Mein Roadtrip Katalonien in Kurzform: 3 Wochen, 3300 Kilometer, 16 Tage auf 3 Campingplätzen, 7-mal frei gestanden, Lieblingsessen: Spaghetti mit frischen, sonnengereiften Tomaten, Lieblingswein: Rioja, direkt im Tante-Emma-Laden aus dem Holzfass abgefüllt.

Falls dich noch mehr als die Reisestatistik interessiert, darfst du gerne noch weiterlesen. Ich erzähle dir, was ich bei meinem ersten Probetrip als Digitaler Nomade für mich herausgefunden habe. Was beim ortsunabhängigen Arbeiten in den Teilbereichen Arbeit, Freizeit und Reisen gut geklappt hat und was in Zukunft besser laufen sollte.

Hier also die 7 Dinge, die ich bei meinem Roadtrip durch Katalonien gelernt habe:

#1 Frischluft tut gut

Als Angestellter war es früher einfach: Da gab es die Zeit im Büro und dann 6 Wochen Urlaub. Entweder oder. Als Selbstständiger heißt es jetzt sowohl als auch. Ich habe für mich zwar festgestellt, dass ich die Mischung aus Anspannung und Entspannung ganz gut hinbekomme. Aber trotzdem hatte ich zuletzt das Gefühl, dass ich dringend aus dem Alltag raus muss, um nicht wieder in eine für mich gefährliche und zermürbende Normalitäts-Spirale zu geraten. Im Nachhinein bin ich heilfroh, dass ich trotz meiner zeitweiligen inneren Widerstände aufgebrochen bin. 3 Wochen Freiheit spüren, 3 Wochen großteils draußen verbringen und nochmal richtig Sonne tanken hat meine Akkus aufgeladen, ohne dass ich dafür Urlaub gebraucht habe.

#2 Abenteuer Spanien hilft gegen Höhenangst

Klettern Siurana

Mein erstes Mal im Fels.

Ehrlich gesagt hatte ich schon Schiss, als die liebe Nima von Abenteuer Spanien vorgeschlagen hat, dass wir uns im Kletterdorf Siurana treffen. “Da geht es bestimmt ganz enge, steile Straßen am Abhang hoch. Sowas fahre ich nicht”, habe ich ihr geschrieben. Daraufhin haben mich Steve und Nima in ihrem Reise-Kultmobil Horst einmal zur Probe hochgefahren, um mir die (unberechtigte) Angst zu nehmen. An den 4 gemeinsam verbrachten Tage hatten die beiden immer wieder Aufgaben für mich, die mein Herz zum Teil ganz schön laut hämmern ließen. Zum Glück haben sie ganz geduldig den Höhenangst-Hasenfuß ein bisschen gefordert (ich war zum ersten Mal im Freien klettern – yippieh!). Ich war danach sowas von stolz auf mich. Bleibt die alte Feststellung: Mut ist Angst plus ein Schritt.

#3 Arbeiten unterwegs tut gar nicht weh

Die Frage vorher war: Werde ich den Verlockungen einer klassischen südlichen Urlaubsregion widerstehen und mich immer und überall brav an meinen Rechner setzen und arbeiten? Die Antwort lautet: ja. Statt daheim im Pulli am Schreibtisch bin ich mit Sonnenbrille und kurzen Hosen (oft genug auch in langen) am Campingtisch oder in meinem Bus gesessen und habe brav die Aufträge meiner Kunden abgearbeitet. Letztlich ist das Thema unterwegs wie daheim: Wie schaffe ich es so konzentriert und produktiv zu arbeiten, dass trotzdem genug Zeit für die schönen Dinge des Lebens bleibt? Das ist mir recht gut gelungen.
Nur mit dem Thema “Arbeiten auf dem Campingplatz” werde ich nicht ganz glücklich. Da komme ich mir zwischen all den Nur-Urlaubern ein bisschen wie ein Alien vor. Als ich die Infrastruktur von Horst (Strom und Satelliten-Internet) mitnutzen durfte, war das wesentlich angenehmer, so freistehend im paradiesischen Klettergebiet. Stellt sich für die Zukunft die Frage: Soll ich auch daran arbeiten, in Bezug auf Strom autark zu werden, z.B. über eine mobile Solaranlage? Oder soll ich mich lieber mit anderen Menschen, die einen ähnlichen Lebens-/Arbeitsstil haben, auf so genannten Workations, wie dem Surf Office treffen? Meine Tendenz geht klar in letztere Richtung, vor allem wegen des zwischenmenschlichen Kontakts unter Gleichgesinnten. Als Alternative dazu sehe ich Surf- oder Klettercamps, die auch Yogakurse anbieten.

Co-Working Siurana

Nima und Mischa sowie die Aufpasser Luna und Jule beim Co-Working

#4 Yoga geht nur bei Wärme

Womit wir schon beim nächsten Thema wären: Wie gut klappt es mit dem Yoga auf Reisen ohne Studio bzw. Kurs? Am Strand, wenn es warm ist, ziemlich gut. Da habe ich mehrere wunderbare Morgeneinheiten hinbekommen. Aber was tun, wenn es in der Früh 3 Grad hat und weit und breit nur steiniger Untergrund ist? Natürlich ausfallen lassen. Abgesehen davon, dass ich Yoga immer vor dem Frühstück mache, aber es bis zur Zeitumstellung erst so spät hell wurde. In der Summe habe ich mein Minimalziel übertroffen, aber weniger gemacht als vorgenommen. Da ist noch deutlich Luft nach oben. Lösung siehe Punkt 3.

#5 Meditation geht immer

Meditation geht immer und überall. So habe ich das auch praktiziert. Am Strand, im Wald, auf einem Stein im Klettergebiet, auf der Yogamatte am Campingplatz oder im Bus liegend. Neue Lieblingsdisziplin: nach dem Zähneputzen noch im Halbdunkeln die Standheizung anwerfen, nochmal ins Bett kuscheln und die halbstündige Morgenmeditation von Louise Hay hören. Ein Traum!

Meditation Siurana

#6 Lass dich überraschen!

War das ein Riesenspaß, auf der Kutsche mit der wilden Araberstute Tona durch das katalonische Hinterland zu rasen. Leserin Christine, die seit 5 Jahren in der Nähe von Barcelona wohnt, hatte mich angeschrieben, ob wir nicht gemeinsam was unternehmen wollen. Da ich – im Gegensatz zu früher – inzwischen der Meinung bin, dass es gar nicht genug Überraschungen im Leben geben kann, habe ich mit Freude zugesagt. Christine hat die Kutsche souverän gelenkt und mir dabei viele spannende Geschichten über sich, die Pferde und das Leben in Spanien erzählt. Ein wunderbarer Tag, den man so in keinem Reisekatalog buchen kann.

Kutschfahrt Caldes de Montbui

#7 Roadtrip-Diplom bestanden

Just die oben erwähnte Christine berichtete mir, dass sie einmal die Strecke von ihrer Würzburger Heimat an ihren neuen Wohnort an einem Stück mit dem Auto gefahren sei. Also mal gepflegte 1400 Kilometer. Und dass sie hinterher ganz stolz auf sich war. Keine Ahnung, ob das bei mir besondere Energien freigesetzt hat, als ich mittags um 12 Uhr meinem eigentlichen Zwischenhalt schon vergleichsweise nah war und mir dachte: Sooo weit ist es jetzt doch gar nicht mehr nach Hause. Naja, das Navi zeigte immer noch 700 Kilometer an. Doch der Ehrgeiz war geweckt, am selben Tag noch daheim anzukommen und meinen bisherigen Tagesrekord von 800 auf 1200 Kilometer nach oben schnellen zu lassen. Selbst eine Kontrolle französischer Zöllner und ein größerer Stau bei Zürich konnten mich nicht mehr stoppen. 13 Stunden später hatte ich dank flügel-verleihender Getränke das Ziel erreicht. Und fand mich ziemlich gut dabei, weil alles mit drin war, was ich früher gehasst oder wegen der Angst gar nicht gemacht habe: Lange Fahrt, Alleinfahrt, Stau, viele Tunnels, Nachtfahrt. Ich habe mir das zugetraut und es durchgezogen. Kann man stolz aufs Autofahren und seinen VW Bus Dr. D sein? Ja. Ich schon.

Ich finde, auf Reisen lernt man noch mehr über sich und seine Bedürfnisse als zuhause. Geht es dir ähnlich? Welche Schlussfolgerungen hast du schon aus Reise-Erkentnissen gezogen? Hat sich durch das Reisen vielleicht sogar etwas in deinem Leben verändert? Ich freue mich auf deinen Kommentar!