Ein Gastbeitrag von Karl Allmer

Das Smartphone – Wundertüte und Teufelsinstrument zugleich. Auf der einen Seite versorgt es uns mit Informationen und belustigt uns mit leichter Unterhaltung. Doch natürlich hat es auch seine Kehrseite, da reicht ein vorsichtiger Rundum-Blick.

Ich sehe Gesichter, die übermüdet sind, angestrengt, ein Lachen kommt vielen nur mehr selten über die Lippen. Genauso ging es mir als Smartphonebesitzer. Ich war nicht mehr Herr meines Selbst!

Am Anfang stand das Vergnügen, dann kam die Sucht

Ich war ein Spätzünder. Erst 2010 bin ich auf den Zug des Telefon-Internet-Alles-in-Einem-Super-Dings aufgesprungen. Dafür dann umso heftiger. Das Smartphone begleitete mich überall hin.

Eine neue Dimension hatte sich geöffnet. Und das auch noch kostenlos, da mein Arbeitgeber die Kosten übernahm. Ein herrliches Gefühl der Wichtigkeit hat sich eingestellt. Auf einen Schlag war ich allwissend und wurde immer gebraucht. Denn wenn der Arbeitgeber schon zahlt, dann ist es wohl nicht zu viel verlangt, um 22 Uhr noch eine schnelle Mail zu beantworten.

Ja ich gebe zu: Mir und meinem Ego hat das gefallen. Meiner Frau und meinem Sohn eher nicht. Das ist mir nur nicht so aufgefallen – denn ich war süchtig. Das 24-Stunden-rund-um-die-Uhr Smartphonieren hatte seinen Preis. Mein Körper sagte Stopp. Ich bekam furchtbare Kopfschmerzen. Und das war das Beste, was mir passieren konnte. Okay, vielleicht war der Moment, in dem ich mit presslufthammerstarken Schmerzen in die CT-Röhre hineingeschoben wurde, nicht der schönste, aber was danach kam, hat sich gelohnt.

Raum und Zeit zum Nachdenken

Im Krankenhaus, als die Schmerzen – dank hervorragenden Drogen aus der Flasche – nachgelassen haben, fand ich die richtigen Ingredienzien, um mein Leben und mein Tun zu überdenken. Raum und Zeit brauchte es, um meine Gedanken zu ordnen.

Schon früher hatte ich mich für Philosophie interessiert, genauer gesagt für die antike Philosophie der Lebenskunst (eine sehr gute Zusammenfassung bietet Wilhelm Schmid mit “Philosophie der Lebenskunst”). Dabei geht es darum, sein Leben auf schöne und gute Weise zu leben – selbstbestimmt, gestaltend und unabhängig.

Doch ich war Sklave der Zeit, des Smartphones und der Arbeit. Die Freude war aus meinem Leben gewichen. Und das habe ich erkannt. Doch wie sollte es weitergehen?

Ein Blick und Schritt zurück

Ich hatte meine Gesundheit vernachlässigt, ich hatte meine Freunde vernachlässigt und was am allerschlimmsten war, ich hatte meine Familie vernachlässigt. Deshalb war ein drastischer Schritt notwendig. Ich habe gekündigt.

Und mit der Kündigung hat sich auch mein Smartphone und mein Auto verabschiedet. Und da sich auch mein sicheres Einkommen verabschiedet hat, war Downshifting angesagt. Seither lebe ich ohne Smartphone.

Und wie fühlt es sich an? Der Anfang war hart. Aber so ist das eben bei einer Sucht. Ich greife in meine Tasche und finde nichts. Ich stehe in der Früh auf und ich habe keine E-Mails zu checken. Ich sitze im Kaffeehaus und habe kein Smartphone, das ich stolz präsentieren kann. Kurz: Ich war nicht mehr wichtig. Das war ein Schlag in mein Egogesicht.

Auch ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr kannte, hat sich in mein Leben geschlichen – Freiheit in Form von Freizeit. Denn ich habe nicht nur dem technischen Wunderwerk ade gesagt, ich gehe seither viel bewusster mit meiner Zeit um. Auf Zeitungen und Radio verzichte ich ganz. Der Fernseher wird bewusst nur für meine Lieblingssendung angemacht. Und im Internet begrenze ich mich auch zeitlich.

Mit Verzicht zum Gewinner

Mittlerweile bin ich schon ein alter Hase im Verzichten. Und was soll ich sagen, ich habe gewonnen. Denn in einer Zeit, in der sich alles immer schneller bewegt – zumindest fühlt es sich so an – ist die Langeweile ein gutes Gefühl.

Ich sitze am Küchentisch und plaudere mit meiner Familie, treffe mich öfters mit Freunden und finde Zeit, ein gutes Buch zu lesen. Kurz – das Leben ist leichter geworden, persönlicher und pünktlicher. Zum Telefonieren borge ich mir das Telefon meiner Frau – ein Gemeinschaftstelefon wie früher.

Und wenn ich mit ihr einen Treffpunkt ausmache, dann macht es wegen des Familienfriedens Sinn, pünktlich zu sein.  Man glaubt es kaum, man macht gemeinsam einen Treffpunkt aus und beide erscheinen pünktlich, ohne vorher fünfmal hin und her zu telefonieren – welch ein Wunder (gut, abgesehen von einer Ausnahme, aber die Geschichte würde jetzt zu lang werden…).

Smartphone-freie Zeit

Jetzt wirst du natürlich sagen, es kann aber nicht jeder kündigen oder das Firmentelefon in die Ecke schmeißen – wegen Verpflichtungen und so. Nein, das nicht, aber sich Zeit zu nehmen und sich selbst Fragen zu stellen: Wann, wo und wie muss das Smartphone dabei sein?  Und wann kann ich es still in die Ecke stellen? Schaffe dir deinen Telefon-freien Raum wie z.B.

  • U-Bahn / Straßenbahnfahrt ohne Telefon – mal wieder bewusst Umgebung und Mitmenschen wahrnehmen
  • Spielplatzzeit – strengstes Smartphone-Verbot
  • Schlafzimmer als NO-NO-NO-GO Area erheben – der Lieben wegen.
  • Tagesplan mit Telefon-freien Stunden – die ersten zwei Morgenstunden oder die letzten zwei Abendstunden machen durchaus Sinn.

Die Liste kannst du noch unendlich erweitern. Der Punkt ist klar: Nimm dir mehr Zeit für dich und deine Mitmenschen und du gewinnst auf jeden Fall!

Und vielleicht möchtest auch du schon bald verzichten und gewinnen!

Genieße den Weg der Lebenskunst!

Karl LebenskünstlerÜber den Autor Hi, ich bin Karl, Student der Lebenskunst und schreibe über die Kunst, das Leben zu genießen. Auf meinem Blog Lebenskünstler.co erfährst du, wie du deinen persönlichen Weg der Lebenskunst findest, dem gesellschaftlichen Druck zum Abschied leise Servus sagst und mehr Gelassenheit und Heiterkeit in dein Leben bringst! Mehr über mich erfährst du unter: http://www.lebenskünstler.at/lebenskuenstler-wer-bin-ich/