Manchmal asso, manchmal eso, Leben isso.
(Mateo – Isso)
Amazon hat mich enttarnt. Bei der Recherche zu diesem Artikel habe ich geschaut, was die Bestseller in der Kategorie “Esoterik” sind. Siehe da, ich besitze 4 der 11 meistverkauften Werke. Laut Amazon ist also klar:
Ich bin ein Esoteriker.
Schlimm? Nein. Nicht in diesem Zusammenhang. Denn in den Büchern geht es um Meditation, Yoga, Buddhismus und Selbstfindung (das Werk zur 30-Gramm-Fett-Methode lassen wir mal außen vor). Und nicht um Gläserrücken, Wahrsagen und Magie.
Nun gut, jetzt hat der Buchversand-Riese nicht gerade die Definition von Esoterik gepachtet, sondern versucht, möglichst viel in einem recht populären Bereich zu verkaufen. Ist demzufolge Esoterik eigentlich angesagter Lifestyle? Und falls ja, wieso fangen trotzdem viele Menschen einen Satz immer noch so an: “Das klingt jetzt ein bisschen esoterisch, aber …”?
Ganz einfach: Weil die meisten Menschen unter “esoterisch“ so etwas wie “ein bisschen verrückt, da nicht erklärbar” verstehen. Da sich im heutigen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Sprachgebrauch keine allgemein anerkannte Definition etabliert hat, muss eben das “Gspinnerte” herhalten.
Doch wer will schon zu den Spinnern gehören?
Deswegen folgt für alles nicht-rationale ganz schnell die “Eso-Entschuldigung”. So wie bei einer Blogger-Freundin, die einen Artikel über 45 Minuten Schnorcheln mit einem Walhai verfasst hat und erzählt, wie sie dabei in eine Art Trance geriet. Sie schrieb mir vor der Veröffentlichung: “Das Ganze klingt schon ein bisschen eso.”
Ähnliches habe ich in letzter Zeit öfter gelesen, wenn Menschen glauben, sich für ungewöhnliche Selbsterfahrungen rechtfertigen zu müssen.
Aber warum eigentlich? Ist es nicht unser Recht – ja vielleicht sogar unsere Pflicht – uns auf einen spannenden und nicht immer erklärbaren Weg zu uns selbst zu machen? Und dabei Dinge zu erleben, die andere nicht verstehen oder über die sie nur mit einem mitleidigen Lächeln den Kopf schütteln?
Ist es nicht langsam Zeit, uns dem vermeintlich Irrationalen zu widmen? Denn wohin hat uns denn die wissenschaftlich-rationale und wirtschaftlich durchgetaktete Welt gebracht?
Jeder Lebensbereich ist komplett durchgeforscht. Schlafforscher sagen uns, wie lange wir schlafen sollen. Essensforscher sagen uns, was wir essen sollen. Sexforscher sagen uns, wie oft wir Sex haben sollen, Medizinforscher sagen uns, welchen Blutdruck wir haben sollen und Glücksforscher sagen uns, was uns glücklich macht.
Mir persönlich fehlt noch der Fußballforscher, der sagt, welchen Verein ich unterstützen soll und der Musikforscher, der sagt, welche Musik ich hören sollte.
Aber wo bleiben wir bei der ganzen Geschichte?
Unser Individualismus? Unsere eigene Lust, das zu entdecken, was uns wirklich gut tut?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir eine rein vernunftgesteuert-kontrollierte Lebensweise nicht gut getan hat. Ich habe in der Medienwelt der vielen Tipps und Ratschläge gelebt und oft nachgeplappert, was vermeintlich schlaue Menschen verkündet haben.
Umso befreiender war es, wie ich wieder gelernt habe, zu meinen Gefühlen Zugang zu finden. Die Energie meines Körpers auf verschiedene Weise zu spüren. Zu sehen, was tägliche positive Bekräftigungen bewirken können. Zu erleben, was Yoga und Meditation mit mir machen. Eine Spiritualität zu erleben, die nicht kirchlich gesteuert ist, sondern aus meinem Inneren kommt.
Meiner Seele geht es damit wesentlich besser. Und ich bin viel neugieriger geworden, probiere viel mehr aus. Mein Normalo-Leben ist vor zwei Jahren zusammengebrochen. Jetzt suche ich mir die Steine selbst aus, die zum neuen Gebäude besser passen und einen stabileren Halt geben.
Ich liebe es, mit hoch interessanten Menschen zu reden, die ihr Wissen und ihre Weltanschauung nicht aus den Massenmedien haben. So wie Rudi, der Methaphysiker und Philosoph, den ich vergangene Woche beim Co-Working in der Kemptener Gründervilla kennengelernt habe. Es geht gar nicht darum, ob ich seine Ansätze teile. Sondern darum, dass er eine großartige Ausstrahlung hat, ganz viel positive Energie transportiert und mich mit seinen Fragen zum Nachdenken bringt.
Ist Rudi jetzt ein Esoteriker? Bin ich ein Esoteriker? Mir persönlich ist die Begrifflichkeit egal. Wobei genau genommen stimmt das nicht ganz. Ich gehe mit dem Begriff auch vorsichtig um, weil in dem ganzen Themenbereich sehr viel mitschwingt, zu dem ich keinen Bezug habe und mit dem ich mich nicht anfreunden kann.
Gemeint ist der riesengroße Komplex der überteuerten und obskuren Heilsverprechen, die psychisch anfälligen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen. Oder auch der ganze Astrologie-Hokuspokus. Bezogen auf diese Dinge sage ich ganz klar:
Ich bin kein Esoteriker.
Wie du siehst, hängt bei dem Thema ganz viel von der Definition und der eigenen Einstellung ab. Wenn jemand das “ein bisschen eso” findet, wenn ich mich jeden Morgen hinstelle und mir vorsage “Ich liebe das Leben und das Leben liebt mich. Das Leben gibt mir immer das, was ich brauche”, dann ist das für mich okay. Genauso, wie wenn das jemand als verrückt, gspinnert oder sonstwie nicht-normal einstuft.
Ich möchte all die positiven (und auch negativen) Erfahrungen auf dem Weg zu der Frage, was mich selbst ausmacht, nicht missen. Dabei betrachte ich mich als Langzeit-Reisenden, der noch ganz viel Platz in seinem Rucksack für wertvolle Erkenntnisse hat.
Die Erlebnisse dabei dürfen gerne rational schwer erklärbar, verrückt-klingend oder ein bisschen eso sein. Denn wichtig ist nicht, wie man das Ganze nennt, sondern wie es bei mir dabei geht.
Uff, ganz schön schwere Kost, dieses Thema. Wahrscheinlich gibt es hierzu auch komplett andere Meinungen. Wie definierst du Esoterik? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Oder ist das alles Humbug und Spinnerei? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Foto: Unsplash.com
Wie wundervoll, Mischa! Langsam wird’s gruselig. Es ist genau der Artikel, den ich gebraucht habe! Danke dir vielmals dafür! 🙂
Ich habe eine Bekannte, die “total eso” ist. Wir machen uns ehrlich gesagt immer ein wenig lustig über sie. Sie ernährt sich am liebsten von Licht und Liebe und kommt jede Woche mit einer neuen Absurdität an. Ich hatte zwar in meiner Jugend eine “Eso-Phase”, doch im Studium wurde mir wissenschaftliches Denken eingetrichtert und ich begann, mich ebenso über die Spinner zu amüsieren. Bis auch ich feststellte, dass ich Eso-Bücher lese. Oh oh! 😀 Du sprichst mir wirklich aus der Seele: Wieso sollte ich mich nicht mit etwas beschäftigen, dass mich berührt, verändert und dafür sorgt, dass es mir fantastisch geht? Und darüber kann ich doch dann auch berichten! Also mir ist es jetzt auch egal, in welche Schublade ich gesteckt werde. Und ich glaube, so geht es vielen. Die Grenzen brechen langsam auf und wir finden zu unserer Individualität zurück. Und wenn das mit Hilfe von einer Runde Hexerei geschieht – So what?! 😀
Hi Anna,
Danke für deinen wunderbaren Kommentar.
Du beschreibst wirklich wunderbar, warum wir uns mit dem Eso-Thema aufgrund unserer Ausbildung und dem, was so medial auf uns einprasselt, oft schwer tun. Umso schöner ist es doch, wenn man dann merkt, dass es so viele unterschiedliche Wege gibt, die fernab jeglicher wissenschaftlicher Erklärbarkeit liegen – aber helfen 🙂
Liebe Grüße
Mischa
Hi Mischa,
ein sehr cooles, sicherlich auch polarisierender Thema! Danke dafür!
Mich hatte immer eine naturwissenschaftliche Herangehensweise geprägt, schon lange bevor ich Physik studierte. Mein Antrieb war immer, die Welt im innersten verstehen zu wollen.
Es hat ganz schön lange gedauert, bis ich für mich herausgefunden habe, dass dazu nicht nur die rein materielle Welt gehört, sondern dass es auch gilt mich im innersten zu verstehen.
Der “Mensch als Schwingungswesen” – zum einen ein naturwissenschaftlicher Ansatz, denn wenn wir ganz genau hinsehen, gibt es in der Quantenphysik, keine Festkörper mehr, sondern nur noch Schwingungs- und Energiezustände.
Für alle, die mit Quantenphysik nicht zu tun haben wollen, gibt es den “spirituellen” Ansatz. Beides macht es uns leicht, für Dinge um Empfindungen offen zu sein, die wir nur erleben, wenn wir uns selbst nahe kommen.
Ziemlich gut wird das für mich unter “Law of Attraction” beschrieben. Wie immer ich schwinge, das ziehe ich in mein Leben. Ich trainiere das seit 4 Jahren und das coole ist es funktioniert immer schneller und immer zuverlässiger – sowohl bei positiven Gedanken wie auch negativen.
Ich könnte dir 1000+ Beispiele dazu aufzählen, die ich nicht mehr als Zufall abtue, sondern als das, was ich bei “meinem Universum” bestelle. Auch ich habe diesen tiefen Glaubenssatz: “Mein Universum liebt mich und alles was mir passiert ist zu meinem Besten”.
Inzwischen gibt es für mich keine Grenzen mehr. Wenn du mir erzählst, dass du bereits auf einem anderen Planeten gelebt hast oder dich nur von Licht ernährst, finde ich es toll dir zu begegnen und höre dir interessiert zu. Nur weil ich Dinge aus meiner Lebenserfahrung nicht erklären kann, heisst es nicht, dass sie für andere nicht existieren.
Das einzige was – wissenschaftlich und spirituell – sicher ist: es gibt keine Realität, es gibt nur das was wir als Realität wahrnehmen.
Wie Anna oben schreibt, schon fast gruselig, wenn ich nicht wüsste, wie es für mich funktioniert 🙂
Das Leben ist herrlich, spannend, abenteuerlich, eine Entdeckungsreise eben!
Liebe Grüße
Petra
P.S. Vermutlich bin ich ein bisschen “Eso” 😀
Hi Petra,
es ist klasse, dass es Menschen wie dich gibt, die sogar noch aus der wissenschaftlichen Ecke kommen und trotzdem – oder gerade deswegen – an diesen vielen spannenden Dingen interessiert bist, die jenseits der sofortigen Erklärbarkeit liegen.
Das Gesetz der Anziehung ist wirklich so unglaublich wirksam, dass ich mich frage, wieso sich nicht viel mehr Menschen Gedanken darüber machen. Ich bin durch Zufall (den es ja nicht gibt) drauf gestoßen bzw. durch ein sehr interessantes Gespräch drauf gestoßen worden und kann das nur bestätigen, wie gut es funktioniert.
Liebe Grüße an Frau Bisschen-Eso 😉
Mischa