Champagner! Konfettiregen! Ein Mann außer Rand und Band. 65 Cent! Schwarz auf weiß steht da mein erstes selbst verdientes Geld als Online-Unternehmer. I werd narrisch!

Dienstag, 8. März 2016. Der Tag, der meine Welt veränderte. Nachts hatte ich geträumt, dass die ersten Einnahmen aus dem Amazon-Partnerprogramm, bei dem ich mich erst wenige Tage zuvor angemeldet hatte, auf mein Konto geflossen sind. Nach dem Aufstehen hochgewetzt und schwupp, die goldene Zahl. 65 Cent!

Du lachst gerade? Ich auch. Vor allem über meine eigenen Glaubenssätze und sonstigen Hindernisgründe, die mich fast zwei Jahre lang davon abgehalten haben, auch nur einen Cent über meinen Blog zu verdienen.

Und über die Tatsache, dass ich zu dem Artikel 10 Bücher, die mein Leben verändert haben vor einem Jahr noch extra dazu geschrieben hatte, dass ich keinen Affiliate-Link zu Amazon oder sonst wem setze. Ethisch-moralisch unangreifbar quasi.

Lustig ist das Ganze auch deshalb, weil schon mehrere Beobachter meines Blogs der Meinung waren, dass ich von den daraus resultierenden Einnahmen leben könne. Die gab es aber bis zum 8. März 2016 nicht.

Warum? Da habe ich 3 Hindernisgründe analysiert.

  1. Der Monetarisierungswahn unter den (Jung-)Bloggern. 
    Vor 2 Jahren habe ich im Blogcamp-Onlinekurs viele wichtige Dinge rund ums Bloggen und das Online-Business gelernt. Was mich aber von Beginn an abgestoßen hat, war die mal offen, mal unterschwellig verbreitete Botschaft “Ein Blog ist nur dann etwas wert, wenn er direkt oder indirekt richtig Geld abwirft.” Und so habe ich Jungblogger gesehen, deren Seite noch wie Kraut und Rüben aussah, deren Texte unterirdisch waren, aber die schon zum Start auf Teufel komm raus Werbebanner platziert und kuriose Coaching-Angebote präsentiert haben. Da wusste ich: So will ich nie werden. Ich will erstmal geile Texte raushauen, Menschen begeistern und dann schauen, wo das alles hinführt.
  2. Die Glaubwürdigkeit meines Blogs
    Ich schreibe hier über sensible Themen. Ich will Mut machen, Betroffenen helfen und keine Glückspillen verkaufen. Deshalb ist Glaubwürdigkeit das allerhöchste Gut, das weit vor jeder potenziellen Einnahme steht. In diesem Punkt bin ich zu 100 Prozent konsequent, weshalb ich schon Dutzende Kooperationsanfragen ablehnen musste bzw. die anfragenden Firmen und Agenturen abgesprungen sind, als sie meine klaren Vorstellungen gehört haben.
  3. Meine Abneigung gegenüber der Bürokratie
    Als Freiberufler bin ich ja schon seit über einem Jahr angemeldet. Wer aber z.B. Einnahmen über Affiliate-Werbung oder eigene Produkte auf seinem Blog (Bücher, Kurse etc.) erzielt, muss ein Gewerbe anmelden. Nochmal Gebühren, nochmal Formulare, nochmal Anschreiben vom Finanzamt mit weiteren Formularen, dann noch die IHK mit noch mehr Formularen … In mir hatte sich so viel dagegen gesträubt, dass ich erst im Dezember 2015 den Schritt gemacht habe.

Zusammengefasst war es eine Mischung aus einem selbst erwählten Glaubenssatz “Es ist nicht okay, mit einem Blog Geld zu verdienen – gerade wenn das Thema so sensibel ist” und meiner Ämter- und Formular-Allergie.

Warum nun die Kehrtwende?

Mein Blog hat mich gestresst

Mein Blog macht super viel Freude, aber auch super viel Arbeit. Zusammengerechnet und grob überschlagen habe ich schon weiter über 1000 Stunden hineingesteckt. Nehme ich jetzt nur den Mindestlohn als Ansatz (von meinem Stundenlohn als Freelancer will ich gar nicht reden), dann käme eine ziemlich hübsche Summe zusammen, die ich für meine nächsten Touren mit Dr. D auf den Putz hauen könnte.

Nur war mein Ziel niemals, in dieser Zeit kellnern zu gehen. Sondern ich WILL ja schreiben und helfen. Ich liebe meinen Blog, meine Leser, die vielen Anregungen, Kommentare und Diskussionen.

Aber an manchen Tagen hatte ich einfach das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wächst. Dass ich mit den Antworten auf die vielen Kommentare und Nachrichten gar nicht mehr hinterherkomme. Dass mich der Erfolg meines Blogs belastet und mir die Balance verloren geht zwischen freiberuflicher Tätigkeit, Blog und dem nötigen Freiraum für mich. Ich war richtig gestresst und habe mir überlegt, wie das weitergehen soll.

Und das hat sich alles wegen 65 Cent geändert, fragst du? Nein, es waren nicht nur die 65 Cent. Sondern vor allem, dass ich mir eingestanden habe, dass ich auch empfangen darf, wenn ich so viel gebe. Dass es völlig okay ist, wenn meine viele Arbeit zumindest zu einem Bruchteil dadurch belohnt wird, dass ab und an ein bisschen was zurückkommt.

Wenn also hin und wieder mal eine kleine Entlohnung deshalb erfolgt, weil ich ein Buch empfehle, jemand den Link klickt, dort bestellt, keinen Cent mehr dafür zahlt als sonst und ich ein paar Cent dafür gut geschrieben bekomme – ja dann ist das nicht das Werk des Teufels oder ein schweres Verbrechen, sondern völlig in Ordnung.

So etwas muss selbst ein studierter BWLer manchmal noch lernen …

Geschäftsmodell: Die ultimative Packliste für psychosomatische Kliniken

Was heißt das jetzt für dich als Leser? Genau genommen nichts. Hier gibt es weiter jede Woche kostenlose Artikel, in denen all mein Herzblut und meine Liebe fürs Schreiben steckt.

Und wenn du alle paar Wochen oder Monate mal über eine Empfehlung stolperst, dann kannst du frei entscheiden, ob du den Link klickst, dir das Buch bei deinem geliebten Händler um die Ecke holst oder Amazon und mich verfluchst und deshalb nie mehr auf meinen Blog kommst. Freie Auswahl sozusagen.

Die zarte Form der Monetarisierung bedeutet aber nicht, dass ich jetzt auf suspekten und peinlichen Wegen versuche, an jeder Stelle ein paar Cent herauszuschinden. Denn wie gewohnt, wird es auch in Zukunft folgende Dinge NICHT geben:

  • Werbung von Pharmafirmen “Eine Pille und das Glück ist zurück!”
  • Werbung von Brauereien “3 Bier und deine Angst ist weg!”
  • Die ultimative Packliste für den Aufenthalt in psychosomatischen Kliniken
  • Die besten Taschentücher für deine depressiven Phasen
  • Bezahlte Artikel von Firmen, die ich dir als meine Meinung unterjuble

Dafür wird es im Lauf der Zeit mein erstes Buch und wahrscheinlich auch den ein oder anderen Ratgeber von mir zu kaufen geben. Also allesamt Dinge, die zu 100 Prozent zu mir, der Glaubwürdigkeit meines Blogs, meinem Leben und meinen Lesern passen.

Adios Angst soll mit Freude wachsen

Außerdem werde ich wahrscheinlich die eine oder andere Aufgabe an kompetente und vertrauenswürdige Menschen auslagern, um noch mehr Zeit für das Wesentliche zu haben. Adios Angst soll wachsen – und zwar so, dass nicht ich drunter leide, sondern zusammen mit meinem künftigen Team davon profitiere.

Wow, es fühlt sich gerade ziemlich irre an, das alles mal herunter geschrieben zu haben. Ich merke gerade, wie ich meine neue Leichtigkeit nutze, um über die nächsten Hürden zu springen.

Derzeit bin ich ein sehr zufriedener Freelancer. Vielleicht bin ich eines Tages ein sehr zufriedener Online-Unternehmer. Der Grundstein ist gelegt. Ich muss nur zusehen, dass ich meine 65 Cent richtig gewinnbringend anlege.

Welche Erfahrungen hast du mit hinderlichen Glaubenssätzen, vor allem in Gelddingen, gemacht? Oder bist du vielleicht Blogger und kennst die von mir beschriebene Szenerie? Ist Geld verdienen und Glaubwürdigkeit ein Spannungsfeld oder reden wir uns das nur ein? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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