Einfach nur sein.

In diesem Moment. Und im nächsten. Und im nächsten.

Nichts müssen. Komplett entspannt.

Wohlig umsorgt an einem gesegneten Ort.

In der Hängematte zwischen Olivenbäumen liegen und einfach nur sein.

Auf der riesigen Schaukel sitzen, über der bezaubernden Landschaft der Marken schweben und einfach nur sein.

Im Pool abtauchen, den Blick weit schweifen lassen und einfach nur sein.

Auf dem Sofa fläzen, ein Kätzchen an den Füßen und einfach nur sein.

Yoga praktizieren, essen, dösen, spannende Gespräche führen, essen, dösen, baden, Yoga, essen, Mantras singen, schlafen.

Und einfach nur sein.

Yoga-Retreat in Italien

Gestern Nacht bin ich von einem einwöchigen Yoga-Retreat in der italienischen Region Marken zurückgekommen. Der Grad meiner Entspannung ist noch so groß, dass ich einen Moment überlegt habe, nach dieser Kurzzusammenfassung den Artikel zu beenden.

Was ziemlich schade wäre bei der Menge an überwältigenden Geschenken, die mir in diesen Tagen zuteil wurden und für die ich unendlich dankbar bin.

Wenn ein Traum wahr wird

Nach meiner Ashram-Erfahrung aus dem Vorjahr habe ich mir dieses Jahr mit meiner Frau einen Traum erfüllt: Ein Yoga-Retreat in Meernähe. Geleitet von Julia und Fabio vom Ananda Yoga Zentrum Kempten – zwei wunderbare Menschen, die ich seit drei Jahren kenne, schätze und bei denen ich regelmäßig praktiziere.

Die 7 Tage an dem zauberhaften Ort Angeli di Montefiore von Yogaitalia waren für mich unglaublich heilsam, vitalisierend, entspannend, herausfordernd, lustig und verwöhnend zugleich.

Eine Woche Seelenbalsam. Ich durfte einfach nur sein.

Yoga-Retreat in Italien

Falls du dich fragst, was in so einer Woche genau passiert, kann ich dir ein paar sehr subjektive Eindrücke schildern. Hier habe ich sie zusammengefasst:

Meine 12 wichtigsten Erkenntnisse im Yoga-Retreat

#1 Kulinarische Ekstase statt Askese

Warum ich mit dem Essen anfange? Weil Leib und Seele untrennbar zusammengehören. Weil Maurizio, der deutsch-italienische Koch aus Berlin, vegetarische Küche aus einfachen regionalen Zutaten auf einem Niveau zelebriert hat, dass angesichts von Optik und Geschmack der ganzen Gruppe immer wieder der Mund vor Staunen offen stehen blieb. Wer bei diesen Suppen-, Gemüse- und Pasta-Festspielen noch Fleisch oder Wurst vermisst, dem ist nicht mehr zu helfen.
Und weil Maurizio noch dazu so unfassbar lustig ist, habe ich spontan beschlossen, ganz viel Geld zu verdienen und ihn als persönlichen Koch zu engagieren. Er weiß nur noch nichts davon.

#2 Die Zeit dehnt sich aus

Aufstehen zum Sonnenaufgang, Tee trinken, meditieren, schweißtreibendes Yoga um 7 Uhr, 9 Uhr Frühstück und um 9.30 Uhr die Feststellung: Um die Zeit war ich in jüngeren Jahren im Urlaub noch nicht einmal wach. Dann ganz viel Zeit für sich selbst, Mittagessen, ganz viel Zeit für sich selbst, Yoga um 17 Uhr, Abendessen und ein gemeinsamer Abschluss nach Sonnenuntergang. Für mich haben die Tage gefühlt ewig gedauert, so viel Gutes, wie da drin steckte.

#3 Yin und Yang in Perfektion

Der Rhythmus zwischen Schwitzen bzw. einer gewissen Anstrengung beim Yoga und dem Nichtstun ist für die komplette Entspannung perfekt geeignet. Es ist nichts zu tun, außer sich im Garten oder am Pool zu erholen und den Geist schweifen zu lassen. Ich habe im Urlaub noch nie so wenig gelesen wie in dieser Woche. Schauen, reden und einfach nur sein hat gereicht.

Yoga-Retreat in Italien

#4 Es ist so schön, wenn der Schmerz nachlässt

Wer schon einmal Yin-Yoga gemacht hat, weiß, was ich meine. Ich liebe dieses sanfte Yoga mit unserer Lehrerin Julia. Doch 5 Minuten in einer Haltung sind eben 5 Minuten in einer Haltung. Manchmal verbunden mit dem inneren Flehen: “Kann nicht einer die Uhr vordrehen?”

#5 Morgenschweigen als Konzept der Zukunft

Nach dem Aufstehen haben wir alle bis zum ersten Om in der Yogastunde geschwiegen (im Übrigen sehr lustig, neben seiner Frau aufzuwachen und nur mit Zeichensprache zu kommunizieren). Spontan dachte ich mir in Erinnerung an frühere Bürozeiten: Das wäre ein zukunftsfähiges Konzept fürs Arbeitsleben. Wenn in der ersten Stunde nicht geredet werden darf, kann niemand seine ganzen Herz-Schmerz-Ärger-Wut-Frust-Jammer und sonstige Geschichten vom Vortag erzählen und hat sie nach der Schweigezeit vielleicht schon vergessen.

#6 Der Moment, in dem alles egal wird

Ein vierzeiliges Mantra, 108-mal gesungen, ca. 45 Minuten lang. Es ist echt abgefahren, wie sich das Hirn irgendwann ausschaltet und einen Dinge aus einer fremden Sprache (Sanskrit) singend in eine tiefe Meditation gleiten lässt.

Yoga-Retreat in Italien

#7 Die Eso-Ecke am Pool

Allein schon, um mich wieder so häufig am Pool über abgefahrene Bücher und spannende Lebensentwürfe austauschen zu können, würde ich jederzeit wieder ein Yoga-Retreat buchen.

#8 Ich will einen Tag in meinem Leben Italiener sein

So lässig, so selbstverständlich und manchmal so herrlich unperfekt. Seien wir ehrlich, das kriegen wir Deutschen selbst mit noch so großer Übung nicht hin. Ich will das aber mal zumindest einen Tag sein. Mal schauen, mit welchen spirituellen Übungen mir das gelingt.

#9 Der Hahn im Korb gluckst vor Glück

Ein Yogalehrer, ein männlicher Teilnehmer, 15 Frauen: Fabio und ich hätten es schlechter treffen können. Einmal mehr lege ich männlichen Singles dringend ans Herz, endlich mit Yoga anzufangen.

#10 Yoga macht schön

“Ihr wart nach zwei Tagen schon entspannt. Jetzt nach einer Woche sind eure Gesichter noch schöner geworden”, sagte Julia zum Abschied. Kann ich beim Blick in den Spiegel nur bestätigen: Meine Haut ist so glatt wie seit Ewigkeiten nicht mehr, dank der Kombination Yoga+Entspannung+herzliche Menschen+traumhafte Umgebung+begeisterndes Essen+Verzicht auf Alkohol.

#11 In den Sonnenaufgang paddeln ist das Größte. Punkt

Yoga-Retreat in Italien

#12 Noch mehr Klarheit, was meiner Seele gut tut

Als da wären: Ruhe (auch wenn ich unsere Nachbarskinder noch so gerne mag), naturnahes Wohnen (auch wenn ich unsere Stadtwohnung noch so gerne mag), Sonne und Wasser in allen Variationen, Mantra singen, mit interessanten Menschen zusammen sein, für die es genauso normal ist, um 6 Uhr morgens am Pool zu meditieren wie für andere, um 6 Uhr morgens betrunken nach Hause zu wanken. Wusste ich alles schon, hat sich nur noch einmal intensiviert und wird mir bei bestimmten Weggabelungen des Lebens sehr helfen.

Bei der Ankunft gestern um 23.30 Uhr nach 8 Stunden Autofahrt, davon 5 Stunden bei brütender Hitze, habe ich gemerkt, wie tiefenentspannt ich bin. Raus aus dem Auto, Koffer ausgeräumt, ab ins Bett, zwei Seiten gelesen und sofort eingeschlafen. Allein dafür hat sich die Woche gelohnt.

Und wenn du dich jetzt noch nicht satt gesehen und gelesen hast, dann schau doch auf Evas Blog Travelling Yogini. Sie hat in diesem Artikel die Woche in Italien aus ihrer Sicht zusammengefasst und gibt noch dazu tolle Tipps für Ausflüge in der Umgebung.

P.S.: Weil schon öfter die Frage aufgetaucht ist, ob solche Artikel gesponsert sind: Nein. Ich zahle alles selbst und berichte einfach nur über großartige Orte und Möglichkeiten, die mir besonders gut tun – und dir vielleicht auch. Wenn ich Organisatoren oder Veranstalter verlinke, dann nur aus großer Dankbarkeit dafür, wie sie mein Leben bereichert haben.

Warst du auch schon mal auf einem Yoga-Retreat? Oder hast es vor? Was hast du so erlebt oder was hält dich noch ab? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Titelfoto: Travelling Yogini