rad luft ist raus

Die schlechte Nachricht zuerst: Meine Reise-Schreibmaschine hat den Geist aufgegeben. Genau fünf Monate hat mich mein Transformer Book begleitet. Dutzende Artikel habe ich darauf geschrieben, unzählige Kommentare, Mails und weitere Nachrichten beantwortet. Abends war der Rechner oft mein letzter Ansprechpartner, morgens mein erster.

Ich war glücklich, dass dieser eine Sturz vor Monaten – ausgelöst durch eine Verkettung unglücklicher Umstände – außer einem langen Kratzer im Display keine weiteren Spuren hinterlassen hat. Dachte ich bis heute Morgen. Nun ist es wie beim Roulette: Nichts geht mehr.

Ein Laptop- hurra!

Wenn du schon länger meinen Blog liest, weißt du, dass ich mir einen Satz jeden Morgen mehrmals sage: „Das Leben gibt mir immer das, was ich brauche.“ So ist es auch diesmal. Seit Freitag bin ich gemeinsam mit einem guten Freund und ehemaligen Kollegen unterwegs. Und er hat tatsächlich seinen Laptop dabei – hurra!

Verzeihe die lange Einleitung. Jetzt willst du natürlich wissen, was die gute Nachricht ist. Ganz einfach: Meine Reise hat auf der Zielschleife noch einmal richtig an Fahrt aufgenommen. Es war die beste aller möglichen Ideen, hierher nach Sardinien zu kommen.

Warum? Weil nach meinem Surfkurs in Portugal und dem Abschied von meiner Frau die Luft komplett draußen war. Auf den vielen, vielen Kilometern entlang der spanischen Südküste habe ich mich oft gefragt: „Was machst du da eigentlich? Wieso fährst du nicht einfach in zwei, drei Tagen ganz nach Hause?“

Das Lustige ist, dass mir Christian, den ich an einem Campingplatz in Polen kennengelernt habe, mir haargenau dieses Szenario vorhergesagt hatte. Ich habe ihn damals ausgelacht und gesagt: „Das wird mir nicht passieren!“ Ist es aber.

Warum ist die spanische Südküste so hässlich?

Da ich der tiefsten Überzeugung bin dass es a) keine Zufälle gibt und b) nichts im Leben ohne einen tieferen Sinn geschieht, sollte mir diese Zeit auch etwas zeigen. Zum einen, dass ich die spanische Südküste zu Großteilen ganz schön hässlich finde (im Gegensatz zur Nordküste). Und dass es jetzt einfach Zeit ist, nach Hause zu kommen und wieder feste, gewohnte Ansprechpartner zu haben.

Das Nicht-direkt-nach-Hause-fahren-dürfen, weil wir für Sardinien schon eine feste Verabredung hatten, bescherte mir aber noch eine bemerkenswerte Begegnung auf dem Campingplatz nahe Barcelona. Ich wollte den Besitzer des Münchner VW Busses nur kurz etwas fragen. Drei Stunden später haben wir immer noch gequatscht und vereinbart, dass wir unser intensives Gespräch in der Heimat fortsetzen werden.

Zwei Männer, zwei VW-Busse

So, und nun sitze ich auf Sardinien, zehn Meter unter mir plätschert das Meer leise, es ist warm, die Landschaft gigantisch. Unsere Zwei-Mann-Zwei-VW-Bus-Reisegruppe hat sich schon gut eingespielt. Deshalb schreie ich jetzt einfach mal hinaus „Es ist sooo geil hier! Gut, dass ich noch nicht nach Hause bin!“

Meine Reiselust ist wieder voll entfacht, es gibt hier so viel zu entdecken und zu staunen. Und ich werde nach den zwei Durchhänger-Wochen endlich wieder zu mehr (sportlicher Aktivität) angetrieben.

Adrenalin-Junkie trifft Biergartenradler

Wobei die Konstellation eine interessante ist: Mein Begleiter ist ein 100-prozentiger Mountainbike-Freak, der die wildesten Trails von den höchsten Bergen hinab rast, während ich im Vergleich dazu ein blutiger Anfänger bin. Es wird spannend, wie wir da gemeinsame Nenner finden, ohne Über- und Unterforderung.

Aber da hat der Herr Downhill-Profi schon eine gute Idee, wenn er sich mal austoben will: „Ich fahr‘ nen Trail und du bloggst.“ So werden wir es machen! Es gibt doch nichts, auf was man sich bei Männerurlauben nicht einigen könnte.

Das Fazit

Ich freue mich den ganzen Tag wie ein Schnitzel, dass ich am Ende der Reise noch einmal so eine traumhafte Gegend erleben darf. Und das auch noch in Begleitung. Wie heißt es so schön: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.