Meine größte Angst? Rein vom körperlichen Gefühl her die, wieder in ein Flugzeug zu steigen, wie ich kürzlich in diesem Artikel beschrieben habe. Aber heute geht es mal ausnahmsweise nicht um mich, meine Ängste, meine Art, wie ich Herausforderungen angehe und meine Einstellung zum Leben.
Nachdem ich immer so schonungslos offen mein Innenleben nach außen kehre, wollte ich mal von 8 großartigen Bloggern, die ich sehr schätze, wissen, ob und wie sehr sie sich hier “nackig machen”. Wovor haben sie Angst und wie gehen sie damit um? Die Antworten sind so individuell wie spannend zugleich und äußerst lesenswert.
Wenn du jetzt fragst: “Hej, warum bekommen die einen mehr Platz für die Antworten als andere?”, darf ich mit Freude verkünden, dass es auf meinem Blog keine DIN-Norm für Beitragslängen gibt. Jeder so, wie er mag. Falls du mehr von den wunderbaren Menschen erfahren willst, die hier ihr Herz geöffnet haben, dann klick einfach auf den jeweiligen Namen.
Sarah Lorenz: Die Angst, Menschen zu enttäuschen
Meine größte Angst ist es, andere Leute zu enttäuschen. Für mich ist Enttäuschung generell die schlimmste Emotion überhaupt. Erst diese kindliche Vorfreude, leuchtende Augen und dann zack – alles weg.
Natürlich ist das objektiv betrachtet Quatsch und ich werde nie alle Menschen auf diesem Planeten glücklich machen können. Aber gerade im geschäftlichen Bereich hält mich diese Angst massiv zurück. Ich habe zum Teil sogar Angst, Aufträge zu bekommen, weil ich Angst habe, einen Fehler zu machen und meine Kunden zu enttäuschen. Dabei weiß ich, dass ich fachlich wirklich gut bin.
Seit einiger Zeit arbeite ich nun schon an diesem Problem. Ich habe letztes Jahr über mehrere Wochen zwei Kurse zu Persönlichkeitsentwicklung besucht und dort eine Methode erlernt, die ich jetzt mit mir selber oder auch mit Hilfe meines Mannes anwende. So kann ich alte Verhaltensmuster aufspüren und durch neue ersetzen. Das klappt gut: In diesem Jahr habe ich schon einige richtig coole Projekte begonnen und wurde u.a. als Speaker für die weltgrößte Reisemesse gebucht.
Tim Chimoy: Angst vor der Macht des Schweinehundes
Ich weiß nicht, ob dies meine größte Angst ist, aber es ist aktuell die, die am präsentesten ist: Die Angst, dass mein innerer Schweinehund zu viel Macht hat. Es gibt zahlreiche Dinge in meinem Leben, die ich im Griff habe. Aber es gibt auch einige “Dauerbaustellen”, bei denen es mir einfach nicht so recht gelingen will, endlich einmal das zu erreichen oder umzusetzen, was ich mir teilweise schon seit Jahren vornehme. Ich habe Angst davor, dass mir diese Dinge niemals gelingen.
Diese Sorge, mir selbst im Weg zu stehen, begleitet mich täglich. Als würden in meinem Körper zwei Persönlichkeiten miteinander streiten und nicht zur Ruhe kommen, obwohl der Vernunftsmensch weiß, wo es hingehen soll. Der Schweinehund versperrt aber erfolgreich den Weg. Schon verrückt, wie in manchen Fällen der Schweinehund in Ketten gelegt werden kann und in anderen Fällen dem Vernunftsmensch immer wieder so richtig fies ins Bein beißt. Dabei bezieht sich “Vernunftsmensch” gar nicht auf “vernünftig sein”, sondern eher auf: Ich weiß, dass dies gut für dich ist. Wer kennt das noch? Wie geht ihr damit um?
Anna Böhm: So sicher wie noch nie
Ich habe eine Weile überlegen müssen, was meine größte Angst ist und ob ich diese Frage überhaupt beantworten kann. Und ich bin zu dem für mich überwältigenden Schluss gekommen, dass mir rein gar nichts einfällt. Ich dachte an die Angst vor dem Tod, die ich regelrecht wegmeditiert habe. Dann kam mir die scheinbar kluge Angst davor, wieder in einen unbewussten Zustand zu verfallen. Aber auch davor habe ich keine Angst, denn ich weiß, dass dieser Zustand nur vorübergehend sein wird. Sogar beim Zahnarzt war ich neulich.
Auch dass die Welt gerade nicht so rosig aussieht, ist zwar manchmal ein wenig besorgniserregend, aber keine “Angst” von mir. Das ist gerade eine Selbsterkenntnis, die mich ein wenig umhaut. Ich weiß, dass wieder Phasen in meinem Leben kommen, in denen ich mehr Angst haben werde, aber aktuell fühle ich mich so sicher im Leben wie noch nie.
Ben Paul: Die Angst vor der ganzen Größe
Ich glaube mehr und mehr zu verstehen, dass vielleicht meine größte Angst die Angst davor ist, mich in meinem ganzen Sein und meiner ganzen Größe und Kraft zu zeigen. Oft ertappe ich mich noch dabei, wie ich mich klein mache. Wie ich leise rede. Wie ich nicht energisch für meine Bedürfnisse einstehe. Oder wie ich Dinge nicht anspreche oder Projekte nicht angehe, weil ich Angst davor habe, dass sich andere im Vergleich zu mir dann klein und unbedeutend fühlen könnten. Denn dann könnte ich ja mit Neid konfrontiert sein oder damit andere Menschen “triggern” oder herausfordern, selbst in ihre Kraft und Größe hineinzuwachsen. Vor allem unter Freunden finde ich es echt eine Herausforderung damit umzugehen und manchmal habe ich Angst, zu einer Projektionsfläche zu werden.
Die andere Seite dieser Medaille ist für mich, mich verletzlich zu zeigen und mich auch als Mann in meine weibliche Energie (ich nenne sie lieber “Omega-Energie”) fallen zu lassen. Ich bin davon überzeugt, dass wir als Männer nur in unserer wahren Kraft strahlen können, wenn wir auch unsere feminine Seite erforschen und annehmen lernen.
Bei dem Thema denke ich gerade an zwei Menschen. An Spiderman und an Nelson Mandela. Spiderman hat gesagt: “With great power comes great responsibility.” Bei seinem Amtsantritt als erster schwarzer Präsident von Südafrika im Jahr 1994, zitierte Nelson Mandela in seiner Rede die amerikanische Autorin Marianne Williamson. (Hinweis: Ich glaube nicht an Gott, aber daran, dass es irgendetwas Größeres, irgendeine größere Kraft gibt.) „Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind. Unsere tiefste Angst ist, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das uns erschreckt. Wir fragen uns, wer bin ich, mich brillant, großartig, talentiert, fantastisch zu nennen? Aber wer bist du, dich nicht so zu nennen? Du bist ein Kind Gottes. Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt. Es ist nichts Erleuchtendes daran, sich so klein zu machen, dass andere um dich herum sich nicht sicher fühlen. Wir sind alle bestimmt zu leuchten, wie es die Kinder tun. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu manifestieren. Und wenn wir unser eigenes Licht erscheinen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis dasselbe zu tun. Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch andere.“ (Nelson Mandela Zitat gefunden hier)
Pia Mester: Angst vorm Verschwinden der Lieblingsmenschen
Meine größte Angst ist, dass alle meine Lieblingsmenschen auf einmal verschwunden sein könnten. Es gab vor einigen Wochen mal einen Abend, als einige dieser Lieblingsmenschen gemeinsam in ein Auto stiegen und davon fuhren. Da startete in meinem Kopf auf einmal ein Horrorfilm: Eine zu enge Kurve, ein entgegenkommender Lkw, ein Feuer. Grausam! Sogar jetzt bekomme ich von dem Gedanken noch eine Gänsehaut.
Ich glaube es gibt nichts, auf das ich nicht mit Freuden verzichten würde, solange es meinen Lieblingsmenschen gut geht. Natürlich weiß ich, dass wir alle irgendwann mal alt und tot sein werden, aber das darf ruhig noch dauern.
Nicole Frei: Angst davor, nicht richtig gelebt zu haben
Zugegeben, ich sterbe fast, wenn mir eine fette schwarze Spinne über den Weg krabbelt. Aber es gibt eine Angst, die noch etwas größer ist. Die Angst, dass mein Leben an mir vorbeizieht, ohne dass ich richtig gelebt habe. Die Angst, das Leben nur mit Arbeit verbracht zu haben, die mich nicht wirklich erfüllt, begleitet mich auf meinem Lebensweg.
Wie gehe ich mit ihr um? Ich breche aus dem Hamsterrad aus, reduziere meine Arbeitszeit im Büro um mehr als die Hälfte und widme mich dafür meinen Herzensprojekten. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Menschen zu zeigen, wie wichtig es ist, ihren Weg zu gehen und ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen. Ich teile meine Erfahrungen mit dem Glück auf meinem Blog und freue mich, dass ich in Zukunft dafür eine Menge Zeit haben werde. Frei nach meinem Motto: Der Abwasch kann warten, das Leben nicht!
Afschin Kamrani: Die Angst einfach laufen lassen
Ich weiß wirklich nicht, ob ich vor etwas so viel Angst habe, dass ich es als “meine größte Angst” bezeichnen würde. Ich spüre zwar die Angst bei einigen Situationen etwas intensiver und bei anderen wieder nicht zu intensiv. Für meine Angst, egal wie intensiv sie ist, habe ich mir den Spruch der alten Griechen angeeignet und er lautet: Laufen lassen!
Wenn man versucht, der Angst entgegenzuwirken, dann verschlimmert sie sich. Mit der Angst ein Stück zu gehen und die Situation, so wie sie ist, auszuhalten, nimmt ihr den Wind aus den Segeln. In solchen Situationen erwartet das Leben von uns nur eins: Fühlen, was ist! Mein Meditationslehrer hat einmal gesagt: Fühle deine Angst und und genieße sie!
Das hört sich auf den ersten Blick seltsam an. Das Fühlen bringt uns jedoch ins Hier und Jetzt zurück. Wer bewusst fühlt, ist im gegenwärtigen Moment. Und nach einer Weile verflüchtigt sich die Angst wieder. Eckhardt Tolle drückt es sehr schön und einfach aus: “Auch das geht vorbei!”
Tanja Starck: Angst vor unerfülltem Kinderwunsch
Meine größte Angst wächst von Jahr zu Jahr. Wenn ich das nächste Lebensjahr erreiche, dann wird die Schlinge des Angstgefühls wieder enger werden. Und doch spüre ich, dass ich wieder versuchen werde, diese Angst zu ignorieren. Dass ich wieder von meinen Freiheiten nicht lassen kann und doch immer die Sorge im Hinterkopf habe, dass meine größte Angst eines Tages wahr und es zu spät sein wird. Welche Angst eigentlich? Jene, den Zeitpunkt für ein Kind zu verpassen und am Ende mit einem unerfüllten Kinderwunsch leben und alt werden zu müssen.
Ich lebe heute mit allen Freiheiten. Ich habe einen Job, den ich liebe. Ich habe Freunde, die ich regelmäßig treffe. Und ich habe ein zeitintensives Hobby, das mich ständig beglückt: das Reisen. Reisen ist für mich inspirierend. Heute kann ich das ohne Einschränkungen. Allein weil ich mit den Komponenten Zeit und Geld ohne Kind relativ flexibel umgehen kann (mal vom Eigentumskredit und den Urlaubsanträgen abgesehen). Ob Reisen, Jobs, Freizeitaktivitäten … es ist ein Geschenk der heutigen Zeit, dass wir tun können, was wir wollen.
Doch diese Freiheiten, die wir heute haben, bringen mit sich, das wir uns entscheiden müssen. Das wir Prioritäten setzen, mal bewusster, mal unbewusster. Ich habe keine Zeit, heißt selten nichts anderes als: Das ist mir nicht so wichtig wie etwas anderes.
Von Jahr zu Jahr entscheide ich mich fürs Arbeiten und fürs Reisen und gegen meinen Kinderwunsch. Jedes Jahr an meinem Geburtstag rede ich mir ein, dass ich auch mit 36, 37, 38 … noch schwanger werden kann. Dass das mit dem Kinderwunsch schon klappen wird und dass nichts schief geht. Doch was, wenn es nicht so sein wird? Was, wenn ich gesagt bekomme, dass ich zu spät damit angefangen habe und der Wunsch unerfüllt bleiben wird? Ich würde mich für meine Prioritäten hassen, wenn meine Angst zur Wirklichkeit wird. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne dieses eine Wunschkind zu leben. Und doch fällt es mir trotz stetig wachsender Angst schwer, meine Freiheiten aufzugeben.
Wow, was für ein unglaublich schonungslos-ehrlicher Abschluss dieses Beitrags. Ich war von allen Antworten fasziniert und würde nun gerne von dir wissen: Was ist deine größte Angst? Hast du dich in einigen Dingen hier wiedererkannt oder treiben dich andere Dinge um? Oder zählst du auch zu den Furchtlosen? Ich freue mich auf deinen Kommentar – heute noch ein bisschen mehr als sonst 😉
Hallo Mischa, ich habe das Gefühl Angst ist vielfältig und verkleidet sich immer wieder neu…..
Vorgestern habe ich dafür gesorgt das eine völlig verwahrloste zu Skelett abgemagerte und auch misshandelte Hündin von einem Gemeindemitarbeiter ins Tierheim gebracht wurde.
Jetzt tobt der “Hundebesitzer” durch den Ort beschimpft alle die damit zu tun hatten und droht Gewalt an….
Davor habe ich Angst.
Vor der Gewalttätigkeit der Menschen. Kein wildes Tier kann mir dieses Unbehagen einflößen.
Liebe Grüße
Rosemarie
Liebe Rosemarie,
ich kann Deine Angst gut nachvollziehen. Um gewalttätige Menschen mache ich nach Möglichkeit einen grossen Bogen.
Manchmal braucht man jedoch viel Mut.
Du hast Herz und Mitgefühl gezeigt. Ich finde es sehr gut, dass Du nicht weggesehen hast und hoffe ganz sehr, dass Du in Deiner Umgebung ausreichend Hilfe erfährst und es der Hündin besser geht.
Alles Liebe Dir,
Sabine
Hi Rosemarie,
mit der Angst vor der Gewalt der Menschen sprichst du ein wichtiges Thema an. Da wird mir derzeit auch ab und ab bange, wenn ich den blanken Hass der Leute – gerade in den sozialen Medien – erlebe.
Danke, dass du dich davon nicht hast einschüchtern lassen und zum Wohle von Lebewesen gehandelt hast.
Liebe Grüße
Mischa
Vielen, lieben Dank Euch allen für das sehr persönliche Teilen Eurer Ängste.
Manche (Ängste) davon besuchen mich auch hin und wieder.
Mir hilft dann tief in den Bauch atmen und ich sage mir: Mein Leben ist aktuell nicht in Gefahr, also geh durch die Angst durch!
Alles Liebe,
Sabine
Hi Sabine,
das ist eine sehr gute Methode! Hilft übrigens nicht nur bei Ängsten, sondern auch sonst für mehr Gelassenheit im Leben.
Liebe Grüße
Mischa
Schöne Zusammenstellung. Sehr inspirierend.
Ich habe Angst davor am Ende meines Lebens zurückzuschauen und zu sehen, dass meine Ängste mich davon abgehalten haben mein Leben zu leben. Angst und vor allem ihr Begleiter die Vermeidung sind ein schöner Schutzpanzer. Sie schützt mich davor wirklich gesehen zu werden und dann womöglich… abgelehnt zu werden. Die Kehrseite: Das Leben zieht an mir vorbei.
Deshalb sage ich immer öfter: “Hallo Angst. Mach es dir gemütlich hier während ich mein Leben lebe. Ich hoffe Du hast genauso viel Spaß daran wie ich. Ach und wo wir gerade dabei sind… Was willst Du mir eigentlich sagen?”
Insofern ist dieser Beitrag total toll, weil er zeigt wie wir alle mit Ängsten kämpfen. Wir sehen alle ganz taff aus und wirken nach außen vielleicht stark. Aber innen müssen wir mit unseren Ängsten leben! Jeder für sich.
Willkommen im Leben… 🙂
Hi Sandro,
ja, willkommen im Leben 🙂 Ist doch spannend, welche Dinge uns im Inneren so beschäftigen …
Deine Angst verstehe ich sehr gut, auch wenn ich zunehmend meine Probleme mit diesem Ausdruck “mein Leben leben” habe. Das riecht schon wieder so nach “Finde deine Leidenschaft” (und wehe wenn nicht, dann hast du es verkackt). Was ist denn “mein Leben”? Geht es denn immer nur um das Gesehenwerden? Müssen wir alle mehr oder weniger bedeutend, bekannt, berühmt werden?
Den dahinter stehenden Grundgedanken unterstütze ich zu 100 %, nur ist mir da derzeit ein bisschen arg viel Show & Trend dahinter, der gerade von der Digitalen-Nomaden-Szene stark angeheizt wird.
Nichtsdestotrotz plädiere ich stark dafür, sich darum Gedanken zu machen, was einem gut tut und so gut es geht in diese Richtung zu leben. Das ist bestimmt das beste Schutzschild gegen Angst.
Liebe Grüße
Mischa
Hallo!
Meine größte Angst ist, dass eines meiner beiden Kinder vor mir stirbt. Das wäre einfach unvorstellbar schrecklich für mich.
lg
Maria
Liebe Maria,
auch wenn ich keine Kinder habe: Das kann ich zu 100 % nachvollziehen. Auf dass du und deine Kinder steinalt werden 🙂
Liebe Grüße
Mischa
Hm, wenn ich die Beiträge lese, möchte ich tauschen.
Ich habe Angst, daß mein Gehirntumor wieder kommt.
Ich habe Angst, dass meine Benommenheit und Müdigkeit nie wieder vergeht und dass ich gar nicht mehr “kann”, selbst wenn ich will.
Ich habe Angst, dass ich keine passende Stelle zur Umschulung finde, die ich beginnen will, weil ich dem Vertrieb nicht gewachsen bin.
Ich habe Angst, Arbeitslos zu sein und immer mehr dem Abstieg zu verfallen.
Das sind meine Ängste, und ich weiß nun wirklich nicht, wie ich sie auf Dauer angehen kann, mit ihnen leben kann oder sonst irgendetwas. Obwohl ich daran arbeite. Mit der Frage… Habe ich überhaupt eine Chance?
Gruß
Hi Thomas,
das tut mir leid und das sind natürlich sehr reelle und existenzielle Ängste.
Ob du eine Chance hast, mit deinen Ängsten klar zu kommen? Ja, ganz sicher sogar. Bist du diesbezüglich in professionellen Händen?
Auch wenn ich mich nicht in jemandem hineinversetzen kann, der einen Gehirntumor hat(te), hilft dir vielleicht eines aus meiner Erfahrung: All die Themen rund um Arbeit, Arbeitslosigkeit, Umschulung, etc. sind genau genommen ziemlich nebensächlich, wenn es um eine schwere Krankheit und das nackte Überleben geht. Mir war es damals nach meinem psychischen Zusammenbruch völlig egal, wie und ob es mit meiner Arbeit weitergeht. Ich wollte mich einzig nur auf mich, mein Wohlbefinden, meine Gesundheit konzentrieren.
Vielleicht kannst du dich ja aus der Spirale befreien, wenn du dir konsequent Gutes tust, ohne Reue und ohne Gedanken an die Zukunft? Vielleicht schreit da etwas in dir “Kümmer dich bitte um mich und nicht um Umschulungen, Vertrieb, etc.!”?
Wenn es um die Frage des “Abstiegs” geht, müsste ich auch laut schreien, weil ich viel weniger verdiene als früher. Aber ich sehe es nicht als Abstieg, sondern als Gewinn von Zeit und Lebensqualität. Denn das Wichtigste in der Welt kann ich mir nicht vom Gehalt kaufen: Gesundheit.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute
Mischa
Lieber Thomas,
das kommt mir alles sehr bekannt vor, was Du da schreibst.
Ich war nach einem Unfall mit einem Schädelhirntrauma und allem was das nach sich zog und auch all dem, was es aus der Vergangenheit aufdeckte, lange Jahre lang durchtränkt mit Ängsten es nie mehr in irgendeiner Weise in diesem Leben schaffen zu können.
Ich wähnte mich als einen Versager, denn all’ meinen Selbstwert bezog ich zeitlebens einzig aus Leistungen und Anerkennungen, die ich mir selbst dafür zugestand oder meistens von anderen haben wollte.
Zuletzt, 10 Jahre nach diesem Unfall, ständigen Umschulungs-Versuchen und einem hohen Maß an innerem Stress, zog’ das Leben erneut die Bremse und ich hatte über mehrere Monate so starke Schmerzen durch zwei Bandscheiben-Vorfall wie niemals zuvor in meinem Leben.
Da wachte ich auf!
Endlich war ich bereit aufzuhören zu rasen, denn ich konnte nun gar nicht anders. Ich MUSSTE aufhören zu wollen.
Das war sehr erlösend für mich.
Auf einmal wurde möglich, was ich jahrelang nicht akzeptieren wollte, dass ich von einer Erwerbsminderungsrente leben sollte, derzeit nicht in der Lage mein eigenes Einkommen zu erwirtschaften.
Gerne mag ich einen Teil meiner Geschichte mit Dir teilen.
Lieber Gruß
Tobias
http://www.hundertachtprozent.de/genesung-ein-resuemee-2014/
Meine größte Angst ist, dass meinen Liebsten (Partner, Tochter, Enkel, Schwiegersohn) etwas passiert. Als mein Schwiegersohn neulich mit hohem Fieber in der Klinik lag, da dachte ich nur, hoffentlich nichts Schlimmes. Ich fühlte mit meiner Tochter mit, denn auch mein Partner hatte schon eine schlimme Zeit, wo ich wochenlang dachte ich verliere ihn. Da wird alles andere nebensächlich!
Hi Margie,
ich denke, diese Angst haben wir alle in uns. Und es ist auch gut, dass uns unsere Liebsten so wichtig sind. Nur darf uns halt nicht die Sorge um sie blockieren oder verrückt machen, denn letztlich können wir das, was geschieht, eh nicht ändern.
Liebe Grüße
Mischa
ANGST – ein riesengroßes Thema meines Lebens –
Ich hatte mein ganze Kindheit und Jugend ANGST vor nahezu allem.
Schlimmer als das war die 1. die Tatsache, dass ich mir dessen nicht bewusst war und 2. die Tatsache, dass ich alle möglichen Bemühungen unternahm, um meine unliebsamen Gefühle zu kompensieren.
Die Angst vor dem Leben, die Angst es nicht zu schaffen, die Angst es niemals schaffen zu können war zeitlebens so gewaltig, dass ich Jahre lang verkrampfte und viel zu lange nachts ins Bett machte…
Später, als ich schon lange nicht mehr ins Bett machte, hatte ich über Jahre Angst, dass es wieder passieren könnte.
Und dann trat ich die brutalste mögliche Flucht an, die es angesichts der Angst geben kann, die Flucht nach vorne, in die Angst hinein.
Und damit überforderte ich mich maßlos, überspannte den Bogen und versetzte meinen Organismus, das gesamte lebendige System über Jahre in einen Zustand der Dauer-Alarm-Bereitschaft.
Kontraphobisches Verhalten wie es im Buche steht. Ich meinte es etwas zu gut mit mir, so dass mein Verhalten in den selteneren Fällen heilsam wirkte und in den meisten Fällen mir noch eins drauf setzte in der persönlichen Akte der Traumatisierungen.
Ich lieferte mich aus. Den größten Ängsten. Angst vor Nacktheit. Angst vor Liebe. Angst vor Publikum. Angst vor dem Singen. Angst vor Frauen. Angst vor Männern. Angst vor Nähe. Angst vor Alleinsein. Angst vor Berührung. Angst vor Versagen. Angst vor dem Glück.
Bei so vielen Ängsten wurde es mir ganz schön eng in der Kehle.
Mit einem gespielten souveränen Lächeln und einem Spruch überlachte ich den Stress und verblendete mich selbst.
Es dauerte einige Jahre und eine Menge Therapien, Selbsterfahrungskurse und Co. bis ich überhaupt der Tatsache gewahr ward, dass ich Angst hatte.
Ja, heute geht es mir in den besten Momenten wie Afschin und ich bin mit der Angst, die einfach ein Ausdruck von Lebendigkeit und Aufregung ist und allenfalls durch die Benennung und Bezeichnung auf einmal ein solch bedrohliches Ausmaß annimmt.
Sie ist auch nur eine von vielen Etiketten, die ich den in mir kreisenden Gefühlen mit meinen Gedanken anhafte und auf diese Weise aus Furcht-Mücken Panik-Elefanten kreiere.
Ich mag Elefanten, sie sind wunderbare freundliche Tiere.
Und genau so mache ich mir die Ängste zu meinen Freunden.
Tobias
Hallo Tobias,
herzlichen Dank für deinen Kommentar und deine hoch interessante Geschichte.
Ein ganz wichtiger Punkt, den du ansprichst: Mit dem puren Anrennen gegen die Ängste und massiven Konfrontieren wird die Lage oft noch schlechter. Insofern läuft da auch in vielen Therapien vieles falsch.
Wunderbar, dass du über die Erfahrung deines Körpers die Kurve bekommen hast.
Ganz liebe Grüße und alles Gute
Mischa
Ich mochte den Artikel so gerne, dass ich…
seit ein paar Wochen bei Ben in der Blogging University und gut beschäftigt mit meinem eigenen Blog und dessen Aufbau, gleich einmal für einen möglichen Leser, der sich dorthin und auf ein meiner Seiten verirren sollte – das ist natürlich noch eher unwahrscheinlich – Deinen Artikel verlinkt habe 😉
http://www.hundertachtprozent.de/angst-panik/
Der Wille zählt.
Bis bald
Tobias