Der Text “Führst du ein Leben, das zu dir passt?” ist ein Beitrag für die Blogparade “Leben im Einklang mit sich selbst”. Aus meiner Sicht ein spannendes Thema, zu dem ich unbedingt meine Erfahrungen schildern möchte.

Anfang des Jahres habe ich die Frage schon einmal gestellt. Damals in einem Zustand des Haderns und mit sehr vielen Fragezeichen versehen. Daraus wurde dann der Artikel: Mein Leben leben – was heißt das eigentlich?

Umso mehr freue ich mich, dass ich ein halbes Jahr später mit deutlich mehr Antworten aufwarten kann. Ganz spannend, dass mir einige großartige Kommentare auf den Artikel direkte oder indirekte Gedankenanstöße geliefert haben, um zu mehr Klarheit zu kommen.

Besonders hängen geblieben sind diese 3 Fragen:

  1. Wie möchte ich sein? (Nicht: Was möchte ich sein?).
  2. Bin ich bereit, alle meine Fortschritte in der Tiefe anzuerkennen (und mich nicht schon wieder unter Druck zu setzen)?
  3. Frage ich mich, was genau jetzt in diesem Moment für mich das Beste ist (und lasse den Verstand, der sagt, dass dies und jenes zu tun wäre, außen vor)?

Diese Anregungen verbunden mit vielen interessanten Büchern, tief gehenden Gesprächen, verschiedenen spannenden und wegweisenden Seminaren und Retreats (z.B. Yoga, NLP, Christian Bischoff, Stefan Hiene) und meinen praktischen Erfahrungen in der Umsetzung, haben mir gezeigt, wie ich meine innere Stimme noch besser hören kann.

Letztlich ist das der entscheidende Punkt, den wir immer wieder hinterfragen dürfen: Wie gut passt mein Leben, das ich führe, zu meinen Werten und tiefsten Bedürfnissen? Je positiver die Antwort ausfällt, umso stärker wird unser Schutzmantel, umso weniger Raum lassen wir für Angst und Depression.

Wenn du dir also die Frage stellst, wie du am besten ein Leben im Einklang mit dir selbst führst, brauchst du Mut. Denn vielleicht erschrecken dich deine Erkenntnisse, wenn du wieder anfängst, auf dein Herz zu hören. Es kann auch passieren, dass irgendwann kein Stein mehr auf dem anderen bleibt, wenn du dich selbst von der Leine lässt.

Keine Angst, du kannst diesen Prozess auch ganz sanft starten und nach und nach weitere kleine Schritte machen, bis du dich auf dem neuen Weg sicherer fühlst.

Mir helfen diese 7 Dinge, mein Leben übereinstimmend mit meinen Bedürfnissen zu führen:

#1 Ich tue konsequent mehr von dem, was mir gut tut

Klingt logisch, oder? Aber mal ehrlich: Ist es bei dir die Ausnahme oder die Regel, Dinge zu tun, die dir Lebensfreude bescheren und deine Seele wärmen? Wie oft schiebst du die Ausrede “Dafür habe ich keine Zeit” vor, um dich dabei zu beobachten, wie du in dieser “keinen Zeit” die Facebook-Timeline rauf- und runterscrollst oder irgendeinen Schwachsinn im Fernsehen anschaust? Oder wie oft tust du spaßbefreite Dinge, die du glaubst tun zu müssen, weil du dich von dir selbst oder von anderen unter Druck gesetzt fühlst?

Ich bin davor weiß Gott nicht gefeit (also vorm Fernsehschauen zum Glück schon). Trotzdem weiß ich inzwischen viel besser, was ich brauche, baue das immer konsequenter in mein Leben ein und lasse dafür auch mal so genannte Pflichtaufgaben stehen und liegen. Diese Dinge sind: Zeit mit tollen Menschen und Zeit für mich allein, Bewegung in der Natur, viel Zeit am, im oder auf dem Wasser (meditieren, schwimmen, Kajak fahren), Yoga, Musik, die meine Seele berührt (wie schon öfter bei Konzerten von Vuimera erlebt), neue Sachen ausprobieren, Bücher, Bücher, Bücher und leckere Sachen kochen.

Die Konsequenz des konsequenten Verhaltens: Je mehr Gutes ich mir tue, desto mehr bin ich mit mir im Reinen und desto mehr Kraft habe ich für Aufgaben, die ich sonst gerne einmal als “unangenehm” tituliert hätte. Je besser ich im mir Gutes tun werde, umso klarer wird für mich, wohin mich mein Lebensweg führt, da ich im Einklang mit meinen Werten handle.

#2 Ich kneife nicht mehr vor dem, was mich voranbringt

Dich deinen Ängsten zu stellen, ist eine der wirkungsvollsten Methoden auf dem Weg zu einem stimmigen Leben. Zum einen erschließt du dir Bereiche, die möglicherweise super zu dir passen, vor denen du bisher aber stets geflüchtet bist. Zum anderen wächst du durch jede bestandene Mutprobe und traust dich viel eher, dein Leben nach eigenen Vorstellungen zu führen.

Ich erspare dir jetzt eine lange Liste von Beispielen aus meinem Leben der vergangenen drei Jahre. Nur eins möchte ich erwähnen: Ich habe das Jahr 2016 zu meinem “Jahr der größeren Sichtbarkeit” erklärt. Seitdem habe ich einen Workshop zum Thema “Keine Angst vor der Selbstständigkeit”, einen Vortrag zum Bloggen gehalten und mich bei einer Facebook-Challenge mit diversen Videos mehrmals zum Affen gemacht. Eine gewisse Anspannung und Nervosität verbunden mit leichten Fluchtreflexen war jedesmal dabei. Doch ich habe es durchgezogen und am Ende waren alle zufrieden – allen voran ich selbst.
Update: Ganz zu schweigen von 2017. Jetzt biete ich sogar schon ein eigenes Mutmacher-Seminar an …

#3 Ich höre hin, was mein Körper wirklich will

Zugegeben: eine anspruchsvolle Aufgabe. Doch was nutzen alle theoretischen Erkenntnisse und gut gemeinten Ratschläge, wenn dein Körper schreit “Bei mir ist das aber anders!”? Ganz egal, ob es sich um die Frage handelt, wie viel Arbeit gut für dich ist, wie viel Bewegung und Sport, wie viel Entspannung, wie viel Schlaf. Die Antworten darauf kannst du dir nur selbst geben, wenn du dich traust hinzuhören (und nicht durch Alkohol, Drogen oder Medikamente die passende Antwort auf dein unpassendes Leben zu geben).

Das gilt auch bei der Ernährung: Ich kenne krank aussehende genauso wie höchst vitale Veganer, ebenso krank aussehende und höchst vitale Allesfresser. Ist wahrscheinlich übertragbar auf alle Ernährungsformen von Paleo, über Lakto-Vegetarier bis hin zu den Rohköstlern. Es nutzt leider nichts, wenn dir irgendein Strahle-Guru vorbetet, dass seine Ernärungsreligion die einzig wahre ist, dein Körper aber genau das Gegenteil sagt. Du fühlst dich bei der Schweinshaxn-mit-4-Bier-Ernährungsform am glücklichsten? Wir sprechen uns dann in ein paar Jahren wieder.

Für mich heißt das konkret: So gut wie kein Alkohol mehr, weil Alkohol in der Summe eine depressionsfördernde und angststeigernde Wirkung hat. Mehr dazu in dem Artikel: Saufen, bis die Angst weg ist. Und eine ausgewogene Ernährung mit regionalen Bioprodukten und tendenziell vegetarischer Ausrichtung, aber ohne Dogma und Scheuklappen.

#4 Ich stehe zu meinem Leben, auch wenn die Masse mich gern anders hätte

Vielleicht der wichtigste Punkt, damit du zu einem Leben im Einklang mit dir selbst finden kannst. Wir sind Rudeltiere und das Rudel passt sehr gut auf, dass niemand ausbricht. Dessen darfst du dir immer bewusst sein, wenn du dein Leben veränderst und plötzlich jede Menge blöder Sprüche hörst.

Wenn du zum Beispiel keinen Alkohol mehr trinkst und deine Freunde saufen wie die Bürstenbinder, dann werden sie dich nicht zu deinem Entschluss beglückwünschen, sondern sich dagegen wehren und versuchen, dich in gewohnte Bahnen zurückzulenken. Denn du machst ihnen mit deinem Verhalten ein schlechtes Gewissen. Insofern gut zu wissen: Das Problem liegt nicht bei dir. Und zum Glück gibt es für jede Lebenslage andere Rudel, die noch einen Platz freihaben.

Weitere Beispiele aus meinem Leben: als Mann zu seinen Gefühlen stehen und komische Dinge wie Yoga, Meditation und Mantra singen zu machen, kein karrieregeiler Angestellter mit geregeltem monatlichen Gehalt zu sein, keinem Experten mehr etwas zu glauben – schon gar nicht in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesundheit und Erziehung – und stattdessen meine eigenen Schlüsse zu ziehen.

#5 Ich habe Vertrauen ins Leben

Glaubst du, dass das Leben ein harter Kampf ist, in dem du nur unter Einsatz größter Anstrengung und verbunden mit viel Leid bestehen kannst? Ich nicht (mehr). Und meine Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass viel mehr Positives in meinem Leben auftaucht, wenn ich aus dem Kampf-Modus herausgehe.

Ich vertraue einfach darauf, dass die Dinge gut werden oder sonst schon irgendeinen höheren Sinn haben, den ich vielleicht erst später verstehe. Wenn ich mich so aufs Wunder des Lebens in aller Dankbarkeit einlasse, spüre ich mich viel mehr, als wenn ich dauernd mit Anlauf gegen Mauern renne, um von dort wieder zum Ausgangspunkt zurückzuprallen.

#6 Ich weiß, dass ich ausschließlich für mich selbst verantwortlich bin

Jetzt kommt der Aufschrei der Eltern, Kinder von pflegebedürftigen Eltern, guten Freunden: “Das ist purer Egoismus! Natürlich sind wir für andere verantwortlich.” Ich sage: Nein. In diesem Artikel wird das gut erklärt. Jeder ist nur für sein eigenes Leben verantwortlich. Wer das konsequent lebt und deshalb mit sich im Reinen ist, wird automatisch gute Dinge für andere tun, ganz egal ob für seine Kinder, seine kranken Eltern oder wen auch immer.

Wer aber meint, Verantwortung für andere übernehmen zu MÜSSEN, wird auf Dauer an all seinen Zwängen und Verpflichtungen kaputt gehen. Deshalb ist eine gute Frage: “Muss ich die Dinge, die ich tue oder habe ich mich freiwillig dazu entschieden? Also will ich die Dinge genau genommen?” Je nachdem, wie die Antwort ausfällt, birgt sie einiges Veränderungspotenzial oder die Möglichkeit, Frieden mit gewissen Dingen zu machen.

#7 Ich weiß, dass nur ich allein für mein Leben verantwortlich bin

Du bist kein Opfer. Du bist Gestalter. Punkt. Schwer zu akzeptieren, gerade in schlechten Phasen des Lebens. Dadurch aber nicht weniger wahr. Dein Glück ist nicht von Außen abhängig, du kannst es nur im Inneren finden.

Ein Beispiel: Der ängstlichste Mensch der Welt würde im friedlichsten Land der Welt mit den lustigsten Menschen der Welt, dem besten Essen der Welt, den besten Arbeitgebern der Welt und dem schönsten Wetter der Welt niemals zu einem zufriedenen Leben im Einklang mit sich selbst finden. Er würde immer noch Gründe ausmachen, wer an seiner Lage Schuld ist und was ihn an seinem Glück hindert. Erst, wenn er hinschaut, was ihm überhaupt Angst macht, er sich den Ängsten stellt und Vertrauen ins Leben findet, würde sich etwas an seiner Einstellung ändern.

Jetzt interessiert mich natürlich brennend: Wie gut lebst du deine eigenen Werte? Was hilft dir dabei, deine eigene Stimme zu hören? Und welche Schwierigkeiten gibt es für dich, wenn du dein Leben im Einklang mit deinen tiefsten Bedürfnissen führen willst? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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