüße
Hi Stephanie,
es gibt heutzutage so viele Selbsthilfegruppen. Hast du schon einmal recherchiert, ob da irgend etwas für dich dabei ist?
Was ist denn so dein Kernthema, das dich beschäftigt bzw. über das du gerne reden würdest?
Liebe Grüße
Mischa
Hallo Mischa,
boah hammergeiler Beitrag! Bravo!
Ich bin aus meinem Leiden erst mit 28 rausgegangen! Ein Leben nach dem Leiden ist tatsächlich unfassbar schön. Jeder, der noch im Leid schwimmt und aus seiner Opferhaltung nicht rausgeht, weiß gar nicht wie schön es sein kann. Es gibt so viele Menschen, die sich an ihren Krankheiten festhalten, weil sie ihre gesamte Aufmerksamkeit daraus beziehen. Genauso viele Menschen möchten die Wahrheit über ihr Leiden nicht wissen. Sie möchten die Verantwortung für ihr Leben nicht übernehmen. Ich habe immer gelitten, weil ich mich nicht anstrengen wollte. Aber du kannst das Leben nicht um seinen Schmerz betrügen: Wenn du dich jetzt nicht anstrengst, deine Ängste überwindest, dich um deine Gesundheit kümmerst, Sport machst- dann wirst du alt, traurig und fett. Ist das ein schönes, bequemes Leben? Ich denke nicht.
Alles Liebe!
Hi Katharina,
wow, hammergeiler Kommentar! 🙂 Danke dir!
Ach wäre ich froh, wenn ich das mit 28 schon kapiert hätte. Insofern Glückwunsch an dich, dass du Verantwortung übernommen hast.
“Du kannst das Leben nicht um seinen Schmerz betrügen.” – vielen Dank für diesen super Satz.
Liebe Grüße
Mischa
Du sprichst mir aus der Seele ?
Danke für den treffenden Text.
Ich hoffe, dass noch viele Menschen diese Zeilen lesen und zum Nachdenken angeregt werden – auch mit dem Risiko, dass sie aus ihrer Abwehrhaltung heraus zuerst mal lauthals dagegen einstehen….
Eigentlich schon unglaublich, wieviel Energie solche Menschen darauf verwenden, ihr Leid und ihre Opferrolle auch noch nach Kräften zu verteidigen!!
Liebe Grüsse, Natalie
Hi Natalie,
gern geschehen 🙂
Ja, wir Menschen neigen einfach gerne dazu, die Ursachen lieber im Außen als im Innen zu suchen. Dummerweise bringt uns das nicht weiter. Erst, wenn der Leidensdruck hoch genug ist …
Liebe Grüße
Mischa
Ein Beitrag, dem ich nur zustimmen kann.
Meine Perspektive war die eines Außenstehenden, die Betroffene eine meiner engsten Vertrauten. Nach Jahren des Zuredens und Beistehens, habe ich diese opferhaltung ihrerseits nicht mehr ertragen und mich anstelle des ewigen Mitleids und der Aufmerksamkeit die sie in ihrer Halung nur bestätige, dagegen entschieden so weiter zu machen. Auf Konfrontationskurs versuchte ich an den Menschen zu appellieren, der sie abseits ihrer Depressionen war und sie nicht über diese Krankheit zu definieren. Für sie nun der Grund die jahrelange Freundschaft zu beenden, immerhin gibt es noch genug Leute die bereit sind mit ihr die Wunden zu lecken…ich hoffe nur, dass auch sie irgendwann ihren Schalter umlegen kann und erkennt, dass das Leben mehr zu bieten hat als das scheinbar ewig andauernde Leid…
Hi Sandra,
lieben Dank für deinen Kommentar.
Deine Sichtweise finde ich super spannend, weil eine gute Freundin von uns, die etwas weiter weg wohnt, mit einer Freundin vor Ort dieselbe Herausforderung hat. Am Anfang war es einfach das Kümmern und Mitfühlen. Doch trotz diverser Therapien bewegt sich null. Stattdessen immer dieselbe Leier und die Ansprüche an andere, sie zu unterstützen und dauernd zu betreuen. Und das kann und darf auf Dauer nicht funktionieren, weil die du damit einen gesunden Menschen auch noch krank machst …
Deinen gewählten Ansatz finde ich übrigens super: Man ist nicht eine Diagnose, also Depressiver, Angsterkrankter, etc., sondern in erster Linie Mensch. Und in dem Menschen steckt außer der Krankheit noch sooo viel Gutes und Schönes, dass gar kein Grund zu unendlich langem Leiden besteht, sondern es viele Ansatzpunkte für Heilung gibt.
Ganz liebe Grüße
Mischa
Ein klasse Beitrag, danke dafür!
Ich möchte auch nicht mehr leiden, leider kommen immer mal wieder Phasen in den es mir sehr schlecht geht. Ich habe mittlerweile ein paar Dinge die ich tun kann um mich da wieder raus zu katapultieren aber es ändert ja nichts daran, da es halt Hochs und Tiefs gibt. Ein Leben im dauerhoch ist eine Illusion und man belügt sich damit ein Stück selbst.
Grüße
Chris
Hi Chris,
genau so ist es: Niemandem geht es jeden Tag gleich gut. Die Kunst liegt darin, Hochs und Tiefs als völlig normal zu akzeptieren und sich immer wieder zu sagen: Auch das geht vorbei. Sprich in den Hochs nicht zu übermütig werden und zu glauben, dass das Glück ewig anhält. Und in den Tiefs das feste Wissen zu haben, dass in den Werkzeugkasten im Lauf der Zeit einige gute Werkzeuge gelandet sind, mit denen man wieder am Aufschwung basteln kann und nicht mehr so tief fällt wie früher.
Liebe Grüße und alles Gute
Mischa
Ja – genau das ist es doch – schauen wir uns doch das Leben selbst an: da sind Tag und Nacht, Ebbe und Flut, Sommer und Winter – unsere inneren Hochs- und Tiefs folgen nur den ewigen Kreisläufen der Natur. Nix anderes – wenn ich das akzeptieren kann, hab ich schon viel gewonnen.
Oder wie meine Tanz-Trainerin beim Walzer immer sagt, wenn meine Knie kreischen – “Tiiief runter damit Du mit Schwung wieder hoch kommen kannst – so wie Du auf Skiern den Hang runterrauschst, um gegenüber die Böschung wieder hochzukommen..” Zugegeben – ich hab ne Weile gebraucht bis ich das akzeptieren konnte 😉
Schöne Beispiele, Katrin 🙂
Danke dir!
Hi Mischa,
du hast ja soo recht!
Solche in ihrer Opferhaltung stecken bleibenden Menschen habe ich auch kennen gelernt. Und gelegentlich ertappe ich mich selbst noch dabei.
Sich aus erlernter Hilflosigkeit zu befreien, ist halt leider nicht so einfach,
sondern auch eine Sache der Übung.
Das macht es notwendig, immer wieder eigene Grenzen zu überschreiten, massivst die eigene Komfortzone zu verlassen bis man dann endlich merkt, dass es doch gar nicht so schlimm ist.
Du selbst bist da doch das beste (und immer wieder motivierende) Beispiel!
Liebe Grüße
Astrid
Hi Astrid,
natürlich ertappe auch ich mich dabei und nehme mich da gar nicht aus. Aber immerhin kenne ich jetzt das dahinter liegende Muster und weiß, dass die Lösung niemals mehr der Rückzug ins Leiden sein kann, sondern sich die Situation anzuschauen und zu fragen, was nun für Schritte nötig sind.
Und du hast recht: Am Ende ist alles halb so schlimm 🙂
Liebe Grüße
Mischa
Lieber Mischa,
Was für ein grandioser Beitrag! Für mich ist es als hättest du meine Gedanken der letzen Woche auf den Punkt gebracht. All das was du schreibst, geistert mir intensiv durch den Kopf und ich kann für mich nur sagen, wie unendlich dankbar und auch stolz ich bin, diesem leiden ein Ende gesetzt zu haben, dass ich mich aus diesem Kreislauf endlich befreit habe. Klar gibt es immer wieder kleine Rückschläge, aber die seh ich heute anders, ich nehme sie gerne hin, weil ich weiß dass es für mich ein Hinweis ist: als ob jemand mich anstupst und sagt, schau mal da, ja genau schau da hin was ist da los. Ich kann nur sagen, aus dem Leid herauszukommen aus eigener Kraft ist großartig, es beflügelt und verändert dein komplettes vorheriges, jetziges und kommendes leben. Was habe ich mich gefeiert als ich nach ewiger Zeit alleine Aufzug gefahren bin oder alleine über Nacht zuhause geblieben bin.
Für viele sind die Ängste die mich lange begleitet haben und auch immer noch begleiten, die panikattacken und auch die Depression nicht zu verstehen und sie wollen es auch meist nicht, denn die Menschen in einem Umfeld, die diese Erkrankungen abtun sind meist schon schlimmer in ihrem eigenen leid verhaftet und blocken alles ab was mit Prozess zu tun hat. Das macht es aber leider auch schwer, wenn man selber in der Veränderung ist, mit Menschen die das leid für sich nutzen und darin ihr komplettes Umfeld einbinden und nicht annähernd in die eigenaktivität kommen, mit denen viel intensive Zeit zu verbringen. Also mir fällt das dann total schwer und ich fühle mich, als ob sie mich mit reinziehen wollen und für mich gibt es dann nur die Möglichkeit der offenen Worte und dann häufig der Distanz. Denn ich entscheide für mich und das ich so weit bin, macht mich unendlich dankbar und glücklich.
Sorry Leute für den langen post, aber irgendwie musste das mal raus. Ich kann nur allen die verstanden haben, dass nur sie selber was ändern können, Mut machen dranzubleiben und jeden Schritt, jeden kleinen Erfolg zu feiern und sich selber wieder zu lieben und stolz auf sich zu sein. Vertraue auf dein Gefühl, auf deine Stärke und warte nicht bis morgen.
Eure lisa
Hi Lisa,
ein super Aufruf von dir! Ich hoffe, den lesen ganz Viele und sehen, dass ich da nicht nur krude Theorien verbreite, sondern dass es viele Menschen wie dich gibt, die ihr Schicksal in die Hand nehmen und dabei einiges riskieren.
Ich finde es klasse, was du machst, wie du es machst. Und vor allem, dass du gelernt hast dich abzugrenzen und dass du dich für deinen Erfolge feierst. Das war auch in der Klinik immer die Frage “Sind Sie stolz auf sich?” Irgendwann konnte ich am Ende sagen: JA!
Liebe Grüße und mach weiter so!
Mischa
Hallo!
Ich finde diesen Artikel knackig und ehrlich. Und das schreibe ich als Therapeutin, die immer wieder diese Erfahrung macht: Ist der Gewinn höher als der Verlust, bewegt sich nichts. Nur ist dieser Gewinn sehr oft nicht bewußt und übrigens sehr legitim. Wer will schon etwas wichtiges verlieren? Ich habe ihn auf meiner Seite sogar für Klienten geteilt (ich hoffe, das ist ok:-)), denn vermutlich erkennen sich einige wieder. Danke und beste Grüße! Bea
PS: Schöner Blog!!
Hi Bea,
und wie okay das ist! 🙂 Der Artikel ist irre oft geteilt worden. Scheinbar habe ich damit mal so richtig einen Nerv getroffen. Das war mir beim Schreiben in der Dimension gar nicht bewusst 😉
Vielen Dank für das Kompliment und liebe Grüße
Mischa
Frohes Neues Mischa,
ja das stimmt leider, Eigenverantwortung zu übernehmen ist schwer und kann auch weh tun. Ich weiß auch nicht immer, wie ich mit solchen Leuten umgehen soll.
Grüße
Dario
HI Dario,
dir auch!
Ich sehe das mit dem Umgang so: Wenn jemand akut leidet und gerade nicht weiter weiß, dann helfe ich gerne mit allem, was ich kann und gelernt/erfahren habe. Wenn ich aber merke, dass sich jemand nach der akuten ersten Phase trotz Hilfe gar nicht bewegt und einfach auf die Wunderheilung wartet, dann kann und will ich mich nicht mit reinreißen lassen. Derjenige ist dann einfach noch nicht so weit und muss selbst erfahren, wann für ihn die Zeit des Handelns und der Veränderung gekommen ist. Da können wir von außen leider nichts bewegen.
Liebe Grüße
Mischa
Lieber Mischa,
dir ein frohes neues Jahr 2016! Ich habe mich sehr über deinen Artikel zu Veränderungen gefreut – erst vor ein paar Tagen habe ich ebenfalls etwas dazu auf meinem Blog veröffentlicht. Ich glaube der wichtigste Schritt ist die Entscheidung zur Veränderung – von ganzem Herzen und ohne wenn und aber und schau mal wie arm ich dran bin. Für mich hat sich herausgestellt, dass wir uns zum Zeitpunkt des Entschlusses dann übermotiviert an die Arbeit machen und enttäuscht sind, dass unser Leben nicht “mal eben” verändert ist. Wir starten mit Vollgas und angezogener Handbremse und wundern uns dann, wenn uns der Sprit nach einer viel zu kurzen Sprintstrecke ausgegangen ist! 😀
Vielleicht hast du ja Lust auch mal auf meiner Seite vorbeizuschauen!
Ganz liebe Grüße!
Miri
Hi Miri,
dir auch ein gutes neues Jahr! Deinen Artikel dazu schaue ich mir gerne mal an. Auch sonst finde ich das Thema Pferde aus therapeutischer Sicht super interessant und hatte da schon tolle Erfahrungen.
Liebe Grüße
Mischa
Hi Mischa.
Sehr schöner treffender Text. Danke
Er beschreibt auch mich gut und es ist eine sehr klebrige und zähe Suppe die ich mir da in all den Jahren eingebrockt habe, aus der ich heraus klettern muss.
Ich finde es auch sehr schön wieviel positives feedback du bekommst.
Ich frage mich aber auch warum die Therapeuten, in meiner Vergangenheit, nicht dazu in der Lagen waren mir das zu sagen, klar und offen. Warum sind diese Fachleute nicht in der Lage gewesen mit mir und bei mir nach dem GRUND für dieses Verhalten zu suchen und eigendlich dazu beigetragen haben die Suppe noch zäher und klebriger zu machen indem sie die Schuldigen in der Familie gefunden bzw. bestätigt haben oder in der Schule, Ausbildung, Arbeitgeber, Partner usw usw. Diese Menschen mir mein “Opfer” Status bestätigt haben und empfohlen haben das ich mein Selbstvertauen stärken muss, mir nicht alles gefallen lassen soll, mich lösen soll, das ich ja keine Schuld trage, mir keine Vorwürfe machen muss, nicht anders reagieren konnte ……………………………………………….
Isch krich grad Hals wenn ich an all die verschwendeten Jahre denke
und: Nein! ich will jetzt keinen neuen Verantwortlichen für meine Situation suchen und mich weiter in meiner Opferrolle suhlen, ich weiss das ich es bin und das es an mir liegt wie weit ich komme bzw kommen will, aber dabei haben mir die Menschen im Internet geholfen, Menschen wie z.B. Mischa. Dadurch habe ich gelernt worauf ich auch bei professioneller Hilfe zu achten habe, damit sie mich auf meinen Weg auch wirklich weiterbringt
Hi Ashahie (was für ein schöner Name!),
das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du da ansprichst: Ich kenne im familiären Umfeld und bei Freunden auch einige, die so “therapiert” wurden. Nur in alten Sachen herumwühlen, möglichst viele Schuldige finden und dann wird alles gut. Wird es natürlich nicht, weil du statt zu vergeben weiter den Zorn mit dir rumträgst und voll aus der Verantwortung für dein Leben genommen wirst.
Aber siehst du es wirklich als verschwendete Jahre? Ich bin für jedes Jahr dankbar, egal wie beschissen es war. Das alles hat dazu geführt, dass ich heute da bin, wo ich bin und wie ich bin.
Mir gefällt deine Einstellung auf alle Fälle sehr gut und es spricht viel Kraft aus deinen Worten. Und wenn du ab und an hier vorbeischaust, umso schöner 🙂
Ganz liebe Grüße und alles Gute
Mischa
Wie wahr, wie wahr …!
Und obwohl es nicht 100%ig zu deinem Thema passt, habe ich diese Erfahrung damals auch gemacht, als ich Hundetrainings gegeben habe.
Da buchen die Leute einen Trainer, damit sich der Hund z.B. weniger aggressiv verhält, aber in Wirklichkeit wollen sie das Verhalten gar nicht ändern.
1. weil sie dann aktiv daran arbeiten müssten
2. weil es evtl. stellvertretend für ein eigenes Thema steht.
Vielleicht traut sich der Hund nämlich, ab und zu mal “das Maul aufzumachen”, was sie sich selber nie erlauben würden!
Dann wird zwar, weil es sich so gehört, ein Hundetrainer gebucht, aber eigentlich soll sich nix ändern.
Ich weiß, ich bin ein wenig abgeschweift 😉
Aber wie Bea es bereits geschrieben hat: Es geht um eine unbewusste Gewinn-Verlust Rechnung.
Liebe Grüße
Nima
Hi Nima,
ich finde das Beispiel gar nicht so abwegig weit weg, sondern das trifft den Kern der Sache ganz gut: Ich will einen Zustand X erreichen, ohne etwas dafür zu tun. Und deswegen bewegen wir uns nicht, saufen und fressen zu viel und den größten Scheiß, stressen uns den ganzen Tag und führen dann den Idealzustand dank lustiger Hilfsmittel der Pharmaindustrie wieder herbei …
Liebe Grüße
Mischa
Lieber Mischa,
vielen Dank für diesen äußerst bemerkenswerten Beitrag. Unglaublich treffend auf den Punkt gebracht und bestens bekannt aus meiner eigenen Praxis.
Dir alles liebe, Jutta
Hi Jutta,
gern geschehen! 🙂
Liebe Grüße
Mischa
Hey Mischa,
Toller Artikel mit vielen wichtigen Sachen, die Du da sagst.
Bei mir hat es “Klick” gemacht als mir klar wurde: Nur ich kann mein Leben leben. Niemand sonst.
Wir neigen dazu uns auf die anderen zu verlassen. “Mir würde es ja besser gehen, wenn der und der endlich nicht mehr so und so wäre”… Das kann man wunderbar vor sich her schieben und die eigene Verantwortung ablehnen. Und so kommt man keinen Millimeter weiter. Garantiert!
Einen Schritt braucht es aber vor der Veränderung: Die Akzeptanz. Wer seine Probleme nicht anerkennt, dass sie da sind (und da sein dürfen) hat große Schwierigkeiten seine Veränderungen langfristig umzusetzen. Veränderung ohne Akzeptanz ist ein Kampf gegen sich selbst. Der führt nur noch weiter hinab.
Das ist was ich persönlich bei mir als auch bei meinen Patienten erlebe: “Ich habe doch schon so viel gemacht und getan, aber es bringt eh nichts” Und dann kommt man schnell in eine Hoffnungslosigkeit und fragt sich, warum das die anderen alle schaffen… Die Antwort lautet Akzeptanz in vielen Fällen.
So danke nochmal für diesen tollen Beitrag. Ich hoffe da war noch etwas hilfreiches in meinen Beitrag dabei. Alles Gute
Sandro
Hi Sandro,
vielen Dank für die hilfreiche Ergänzung! Bei mir war es in der Tat auch so, dass ich erst dann bereit zu Veränderungen war, als ich vor allem mich (und meine Ängste) annehmen konnte und nicht mehr geglaubt habe, ich müsste sie durch Konfrontation bekämpfen.
Liebe Grüße
Mischa
Hallo Mischa ich les schon eine Weile still mit.Jetzt bin ich leicht irritiert von deinem Satz.” als ich vor allem mich (und meine Ängste) annehmen konnte und nicht mehr geglaubt habe, ich müsste sie durch Konfrontation bekämpfen.”
Wenn man Angstauslösende Situationen nicht mehr vermeidet Konfrontiert man sich im Umkehrschluss doch.
Kannst du das bitte erläutern….
Und danke für den Beitrag regt sehr zum nachdenken an
Liebe Grüße
Jey
Hallo Jey,
danke für deinen Kommentar.
Ich weiß, dass das erstmal “komisch” klingt. Denn viele meinen, dass der beste Weg sei, immer die Dinge zu tun, die einem Angst machen, um sich daran zu gewöhnen.
Das funktioniert, wenn es sich noch um ein paar einzelne Ängste handelt und noch keine Panik = Angst vor der Angst im Spiel ist. Ist die Schwelle nämlich überschritten, bringt einem oft das pure Konfrontieren nichts mehr. Im Gegenteil: Du zwingst dich zu Dingen, vielleicht weil es dein Therapeut vorschlägt, hast aber nicht die passende Einstellung dazu. Du vertraust dir nicht, dass du es schaffen kannst und rennst damit oft gegen die Wand. Und am Ende machst du dir Vorwürfe, dass du unfähig bist, deine Ängste zu bekämpfen.
Und das ist der springende Punkt: Du wirst Ängste nicht durch Kampf los, sondern durch Annahme und Loslassen. Ich hatte erst dann keine Panikattacken mehr, als ich kapiert habe, dass die Angst gar nichts Schlimmes ist, sondern mir nur signalisiert hat, dass da einige Sachen in meinem Leben nicht passen.
Erst als ich eine andere Einstellung zur Angst und zu mir selbst entwickelt habe, war ich fähig, mich meinen früheren Angst-Themen zu stellen. Also es ist natürlich gut, Angst nicht zu vermeiden. Doch meistens funktioniert es erst dann, wenn du nicht mehr in dem Modus “Ich gegen die Angst” bist.
Klingt das plausibel für dich?
Liebe Grüße
Mischa
Hallo Mischa,
ich bin begeisteter und intensiver Leser Deines wunderbaren Blogs.Da hast Du echt was tolles “gezaubert”, das viele Menschen erfreut und Mut macht!!!
Nichtsdestotrotz kann ich bei diesem Thema nicht so Recht zustimmen…
Aus meiner langjährigen persönlichen Erfahrung mit psychischem Leid meine ich sagen zu können: Wille und Handeln reichen oft trotzdem nicht, nachhaltige Verbesserungen herbeizuführen.
Esoterik, Glaube,Therapie,Medikamente,Lebensänderungen…viele versuchen vieles und kommen doch immer wieder an ihre psychischen Grenzen (ich bin auch einer…).Schicksalsschläge wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Verlust und andere nicht beeinflussbare Dinge tun ihr übriges.
“Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied”…kann ich definitiv nicht unterschreiben!
Trotzdem gilt natürlich:Hoffnung nicht aufgeben und weiter versuchen, das Beste draus zu machen!!Auch und besonders nach Rückschlägen.
Umsomehr freu ich mich für Dich und alle Anderen, die ihr “Leiden” durch was auch immer verabschieden konnten.
LG und “weiter so”
Gebs
Servus Gebs,
Dankeschön für das Riesenkompliment und deinen ersten Kommentar auf diesem Blog. Finde ich immer super, wenn sich Langzeitleser hier zu Wort melden 🙂
So wie du meinem Artikel nicht zustimmen kannst, kann ich leider deinem Kommentar nicht zustimmen.
Natürlich gibt es Schicksalsschläge, für die niemand Schuld trägt und die einfach passieren. Aber es ist immer ein persönlicher Spielraum da, wie ich nach der angemessenen Zeit der Trauer, des Schocks etc. darauf reagiere. Völlig egal, ob ein lieber Mensch gestorben ist, ich meinen Arbeitsplatz verloren habe, oder was auch immer. Es gibt viel Beispiele von Menschen, die sich dann aufgeben und bestimmt genauso viele Beispiele, die nicht auf Dauer die Opferrolle annehmen, das Geschehene als Teil ihres Lebens ansehen und gar nicht einsehen, dass sie dieses eine, kostbare Leben einfach aufgeben sollen, in dem sie den Kopf in den Sand stecken.
So Dinge wie Glaube, Meditation und Veränderungen können da wirklich einen großen Teil beitragen. Und auch, dass ich akzeptiere, wenn ich an meine psychischen Grenzen gelange. Dass ich auf meinen Körper höre. Dass ich meinen Körper und mein Seelenheil ganz bewusst in den Mittelpunkt all meines Tuns stelle. Und da behaupte ich, sind viele Menschen nicht bereit dazu. Schließlich ist der Satz “Das geht nicht” einfacher und damit geht das Leiden weiter.
Ich habe mich auch nicht ein für alle Mal aus dem Leiden verabschiedet. Ich gehe nur anders damit um. Niemand ist für immer geheilt. Auch ich muss jeden Tag schauen, dass ich meinen Kurs beibehalte, all die Dinge tue, die mir gut tun. Aber ich weiß, dass es an mir liegt. Ich kann es tatsächlich beeinflussen. Jede Minute. Wie ich denke, wie ich atme, was ich esse, wie oft ich mich bewege, mit welchen Menschen ich mich umgebe, ob ich Dinge tue, die mir Freude machen, ob ich verzeihen kann, ob ich achtsam bin: Das zählt alles dazu. Ja, das ist auch ganz schön anstrengend. Aber Leiden ist für mich die deutlich schlechtere Alternative.
Liebe Grüße
Mischa
Hallo Mischa,
danke für diesen Artikel und Deinen Blog! Ich stecke noch drin im Burnout, der bei mir ein totaler physischer und psychischer Zusammenbruch war. Aber es geht jeden Tag ein klitzekleines Stück bergauf. Dein Artikel gibt mir Energie, weiter zu machen. Raus aus der Unterdrückung, der Angst und der Fremdbestimmung. Mir ging es in der Klinik wie Dir: Als ich mitbekommen habe, dass ein Großteil der Patienten das x-te Mal da waren, hat mich das sehr bestürzt. Mit der Zeit habe ich erkannt, warum das so ist: “Betäubung” mit Tabletten und dann immer schön so weiter machen wie bisher, schien die Devise. Manch einer mit Burnout ging nachher direkt wieder in die gleiche Beziehung und auf die gleiche Arbeitsstelle. Ich bin nun schon seit 5 Monaten raus aus der Klinik und immer noch arbeitsunfähig. Ich hab das große Fass aufgemacht und mich nackig gemacht. Das ist schmerzhaft und wahnsinnig hart, aber ich weiß, dass es sich lohnt! Ich weiß nicht, wie lange ich noch brauche, bis ich wirklich durch bin mit der Sch…, aber ich lerne mich jetzt erst richtig kennen und merke, dass mein Leben bisher gar nicht mein Leben war. Das tut weh! Aber das Eingeständnis ist der einzige Weg, das in Zukunft zu ändern. Viele Grüße! Bianka
Hi Bianka,
lieben Dank für deine offenen und mutigen Worte!
Ich kann mir vorstellen, wie hart das ist, wenn du das große Fass aufgemacht hast. Aber später mal im Rückblick wirst du heilfroh sein, dass du es getan hast, auch wenn es sehr schmerzlich war.
Aus deinen Worten spricht viel Energie und Willen. Ich kann dich nur bestärken, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und dabei geduldig mit dir zu sein. Es ist nicht schlimm, wenn es nur in kleinen Schritten voran geht oder manchmal gefühlt auch rückwärts. Das gehört alles zum Heilungsprozess dazu.
Dir alles Gute und viel Kraft auf deinem Weg
Mischa
Hallo 🙂
ein sehr treffender “Artikel”, der mich – wie auch Gespräche mit meinem Therapeuten – zum Nachdenken anregt … Zugegeben, meine Lebenssituation war scheisse…ich habe viele Dinge geändert. .. 2 Jahre au, für meinen Job gekämpft, obwohl ich schon kurz davor war, aufzugeben… und jetzt? Jetzt isse wieder da, die Panik …. und ich schaue in alle möglichen Richtungen und finde keinen Weg …. Meine Familie ist toll, meine Freunde auch und eigentlich fühle ich mich pudelwohl …deshalb verstehe ich nicht, warum sie so mir nichts dir nichts zurück gekommen ist …. mein Arzt sagt: wahrscheinlich gehört die Angst einfach dazu und sie werden sie nicht los …. pffft – darauf habe ich keine Lust.
Ich bitte niemanden um Hilfe, weil ich weiß, dass ich es nur allein schaffen kann…und ich hasse es, auf meine Angst reduziert zu werden. … Aber das “wie” habe ich noch nicht gefunden.
Liebe Grüße,
die Dani
Hi Dani,
vielleicht geht es bei dir im Moment gar nicht um eine Veränderung, sondern erst einmal darum, dass du dir erlaubst, dich deiner Angst anzunehmen und sie genau anzuschauen. Ich weiß, das klingt sehr theoretisch, aber es funktioniert. Also einfach mal konsequent aufschreiben, was dich bewegt, wann die Angst kommt, wie du dann reagierst. Versuchst du sie zu vermeiden? Lässt du sie geschehen?
Mir hat es wahnsinnig geholfen, mich mit vielem Schreiben und vielen Gesprächen mit dem Thema auseinanderzusetzen. Oft sind mir erst währenddessen Dinge so richtig klar geworden, die ich mit Überlegen nie herausgefunden hätte. Dazu braucht man (leider) eine ziemlich schonungslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber – in allen Bereichen.
Ich hoffe, ich konnte dir damit ein wenig helfen und glaube fest daran, dass du einen guten Umgang mit der Angst finden wirst. Denn Angst haben wir alle. Nur in der Frage, wie wir darauf reagieren, unterscheiden wir uns.
Sieh es als Chance, dass da irgendwas ist, was du dir noch anschauen solltest. Zumindest gibt dein Körper dir ja klar dieses Signal.
Liebe Grüße und alles Gute!
Mischa
Ebenfalls erwischt…manchmal ist Veränderung schwer umzusetzen und das Leiden vermeintlich einfacher zu ertragen als Veränderung anzugehen.
Ich habe mich die letzten Tage auch nochmal intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt und dazu etwas geschrieben (siehe Link).
Vermutlich ändern manche Leute ihre Situation erst, wenn ein Grad der Unerträglichkeit erfolgt ist, der sie dazu zwingt Änderungen einzugehen. Aber oftmals bewegen wir uns nicht aus unserer Komfortzone heraus, weil wir Angst haben oder Faul sind.
Wobei Angst viele Gründe haben kann. Anders kann ich mir Leute auch nicht erklären, die zB eine fürchterliche Ehe über Jahrzehnte hinweg führen und sich dabei nur anschreien und psychisch gegenseitig quälen.
Ich habe im letzten Jahr einige Veränderungen in meinem Verhalten und meiner Einstellung vorgenommen und ich muss sagen, dass es mir gut tut. Und ich habe durch deinen Blog immer wieder Aha-Erlebnisse gehabt, die mich darin bestärken, dass man das alles angehen und zum besseren ändern kann.
Hi Remy,
ja, das ist ein Teufelskreis: Aus Angst vor der Veränderung bleiben wir ängstlich. Unter anderem auch deshalb schreibe ich diesen Blog, um zu zeigen, dass es immer einen Ausweg und einen Neustart gibt. Und dass sich so viel tun kann, wenn man den mutigen ersten Schritt macht.
Liebe Grüße
Mischa
Ha.
Da ist der Grund, warum eine Verhaltenstherapie anschlägt
– und da ist der Grund, warum ein Therapeut einen nur auf den Weg bringen kann
– und da ist der Grund, warum manche es nicht raus schaffen
– und da ist der Grund, warum mein Psychiater mir eine gute Prognose stellt
Mischa, oben nanntest Du das Wort Muster.
Sind sie nicht der Hauptgrund für unser Leiden?
Laufen wir nicht ständig davon, vor so vielem, was uns unangenehm erscheint?
Diese Muster zu erkennen, ihren Sinn und Zweck, ist der erste Schritt auf einem neuen Weg.
Manchmal komme ich mir vor als hätte ich in einer großen Illusion gelebt und täte das noch immer. Kognitiv verzerrte Muster, wo hin ich auch schaue. Gerade hier habe ich eines beschrieben. “…wo hin ich auch schaue” – erstens ist dieser Satz eine Übertreibung, zweitens beinhaltet er ein Alles oder Nichts. Meine Art des Denkens setzt unmittelbar oben drauf einen dicken Vorwurf. Komplett ist das Rezept, mich schlecht zu fühlen (“…wo hin ich auch schaue” impliziert für mich eine massive Übermacht -> Übertreibung. Dies katapultiert mich auf Alles oder Nichts-> alles muss Top sein. ->Daraus entsteht für mich der Vorwurf- “wenn du das so machst dann wird das nichts…” “so kann das nichts werden…” “da brauchst du dich nicht wundern…” etc. –>Frust, Rotation, Stimmungsschwankungen, feststecken sind die Folge.
Ich hoffe die Zusammenhänge sind verständlich, es ist fünf Uhr morgens :).
Ein sehr schöner Artikel.
Irgendwann macht es Klick, und es bietet sich die Möglichkeit, wahrhaftig an sich zu arbeiten. Dann sieht man hin, statt wegzulaufen, und lässt auch die unangenehmen Gefühle zu, denen man mit seinen Mustern verzweifelt zu entkommen versuchte.
Auch ich habe die Feldherrinnen und Feldherren kennengelernt.
Im ersten Moment nehmen sie einem den Mut.
Aber meist nicht für lange.
Gruß
Thomas
Lieber Thomas,
vielen Dank für deinen Kommentar. Auch wenn ich deinem Gedankengang jetzt nicht bis ins kleinste Detail folgen kann, gebe ich dir mit den Mustern absolut recht. Hinsehen statt wegschauen ist sowieso das Beste, wenn auch schmerzhaft.
Dabei dürfen wir es aber auch nicht übertreiben und vor lauter Hinsehen in die nächste Selbstzermürbungsfalle tappen. Sprich, es ist sehr gut, sich mit sich zu beschäftigen, aber dann auch okay, einfach mal wieder befreit zu leben, wenn man mal schöne Fortschritte gemacht hat, ohne sich zu Tode zu optimieren.
Liebe Grüße
Mischa
ein wirklich toller text! ich hatte beim lesen immer wieder “aha”-momente, in denen ich mich wiedererkannt habe..leider.
aber meine veränderung ist in arbeit. mein problem ist meine große ungeduld, es geht mir alles nicht schnell und perfekt genug. ein weiterer punkt an dem ich versuche zu arbeiten.
ich habe nur manchmal das gefühl, es bleibt garnichts von mir übrig, wenn ich all meine “baustellen” in angriff genommen habe, weil ich mich über die jahre einfach mit dieser angst und den problemen identifiziert habe. ich weiß garnicht, wer und wie ich ohne diese dinge bin.
Hi Silke,
Dankeschön für die Blumen 🙂
Was du beschreibst, ist bei Weitem kein Einzelfall. Wer sich in der Angst eingerichtet hat, weiß oft gar nicht mehr, wer man eigentlich hinter der Angst ist. Das herauszufinden, kann einen schon einmal erschrecken. Andererseits ist das auch total spannend und eine wunderbare Entdeckungsreise.
Du wirst es herausfinden, wenn du dich einfach traust, ganz viel von dem zu tun, was du wirklich in deinem Innersten willst.
Ganz liebe Grüße
Mischa
Hallo, da hast du aber mal recht mit diesem Beitrag.
Ich hatte einen Freund, der sich laufend über alles beschwerte,
er war auch als klinisch depressiv eingestuft, hatte mehrere abgebrochene
Therapien hinter sich.
Eines Tages , als wieder mal alles nur ´schlecht´ war, fragte ich ihn
gerade heraus: möchtest du das ändern?
Er war ein bißchen perplex und sagte: `Nein´.
Hi Aviv,
danke dir für diesen Kommentar, musste gerade laut lachen 🙂 Wunderbar, wie du aus dem Freund mit so einfachen Mitteln die Wahrheit herausgekitzelt hast. Und wieder mal ein Beweis, dass der größte Teil der Genesung von dir selbst abhängt.
Liebe Grüße
Mischa
Hallo Mischa. Ich erkenne mich in allen Punkten wieder! Bei mir macht es einfach nicht klick. Ich weiss so vieles von der Theorie und bringe es nicht ins handeln. Hast du einen Tipp für mich.
Danke dir schon mal
Hi Sonja,
verzeih die späte Antwort, habe deinen Kommentar erst jetzt gesehen.
Der Tipp ist ganz einfach: Nimm dir eine einzige Sache vor. Und beginn mit ganz kleinen Schritten, dafür täglich. Kann etwas sein, das nur 5 Minuten dauert. Hauptsache jeden Tag. Irgendwann wird das zur Gewohnheit. Du bist stolz darauf und weißt, du kannst auch etwas anderes anpacken, wenn du willst.
Diesen ersten Schritt kann dir (leider) keiner abnehmen. Was hält dich davon ab?
Liebe Grüße und alles Gute
Mischa
Hi Mischa,
ich glaube nicht, dass jemand leidet, weil es schön und bequem ist. Man leidet, weil man nicht so lebt, wie man möchte und zu schwach für die notwendige Veränderungen ist. So ging es mir noch vor 6 Jahren. Trotzdem habe ich nicht gejammert, dass es mir so schlecht geht. Wer das ehrlich sagt, ist mutig und macht schon die ersten, kleinen Schritte Richtung Veränderung. In der realen Welt behaupten doch alle, dass sie so glücklich sind und tolle Leben führen. Ich war früher sehr naiv und habe geglaubt, dass die Menschen die Wahrheit sagen. Deshalb habe ich mich nicht getraut, offen und ehrlich zu sein. Ich habe mich und die anderen betrogen, dass es mir gut geht. Als ich endlich schlauer geworden bin und verstanden habe, dass bei den anderen alles gar nicht so perfekt ist, wie sie es darstellen, war es mir plötzlich egal, was sie von halten. Ich habe mich geöffnet, bin mutiger und stärker geworden. Endlich war ich bereit für die großen Veränderungen in meinem Leben. Jede Veränderung hat mich stärker gemacht und aus Fehlern habe ich sehr viel gelernt. Heute führe ich beinahe mein Traumleben, aber weiss, dass sich noch sehr viel verändern wird. Aber ich freue mich schon darauf…
LG
Iwona
Danke!
Lieber Mischa,
Deine Artikel lese ich grad zu rechten Zeit am rechten Ort (eine psychosomatische Klinik, nebenbei bemerkt ), und merke dass ich Mut und Hoffnung schöpfe. Dafür ein dickes, riesiges Dankeschön!!
Viele Grüße aus Hamburg,
Swantje
Hi Swantje,
sehr gern geschehen!
Dir weiter viel Mut und Hoffnung.
Ganz liebe Grüße in meine Lieblingsstadt
Mischa
Lieber Mischa,
wie Recht Du doch hast. Ich kann das ganze aber noch aus einem minimal anderen Winkel beleuchten. Das ganze ist nämlich mehr im Fluss. Man bricht nicht aus und dann ist man fertig ausgebrochen. Es ist vielmehr ein Umdenken nötig. Es kommen immer wieder Hürden und wir müssen immer wieder über diese Hürden hinweg.
Ich denke deshalb fällt die Therapie für viele auch so schlecht aus. Wenn sie nicht umdenken von “ich bin ein Loser” zu “ich bin ein Held”, dann sind sie auch kein Held. Es ist alles Kopfsache.
Danke für den Artikel
Hi Markus,
oh ja, dieses Umdenken ist ein zentrale Punkt. Nach all dem vielen Schmerz und Leid sich hinzustellen und zu sagen: Ja, ich bin ein Held und stolz auf mich. Klingt schwer – und ist möglich. Deshalb habe ich mir damals noch in der Klinik das Superman-T-Shirt bestellt 🙂
Liebe Grüße
Mischa
Ich schüre die Glut die ich leide….
Glaube das bringt es auf den Punkt. LG Eric
Lieber Mischa,
viele deiner Erfahrungen teile ich … viele Erlebnisse und das Umkrempeln, sich den Ängsten zu stellen und sie als das zu nehmen, was sie sind – Wegweiser oder Hinweiser, die mein Leben mir gibt – das kenne ich so auch. Ich hatte Glück, dass ich mehr Angst davor hatte in der “Klapse” zu landen, bzw. von Medikamenten abhängig zu werden, so dass ich mir meine ganz eigene “Therapie” kreierte, um aus diesem Leiden zu ent-kommen. Reden mit Anderen war der erste Schritt für mich und zu erkennen: ich habe das Problem nicht allein!!! Entspannung pur bis zur nächsten Attacke 😀 … und ich hatte damals, als es begann, kleine Kinder. Ich musste mich um sie kümmern und konnte nicht vor ihnen in Panik verfallen und mich an sie klammern. Durchatmen, weiter! … Später über Familienstellen, schamanische Arbeit und quantenmechanische Heilarbeit bin ich Stück für Stück meine Panikattacken losgeworden und JA, immer habe ich mein Leben tief greifend verändern müssen und wollen … meine Kinder brauchten mich und ich wollte sie loswerden, die Attacken und ihnen auf den Grund spüren … irgendwann habe ich begriffen, dass viele meiner Ängste nicht nur mit meinem persönlichen Leben zu tun hatten, sondern “vererbte” Ängste waren aus dem Leben meiner Großeltern und Eltern. Ab und an, immer wenn große Veränderungen anstehen, bzw. das Leben sie von mir fordert, kommen sie wieder, die Panikattacken und ich kann heute anders mit ihnen umgehen, nehme sie als Hinweiser, Wegweiser … sie zeigen mir immer ein eigenes Thema, welches für mich zu lösen ansteht, doch darunter ent-decke ich immer auch eine familiäre Verknüpfung / Querverbindung, die gesehen, betrauert und losgelassen werden möchte … Meine Erfahrung ist, dass wir nicht allein im luftleeren Raum leben mit dem, was wir er-fühlen – über unsere Beziehungsnetze – wie ich sie nenne – bekommen wir oft auch Informationen, die nicht ursächlich aus unserem eigenen Erleben kommen. Für mich hat sich so erklärt, warum die Attacken sich oft so todesbedrohlich anfühlen, obwohl keine tödliche Bedrohung vorhanden ist … wenngleich ebenfalls etwas in meinem Leben dann eng geworden ist und mich vom Lebensstrom gerade abschnürt … insofern ja — gefühlt tödlich oder auf lange Sicht betrachtet, könnte es tödlich enden … ! … Alle Menschen, die mir bisher begegnet sind mit diesen Panikattacken sind hoch sensible Menschen mit einem großen Gespür für ihr Lebensumfeld und die Menschen um sie her und leider auch mit dem Bedürfnis, andere zu retten!!! Darüber vergessen sie oft auch, ihr eigenes Leben gut zu gestalten … Ich freue mich, dass es ein Buch gibt für all jene Menschen, die sich aus der Abhängigkeit von Tabletten befreien wollen, um ihrer Angst ins Auge zu blicken und dabei einer Wahrheit über sich selbst zu begegnen. Im Grunde basiert die Angst auf einem (alten) Schutz(mechanismus), den wir uns einmal zugelegt haben, um uns zu retten und der nun zu einem engen Gefängnis (enge= angst) für uns geworden ist. Meine Erfahrung mit der Angst kann ich auf Folgendes zusammenfassen: Wer der Angst ins Auge schaut, blickt einem alten Freund ins Gesicht, der seinen Job bei uns erfüllt hat. Es ist dann an der Zeit in ein erneuertes Leben zu gehen und nicht in den Tod!! – und die Angst als Schutz aus unserem Leben zu ent-lasten! Denn eigentlich ruft uns unser Leben, wenn die Panikattacke kommt. Danke dir, lieber Mischa dass du das zu deinem Thema erkoren hast. Ich empfehle dein Buch gern weiter an Betroffene.
Hallo Mischa, toller Beitrag! Das Leiden bequemer ist als Veränderung ist ein Statement, das Leidende provozieren kann. Mein Weg zu Deiner wahren Erkenntnis zu gelangen war die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) und schließlich die buddhistische Psychologie, die Grundlage dieser Therapie ist. Grundlage von Buddhas Lehre sind vier Säulen, auch die vier edlen Wahrheiten genannt. Die erste edle Wahrheit ist, das Leiden existiert. Bevor wir nicht erkannt haben, das wir Leiden und unser Leiden liebevoll annehmen, kann es keine Veränderung und schließlich auch keine Aufhebung des Leidens geben. Leiden ist für Veränderung also notwendig. Um unser Leiden zu erkennen müssen wir uns in der Praxis der Achtsamkeit üben. Die Achtsamkeit ist fester Bestandteil von ACT und durch diese Praxis habe ich mein Leid erkennen können, in dem ich tief in mich hineingeschaut habe. Um mein Leid liebevoll anzunehmen, habe ich mich in der Praxis des Selbstmitgefühls geübt, denn man wird eine Menge unangenehmer Dinge in sich finden, die sich nicht gut anfühlen, die schmerzhaft sein können. Die Praxis des Selbstmitgefühls ist ebenfalls fester Bestandteil von ACT.
Der buddhistische Lehrmeister Thich Nhat Hanh schreibt in seinem Buch “Das Herz von Buddhas Lehre: Leiden verwandeln – die Praxis des glücklichen Lebens” über das Leiden:
“Wenn wir unsere Achtsamkeit auf unser Leiden richten, erkennen wir zugleich auch unsere potentielle Energie für Glück. Wir erkennen die Natur des Leidens und den Weg, der zu seiner Aufhebung führt. Aus diesem Grund nannte der Buddha das Leiden eine “heilige” Wahrheit. Im Buddhismus ist mit dem Wort “Leiden” zugleich auch immer der Weg gemeint, der aus dem Leiden herausführt.”
Besser und schöner kann man es nicht ausdrücken!:-)
In meinem Blog versuche ich genau das meinen Lesern zu vermitteln. Demnächst werde ich eine mehrteilige Beitragsreihe über die Lehre von Buddha schreiben. Da ich aber noch mitten im Entzug meines Antidepressivum bin, kann das noch eine Weile dauern.
Ich bin so unendlich dankbar, dass ich mehr durch Zufall auf ACT aufmerksam wurde, durch die Bücher von Russ Harris und schließlich den Weg zum Buddhismus gefunden habe und man möchte die Menschen, die diesen Weg nicht erkennen, die die Bereitwilligkeit (noch) nicht haben, tief in sich hineinzuschauen, um ihr Leiden zu erkennen, liebevoll anzunehmen und zu erkennen, was es nährt und wie es aufgehoben werden kann, indem wir aufhören, es durch bestimmte Verhaltensweisen weiter zu nähren, am liebsten mal kräftig durchschütteln, aber letztlich können Menschen, wie Du und ich nur Angebote machen und den Weg zeigen, gehen muss ihn jeder selbst.
Das tut weh und lässt mich oft verzweifeln, vor allem wenn es um Menschen geht, die mir viel bedeuten, die Leiden, aber einfach nicht oder noch nicht auf meine Angebote eingehen können. Deshalb ist es so wichtig, das die Menschen, die sich auf diesem Weg befinden, darüber berichten, wie sie dorthin gefunden haben und auch darüber berichten, wie sie immer wieder von diesem Weg abkommen, was einfach nur menschlich ist. Es gibt eine schöne Geschichte dazu:
Die Geschichte vom Loch im Gehsteig
Aus »Funken der Erleuchtung« von Sogyal Rinpoche.
Erstes Kapitel:
Ich gehe die Straße entlang
und plötzlich gähnt vor mir im Bürgersteig ein tiefes Loch.
Ich falle hinein, ich komme mir hilflos und verloren vor – aber es ist nicht meine Schuld.
Ich brauche ewig, um wieder aus dem Loch herauszukommen.
Zweites Kapitel:
Ich gehe wieder dieselbe Straße entlang,
und wieder gähnt vor mir im Bürgersteig ein tiefes Loch.
Ich tue so, als sähe ich es nicht und falle wieder hinein.
Ich kann gar nicht glauben,
dass ich wieder im selben Loch stecke – aber ich bin nicht schuld daran.
Wieder brauche ich lange, um herauszukommen.
Drittes Kapitel:
Ich gehe dieselbe Straße entlang,
und wieder gähnt vor mir im Bürgersteig ein tiefes Loch.
Diesmal sehe ich es – aber ich falle trotzdem hinein.
Inzwischen habe ich mich schon daran gewöhnt.
Aber meine Augen sind offen, ich weiß, wo ich bin.
Ich übernehme die Verantwortung für mein Missgeschick
und klettere hinaus.
Viertes Kapitel:
Ich gehe wieder diese Straße entlang,
und vor mir im Bürgersteig gähnt ein großes Loch.
Ich gehe außen herum.
Fünftes Kapitel:
Ich gehe eine andere Straße entlang.
ich lese hier grade ein wenig durch die gegend, weil es ein thema ist, das mich sehr akut wieder beschäftigt. ich nicke bei so vielem, das du schreibst, auch wenn ich selbst noch lange nicht an dem punkt bin, diesen schritt zu wagen. es ist unfassbar, wie tief verankert einerseits das “sicherheitsthema” in form von geld ist, wie wenig verständnis viele menschen dafür haben, wenn man zeit und freiheit dagegen einzutauschen bereit ist und wie viel “bequemer” das leiden ist. obwohl ich unterstelle, dass es nicht daran liegt, dass man “gerne” leidet – sondern weil man angst hat, dass man in einer unbekannten situation womöglich (!) NOCH MEHR leiden könnte – weil es keine garantie dafür gibt, wie es ausgeht. zumindest ist das bei mir so. in zusammenhang mit einer familie, die immer wieder in diese kerbe schlägt, träume ich momentan noch davon, mich freizukämpfen.
Ja Du hast Recht. Sich den Ängsten zu stellen tut weh. Veränderung tut weh. Aber wenn sich alles um einen ändert, ohne dass man sich weiterentwickelt, tut es noch viel mehr weh. Wie ich dieses Vermeidungsverhalten an mir hasse.
Nachdenkliche Grüße
Hej Thorsten,
du kannst dich gar nicht nicht entwickeln. Und darfst auch lieb zu dir selbst sein, schließlich wohnst du mit dir den ganzen Tag zusammen 😉
Wie wäre es, wenn du dich für kleine Veränderungen zu feiern lernst, anstatt dich zu verurteilen, dass du nichts Großes hinbekommst?
Alles Liebe
Mischa
Hey Mischa,
Ich bin so froh, dass ich über deinen Blog gestolpert bin. Den ersten Artikel, den ich von dir gelesen habe, war “Mein Weg aus der Angst” auf mymonk. Der hat mich sowas von gepackt und mir wurde klar, dass es genau das ist worauf ich die ganzen Jahre nicht mit dem Finger drauf zeigen konnte. Ich bin seit 2011 an Depressionen erkrankt, Panikattacken sind mir nicht fremd, aber vor 4 Wochen, am 26.3.19, hatte ich eine so schlimme Attacke, die sich auch noch anders geäußert hat, sodass ich sie fehlinterpretiert hatte und dachte ich müsste sterben. Seit dem habe ich schlimme Angstzustände, ABER durch diesen ersten Artikel den ich von dir gelesen habe, ist mir klar geworden, dass ich nie richtig hingesehen habe, was verkehrt läuft. Ich führe ein trauriges Leben ohne Erfüllung und vor Therapien bin ich, bis auf einen 12-wöchigen Aufenthalt in einer Tagesklinik immer davon gerannt. Ich habe mich hinter meiner Krankheit versteckt, denn ich wollte leiden… es ist für mich eine wunderbare Erkenntnis dass ich jetzt hingeschaut habe und ich will etwas ändern. Warte auf einen Therapieplatz und jedes Mal, wenn die Zustände wieder groß werden lese ich so großartige Dinge von dir und hoffe dass ich auch dort ankomme, wo du jetzt bist. Du und die Leute hier in den Kommentaren, ihr habt mich ins Mark getroffen. Mein Leben ist seit gut 5 Jahren die reinste Lüge. Ich will nicht mehr leiden, dass ist nicht das was mich ausmacht. Was mich ausmacht hat sich mir noch nicht ganz offenbart, aber ich bin dran. Ich habe übrigens unter anderem auch einfach mal dagesessen und in die Stille oder mich gelauscht und mir vorgestellt, dass ich das Gasthaus bin und meine Emotionen die Gäste. Ich hatte vllt erwartet dass sich gleich die Angst zeigt oder noch mehr Dämonen. Es hat mich umgehauen, dass ich nach gefühlten zwei Minuten erkannt habe, dass ich mich liebe. Ich habe so geheult und gelacht wie noch nie – und ich habe viel gelacht in meinem Leben – , aber dieses Lachen war so ganz anders. War das mein wahres Lachen? Es war eine wunderbare Erfahrung und ich bemühe mich daran zu denken, wenn die Dunkelheit wieder kommt. Momentan habe ich Angst vorm Einschlafen, weil meine Angst mir sagt dass ich nicht mehr aufwachen werde und das ausgerechnet jetzt, wo ich merke, dass ich noch so viel verändern will. Deine Artikel beruhigen, inspirieren mich und geben mir Denkanstöße zu denen ich vorher nicht fähig war. Ach eigentlich möchte ich nur danke sagen! Danke, danke, danke!
Ich umarme dich und alle (nicht mehr) Leidensgenossen. LG Mia
Hallo Mischa,
ich bin vor ein paar Wochen “zufällig” auf deinen Blog und diesen Text hier gestoßen. Als ich ihn gelesen habe, war das so als hätte jemand einen Schalter umgelegt und ein Licht in meinem Kopf angemacht. Auf meinem Blog, auf dem ich über das Leben nach meiner Leukämie letztes Jahr nachdenke, habe ich etwas darüber geschrieben und auch deinen Beitrag erwähnt. Vielleicht magst du mal reinlesen: https://entdeckungsreise.blog/du-hast-das-ruder-in-der-hand/
Danke auf jeden Fall für deinen Text. Der kam genau im richtigen Moment und hat mich glaube ich ein ganz schönes Stück weitergebracht.
Liebe Grüße
Cédric