Ohne meinen Humor wäre ich heute nicht mehr am Leben. Oder schwerer Alkoholiker. Oder drogenabhängig. Oder alles drei zusammen. Ach ne, das geht ja nicht.

Für mich ist das die zentrale Feststellung, die allumfassende Weisheit: Humor kann Leben retten. Vor allem, wenn du dein Leben gerade nicht so richtig lustig findest.

Zwei Dinge haben mir immer dabei geholfen und werden mir immer helfen: Ich kann über mich selbst lachen (ich denke, dass dieser Artikel das ganz gut beweist). Und ich kann das (erwachsene) Leben mit all seinen ach so dramatischen Begleitumständen einfach nicht ernst nehmen.

Vorzeige-Arbeitnehmer? Nicht wirklich!

Deshalb war ich nicht gerade der Vorzeige-Arbeitnehmer. Wahrscheinlich hat mein früherer Chef heute noch ein Trauma von der Szene, als er wegen eines “beschissenen Artikels” von mir in der Konferenz getobt hat, die Zeitung vor Wut auf den Boden geschleudert hat, mich dafür zur Rede stellen wollte und meinen heftigen Widerstand erwartet hat. Ich habe ihm einfach nur Recht gegeben und gelächelt (innerlich war ich kurz davor, vor Lachen zu explodieren).

Diese ganze “Achtung, wir müssen seriös wirken”-Business-Mentalität war für mich seit jeher Grund zur Erheiterung. Was nicht an fehlender Loyalität (okay, am Ende schon, aber psst, niemandem weitersagen!) oder fehlendem Arbeitswillen lag. Sondern einfach daran, dass die ganzen Bürodramen so fürchterlich unwichtig sind.

Hast du dich jemals gefragt, ob der Anschiss deines Chefs, der Fehler deines Praktikanten, der Umsatzeinbruch von 2 Prozent, die nicht ausgeräumte Spülmaschine oder der übel gelaunte Kunde auch nur im Ansatz bedeutend für den Rest deines Lebens sind?

Sie sind es nicht? Wieso regst du dich dann jedesmal drüber auf, anstatt herzhaft zu lachen. Aah, verstanden: Dein Ego sagt, dass du kämpfen musst und nicht alles einfach so hinnehmen darfst. Du hast schließlich ein Recht darauf dich aufzuregen. Außerdem wird im Büro nicht gelacht, denn die Arbeitswelt ist nunmal nicht lustig und der Postbote mit den Burnout-Päckchen steht schon vor der Tür.

Du hast zu jeder Sekunde die Wahl

Worauf ich hinaus will: Du hast jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde die Wahl, ALLES, was geschieht ganz schrecklich ernst zu nehmen und dich richtig hineinzusteigern (bitte nicht vergessen, abends beim Heimkommen sofort alle Dramen auf einmal zu schildern und dann noch am Telefon mindestens zwei Freunde an deinem herzergreifenden Schicksal teilhaben zu lassen).

Oder du lachst drüber. Wenn das nicht gelingt, ist das entspannte Hinnehmen des Geschehens schon einmal ein super Anfang, der dein Leben verändern wird.

Jetzt wirst du sagen: “Das hört sich alles so einfach an. Aber mein Chef ist wirklich so ein unerträgliches Arschloch, dass ich mich über ihn aufregen muss.” Mag sein, dann wechsle den Job. Deine Wahl.

Oder du sagst: “Aber wie soll ich denn lachen, wenn ich depressiv bin oder meine Ängste mir das Leben zur Hölle machen?” Lach trotzdem! Nutze die erstbeste Chance dazu. Du glaubst nicht, wie viel ich den 20 Jahren meiner Angst- und Panikkarriere gelacht habe. Meine Wahl.

Weil ich jede sich bietende Möglichkeit dazu genutzt habe. Natürlich waren da Tage, an denen ich weit davon entfernt war. Trotzdem habe ich immer gewusst, dass das Leben witzig ist und mich an die lustigen Momente erinnert.

Professioneller Alkoholiker? Keine top Idee

Ja, es gab Momente, an denen ich ans Aufgeben gedacht habe. Mir nicht mehr sicher war, ob das Leben in der Form überhaupt noch Sinn macht und ob der dauernde Kampf sich noch lohnt. Oder mit dem Gedanken gespielt, ob ich professioneller Alkoholiker werden soll (keine Verarschung, das habe ich mir wirklich mit nüchternem Verstand überlegt), damit ich mir das Leben wenigstens in den Ist-mir-doch-alles-egal-Modus saufen kann.

Zum Glück war mein Bewusstsein für die Schönheit, die Freude und das Wunder des Lebens immer größer. Das war mein Rettungsanker.

Wenn ich gestresst und übellaunig von der Arbeit heimgekommen bin, hab ich sofort “Die Simpsons” eingeschaltet, weil ich diesen Humor liebe und immer (bis auf ein paar extreme Ausnahmetage) dabei lachen kann.

Oder ich habe mir ein lustiges Buch zur Hand genommen. Wobei sich die Frage stellt: Darf man während einer depressiven Episode ein Werk mit dem Titel “Der wunderbare Massenselbstmord” lesen. Ja, man darf! Und es war wirklich unfassbar witzig (also wenn man auf finnischen Humor und insbesondere den von Arto Paasilinna steht).

Lachen ist ein wunderbarer Lernprozess

Damit habe ich nicht mein Leben von heute auf morgen umgekrempelt. Vieles musste ich noch lernen. Vieles lerne ich noch. Ganz viel werde ich noch lernen. Doch zumindest habe ich nicht zugelassen, dass ich mich dauerhaft in eine “Das Leben ist so schrecklich, ich tue mir so leid”-Spirale hineinschraube.

Denn jedes Lachen an einem noch so beschissenen Tag bringt dich einen kleinen Schritt in Richtung lustigeres Leben.

Warum das dann nicht alle so machen? Wie ich in dem tausendfach gelesenen Artikel “Warum Leiden schöner ist als Veränderung” schon beschrieben habe: Es gibt oft gewichtige Gründe und Vorteile, an seinem Leid, seiner Krankheit festzuhalten. Klingt doof, ist aber so. Zu dem Thema werde ich demnächst noch aus meiner eigenen Warte darüber philosophieren, welche Vorteile ich aus meiner Angst gezogen hatte.

Viele Menschen erlauben sich auch gar nicht zu lachen, oder sie haben es schlicht verlernt. Weil sie früher von ihrem Lehrer dafür bestraft wurden, wenn sie zu laut gelacht haben. Weil sie von ihren Eltern im Restaurant dafür angeraunzt wurden. Weil sie irgendwann beschlossen haben, dass das Leben brutal ernst und ganz sicher keine Spielwiese oder ein Ponyhof ist.

Hallooo? Aufwachen! Das Leben ist viel zu lustig, um den Humor dauerhaft auszusperren.

Außerdem: Hast du schon einmal probiert, während du richtig laut und herzlich lachst, eine Panikattacke zu bekommen? Eben.

Lachen kann heilen

Im Gegenteil: Lachen ist extrem gesundheitsfördernd und heilend (Weinen übrigens auch, nur empfiehlt es sich öfter zu lachen als zu weinen). Mit Lachen lassen sich so viele positive Prozesse anstoßen.

Ich weiß, wovon ich rede, schließlich haben wir beim NLP-Seminar kürzlich 12 Tage lang fast durchgelacht und am Abschlussabend hatte ich einen zweistündigen Lachflash, mit dem ich die Hälfte der Truppe noch mitgerissen habe und danach nass geschwitzt und glücklich war.

Weil ich möchte, dass du auch öfter lachst, kommen hier kurz zusammengefasst meine Tipps.

3 Tipps, wie Humor dein Leben retten kann

#1 Stürz dich auf die witzigen Dinge des Lebens!

Du weißt doch selbst am besten, in wessen Gegenwart du am häufigsten lachst, welche Filme dich erheitern, welche Bücher dich zum Schmunzeln bringen, auf welche Comedians oder Kabarettisten du abfährst. Gib dir so viel wie möglich davon. Verstärke deine Freude, nicht dein Leid. Du hast die Wahl.
In dieser Zeit bist du schon mal vom eigenen Fokus auf dein Leid abgelenkt und findest womöglich Freude daran, noch öfter zu lachen (Aber Vorsicht: Das gefällt der Pharmaindustrie gar nicht gut, irgendjemand muss doch noch die Antidepressiva kaufen).

#2 Nimm dich nicht so ernst!

Okay, du hast den Erdbeerkuchen fürs Kindergartenfest total vermasselt. Ja, du hast gerade die Bürger einer Verwaltungsgemeinschaft als “Vergewaltigungsgemeinschaft” angesprochen (ist einem Kollegen von mir wirklich mal passiert, wir lachen heute noch schallend darüber). Du hast deiner Freundin mal kurz den Namen deiner Ex verpasst. Alles nicht schön.
Und dann? Ja, du kannst dich jetzt grämen, zetern, hadern, kannst dich und die Welt verfluchen oder nach Ausreden suchen, warum alles so passieren musste. Oder du lachst nach dem ersten Schreck darüber und erzählst jedem, wie witzig das war. Deine Wahl.

#3 Nimm das Leben nicht so ernst!

Verstehe, in Usbekistan ist gerade ein Bierfass aus einer Brauerei entwichen und hat zwei Angler überrollt. Dein Nachbar hat sein Haus mit einer leucht-grünen Farbe angestrichen, die bestimmt zu spontanem Augenkrebs führt. Und war da nicht noch dieser Rowdy, der mit quietschenden Reifen an der Ampel losgefahren ist? Dramen und Skandale, wohin man schaut.
Ja, du kannst über alles Schreckliche auf der Welt und alles, was nicht in dein Modell von Welt passt, klagen und so das für dich Negative ganz bewusst in dein Leben ziehen. Oder du lässt es sein und lachst. Oder sagst und denkst einfach gar nichts dazu, weil es einfach nichts mit deinem Leben zu tun hat und völlig egal ist in Bezug auf die Dinge, die wirklich wichtig sind (“Ja, Fußball!” höre ich manche murmeln, ich meine aber wirklich wichtige Dinge).

Gelingt mir das, was ich schreibe die ganze Zeit? Nein. Aber immer öfter. Verdammt oft sogar.

Und das macht ganz schön viel Spaß!

Lachst du schon oder regst du dich noch über meinen Artikel auf? Wie sind deine Erfahrungen mit dem Thema Humor? Wie wichtig ist dir die Freude am Leben? Ich freue mich auf deinen Kommentar!