“Siehst du dich mit deinem Blog eigentlich als Missionar?”

Gestern Abend hat mich das eine Freundin auf einer Party gefragt. Da habe ich erstmal kurz gestutzt.

Und natürlich sofort die Gegenfrage ausgepackt: “Komme ich denn so missionarisch rüber?” Sie: “Manchmal wirkt es schon so. Oder du gibst anderen Menschen das Gefühl, dass du sie indirekt kritisierst, wenn sie nicht so leben und handeln wie du.”

Scheinbar gibt es hier Erklärungsbedarf. Deshalb mal eine kurze Feststellung:

Ich bin kein Missionar!

Ich will niemanden bekehren. Ich meine bestimmt nicht, dass mein Weg der einzig glückselig machende auf der Welt ist.

Ich erhebe mich auch nicht über andere, die weniger Mut zur Veränderung aufbringen. Im Gegenteil: Ich will ihnen mit meinen Texten helfen.

Ich will Beispiele geben, wie man selbst aus dem größten Schlamassel noch Positives ziehen kann. Ich möchte aufzeigen, dass es sich außerhalb mancher gesellschaftlicher Normen ziemlich gut leben lässt.

Ich will Mut machen, dass es nie zu spät für Veränderungen ist. Und dass auf Diagnosen wie Angsterkrankung und Depression nicht “lebenslänglich” steht.

Dabei werde ich nicht müde zu betonen – wie in diesem Artikel hier -, dass jeder auf seine eigene Stimme hören sollte. Zum Glück sind wir Menschen so verschieden, dass nicht ein Lebensentwurf allen das Seelenheil bringt.

Was ich aber tue:

  • Ich schreibe sehr überzeugt von meinem Weg, weil er für mich funktioniert.
  • Ich polarisiere.
  • Ich stelle einige gesellschaftliche Verhaltensmuster in Frage, weil sie mir nicht gut getan haben und ich mir sicher bin, dass sie vielen anderen auch nicht gut tun.
  • Ich gebe gerne Tipps und Anregungen, weil ich selbst weiß, wie ich von Hilfestellungen auf anderen Blogs oder in Büchern profitiere.

Kurz zusammengefasst: Ich mache ein Angebot. Ob das jemand annimmt oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Im Gegensatz zu den armen Menschen, die wirklich missioniert wurden, kann man meinen Überzeugungen ganz leicht entkommen, in dem man meinen Blog nicht mehr liest. Beruhigend, oder?

In einem Punkt bin ich aber Missionar:

Ich werde niemals damit aufhören zu betonen, dass ein ewiges “Weiter so” ein echtes Leben verhindert. Dass teilweise krasse Veränderungen nötig sind, um sich wieder zu spüren, zu akzeptieren, das Leben und all seine Unsicherheiten anzunehmen. Dass Leben weit mehr bedeutet, als sich kaputt zu arbeiten, um sich dann Abend für Abend stumpf vom Fernseher berieseln zu lassen.

Und dass wir später einmal nur dann ohne Verbitterung auf unser Leben zurückschauen können, wenn wir irgendwann einmal anfangen, das zu machen, was wir wirklich wollen. Unsere Bedürfnisse einzufordern und kompromisslos unseren Weg zu gehen, auch wenn wir dabei verdammt oft gegen geistige Mauern rennen werden.

Das alles kostet richtig viel Mut.

Aber dein Leben beginnt erst dann, wenn du aufhörst, vor deiner Angst davonzulaufen.

Daran glaube ich fest. Deshalb werde ich das auch immer und immer wieder predigen. Amen.

So, der Prediger hat gesprochen. Mich interessiert deine Meinung dazu natürlich brennend: Bin ich zu missionarisch? Oder erzähle ich einfach meine Geschichte, von der sich jeder ein Stück abschneiden kann?

Foto: Depositphotos/amoklv