Zeit ist die neue Währung. Mit diesem Satz hat kürzlich ein lieber Adios-Angst-Leser einen Beitrag von mir kommentiert. Und seitdem gehen mir diese Worte nicht mehr aus dem Kopf.

Warum tun wir uns so schwer zu akzeptieren, dass Zeit das einzige endliche Gut ist? Unsere Lebensuhr tickt immer schneller. Und was machen wir? Rennen immer noch der alten Währung hinterher: Leistung, Karriere, Arbeit bis zum Umfallen, Status, Konsum und Ablenkung allerorten.

Ich nehme mich dabei keineswegs aus. Eine Reihe von Stellschrauben habe ich zwar schon in die für mich richtige Richtung gedreht. Aber trotzdem muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen:

Verlorenes Geld kannst du wieder verdienen,

verlorene Zeit kannst du nie wieder zurückholen.

Was das auf keinen Fall heißt: Alles muss noch schneller gehen, um Zeit zu sparen. Dieser Teufelskreis der Hektik ist das Schlimmste, was du dir antun kannst.

Sondern es geht darum: Wie kannst du deine beschränkte Lebenszeit bewusst einsetzen?

Quasi eine tägliche Achtsamkeitsübung: Wofür lohnt es sich wirklich, deine wertvolle Zeit zu investieren? Was glaubst du zu müssen und was willst du wirklich in deinem tiefsten Inneren?

Wenn du dir täglich diese Frage stellst, lebst du automatisch mehr in der Gegenwart und wirst irgendwann anfangen, Zeit umzuschichten. Du wirst klare Entscheidungen treffen und Dinge sein lassen, um dich Sachen mit höherer Priorität und größerem Nutzen zuwenden zu können.

Wie diese Antworten konkret ausfallen, ist zum Glück sehr individuell. Es wäre ja schlimm, wenn allen alles gleich wichtig wäre.

Ich habe die bewusste Entscheidung getroffen, mit folgenden Dingen nicht mehr meine Zeit zu verplempern (oder zumindest den Zeitaufwand dafür stark einzuschränken):

  • Fernsehen
  • Zur Arbeit fahren
  • Über die Arbeitsbedingungen, unfähige Kollegen und Vorgesetzte reden (das Privileg des Selbstständigen)
  • Zeitung lesen
  • Zeitschriften lesen
  • Shopping/Konsum um des Konsumierens willen
  • Besuch von Großveranstaltungen (Konzerte, Sport etc. – okay, einmal pro Halbjahr St.Pauli im Millerntorstadion sehen muss sein)
  • Mich über die Nachbarn oder andere Mitmenschen aufregen

Damit spare ich enorm viel Zeit und Geld, um mich den Dingen zu widmen, die mich wirklich glücklich machen, als Mensch voranbringen, mich erfüllen und mir das Gefühl geben, dass ich mein Leben lebe und nicht gelebt werde. Diese sind im Einzelnen:

  • Innehalten/Bewusst Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen
  • Bücher lesen
  • Die Wunder der Natur bestaunen
  • Laufen
  • Kochen und Genießen
  • Mit Freunden treffen oder skypen, die mir gut tun
  • Mit Familienmitgliedern treffen, die mir gut tun
  • Schreiben
  • Ideen entwickeln und Projekte schmieden
  • Sport
  • Gespräche mit Tiefgang
  • Bewusste Ablenkung durch einen richtig guten Film, ein Club-Konzert, ein Pub-Quiz
  • Mit meinen Lesern kommunizieren

Einem Punkt will ich dabei in Zukunft noch mehr Bedeutung schenken, quasi die Quintessenz bewusst eingesetzter Zeit: richtig gute Freunde und geliebte Familienmitglieder.

Wenn du ehrlich bist, woran erinnerst du dich 10 oder 20 Jahre später? An eine Folge des Dschungel-Camps oder an den Morgen, als du mit Freunden nach durchtanzter Nacht am Lagerfeuer saßt, die Sonne aufging und ihr über das Leben philosophiert habt? An einen Stadtbummel oder die Bergtour mit deinem Vater, bei der ihr euch ein paarmal verlaufen habt? An deinen ultra-schicken Geschäftswagen oder den klapprigen, überladenen Kadett, mit dem du samt 3 Freunden nach Portugal gefahren bist?

Meine Antworten darauf kennst du.

Wie gehst du mit deiner Zeit um? Was hat für dich Priorität und nimmst du dir auch bewusst Zeit dafür? Wie schwierig ist es, sich die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge freizuhalten? Ich bin auf deinen Kommentar gespannt!

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