Mutmacher

Was sind deine zentralen Fragestellungen im Leben? Wie viel du verdienst? Wie viel Urlaub du hast? Ob deine Inneneinrichtung stilvoller als die deines Nachbarn ist? Ob dein Hintern straffer als der der Nachbarin ist? Ob dein Lieblingsverein im Fußball gewonnen hat?

Ich denke, dass wir uns alle nicht ganz von solchen Gedanken befreien können. Mich inklusive. Doch ist die Frage, wie viel Raum du diesen Dingen gibst. Ob du zulässt, dass diese Fragen zwar im Hinterkopf herumschwirren, aber nicht entscheidend für dein Lebensglück sind.

In den Zeiten der großen Veränderungen, die bei mir noch immer andauern, habe ich festgestellt, dass mich plötzlich ganz andere Dinge beschäftigen. Die wirklich essentiellen Sachen, mit denen ich im Leben vorankomme. Deshalb sind meine zentralen Fragestellungen inzwischen:

Mit wem umgibst du dich? Mit wem führst du die intensivsten Gespräche? Von wem kannst und willst du lernen? Wer sind deine Mutmacher, Antreiber und Motivatoren?

Unpopuläre Entscheidungen tun gut

Ich sehe täglich in den Kommentaren zu meinen Artikeln, dass sich ganz viele diese Fragen stellen. Und vor allem lernen oder gelernt haben, sich von den Schwarzmalern in ihrem Leben zu lösen. Merken, dass sie nur vorankommen, wenn sie unpopuläre Entscheidungen treffen und sich von so genannten Freunden distanzieren, die sie nur herunterziehen.

Aber so schwer das auch ist: Es gibt keine Alternative dazu. Immer unter der Annahme, dass du persönlich vorankommen und nicht dein Leben bis zum Rentenalter vor dem Fernseher verwalten willst (und sich 95 Prozent der Gespräche mit deinen Freunden um Heldentaten früherer Zeiten drehen).

Auf die Schnauze gefallen und wieder aufgestanden

Suche dir stattdessen Menschen, an denen du dich orientieren kannst. Die unbeirrt ihren eigenen Weg gehen, vielleicht schon oft auf die Schnauze gefallen sind, aber immer wieder aufstehen. Die sich manchmal bis oft blöde Kommentare anhören müssen, weil sie nicht in das klassische Schema passen. Aber die genau wissen, was sie wollen.

Seit meinem Klinikaufenthalt ziehe ich das konsequent durch. Suche mir immer wieder interessante Gesprächspartner, von denen ich lernen kann und die mich inspirieren. Das ist für mich Orientierung und immerwährender Ansporn zugleich.

Drei ganz persönliche Beispiele (Update: jetzt sind es 4) mit ganz persönlicher Ansprache:

#1 Der Käsemann und Lebenskünstler

Verzeih, lieber Thomas Breckle: Käsemann klingt natürlich despektierlich, schließlich bist du Käse-Affineur. Aber alle Menschen, denen ich von deinem Käse vorschwärme, fragen mich immer nach der Adresse von „diesem Käsemann“. Warum ich so viel von dir erzähle? Weil du nicht nur den besten Allgäuer Käse machst, sondern für mich ein riesiges Vorbild in Sachen positiver Lebensführung bist.

Du lebst deinen Traum (klingt kitschig, ist aber so), sprühst ständig vor Ideen, machst unkonventionelle Dinge, damit es dir selbst gut geht (wer sonst hat seinen Laden nur dreimal die Woche halbtags geöffnet?) und lässt dich von niemandem von deinem Weg abbringen.

Ich bin mir sicher, dass ich jetzt nicht gerade in Sardinien fünf Meter vom Meer entfernt diesen Text schreiben würde, wenn wir uns nicht im Oktober 2013 zu einem sehr langen Frühstück getroffen hätten. Dieses intensive Gespräch hat so viel bei mir ins Rollen gebracht, dass ich noch am selben Nachmittag die Eingebung für die Europareise hatte und wenige Tage später Dr. D, meinen wunderbaren VW-Bus, gekauft habe.

Aber nicht, weil du mir zu irgendetwas geraten hättest, sondern weil ich so viel Inspiration daraus gezogen habe. Und das Wissen, dass man nur mit gewissen Risiken und ungewöhnlichen Entscheidungen im Leben vorankommt. Grazie mille!

#2 Der Blogger und Digitale Nomade

Lieber Tim Chimoy, auch du und dein Blog Earthcity haben entscheidend zu meinem neuen Weg beigetragen. Es war aber nicht nur die Idee des Digitalen Nomadentums, also ortsunabhängig von überall auf der Welt sein Geld verdienen zu können, sondern auch deine Persönlichkeit. Deine authentischen und manchmal sehr persönlichen Artikel haben mich in ihren Bann gezogen. Und mir gezeigt, dass das „Sich nackig machen vor den Lesern“, wie du so schön sagst, gar nicht schlimm ist.

Deine Lebensgeschichte spornt mich an. Deine unaufgeregte Art zeigt mir, dass man auch als Selbstständiger kein Schreihals sein muss, um sein Ding zu machen.

Und du hast mir zu Beginn meiner Selbstständigkeit die Chance gegeben, als Co-Autor in deinem Team mitzuwirken und ein Kapitel zu deinem Buch I love Mondays beizusteuern – ein echter Turbo-Boost für mich. Vielen Dank dafür!

#3 Der Abenteurer und Adrenalin-Junkie

„Werde ich jetzt in der Blogger-Gemeinde berühmt?“, hast du mich heute beim Frühstück mit Meerblick gefragt, lieber Mathias Wild. Da hatte ich dir gerade eröffnet, dass ich dich auch gerne in meinem Artikel erwähnen würde – und dich als Titelbild präsentieren. Und weil du immer offen für Neues bist, hast du gleich mal zugesagt.

Von dir kann ich jeden Tag lernen, dass ein bisschen Abenteurer-Geist dem Leben erst den richtigen Schwung verleiht. Du scheust dich nicht, in der Dämmerung kurz vor der absoluten Dunkelheit mit dem VW Bus eine extrem holprige, schmale Stichstraße zum Meer zu fahren, um zu schauen, ob es da einen guten Stellplatz gibt. Ja, ich habe geflucht, als wir nach einigen Kilometern umdrehen mussten (wenden auf einem einspurigen Feldweg), weil wir nicht mehr weiterkamen. Aber im Nachhinein bin ich so froh, diese Geschichte erlebt zu haben.

Auch wenn ich nicht wie du mich halsbrecherisch irgendwelche Mountainbike-Trails herunterstürzen werde oder mein Bike über einen schmalen Grat tragen: Du zeigst mir jeden Tag unserer zweiwöchigen Reise und in den vielen Gesprächen, dass man an den aufregenden Dingen des Lebens wächst und dauerhaft davon profitiert. Für einen Ex-Hasenfuß wie mich eine ganz wichtige Motivation. Dankschee! (das war Allgäuerisch)

Update (Oktober 2015):
#4 Die Kletterer, Aussteiger und Spanien-Liebhaber

Hej, Nima und Steve. Während ihr gerade mit Dr. D losgezogen seid und gleich an der Felswand hängt, sitze ich in Eurem flauschigen Reisemobil Horst und aktualisiere diesen Artikel. Als ich gerade auf meiner Yogamatte stand und meine Übungen mit Blick auf die überragend schöne Felslandschaft von Siurana gemacht habe, fiel mir ein: Ihr beide müsst dringend auch hier erwähnt werden.

Über Eure Konsequenz, das bürgerliche Leben hinter Euch zu lassen und mit Horst nach Spanien auszuwandern, habe ich mich ja schon mehrmals lobend ausgelassen. Das motiviert definitiv viele Menschen, auch mal über unkonventionelle Lebensformen nachzudenken, wenn sie sich in der Geiselhaft der “normalen Gesellschaft” nicht mehr wohlfühlen. Oder wenn sie einfach mehr Freiheit spüren und der Natur näher sein wollen.

Deshalb schreibe ich aber nicht diese Zeilen. Sondern weil ihr mich, den Ex-Hasenfuß mit immer noch ziemlich großer Höhenangst, unter Eure Fittiche genommen habt. Ihr habt es akzeptiert, dass ich mir sofort in die Hosen mache, wenn ich einen Abgrund erblicke. Und habt mich jedes Mal mit Eurer einfühlsamen Art dazu gebracht, ein paar Meter weiterzugehen oder mich näher an den Rand zu wagen, als ich es allein je getan hätte. Als Sahnehäubchen habt Ihr mir noch meine erste Kletterstunde am freien Fels gegeben und mich die paar Meter nach oben gepusht. Ein irres Gefühl, dort oben zu stehen!

Mein Puls war oft ganz schön hoch in diesen Tagen. Jetzt sitze ich hier und schreibe über diese sanften Arschtritte, die meinem Mut und Selbstbewusstsein einen fetten Schub gegeben haben. Die richtige Herausforderung zur richtigen Zeit mit den perfekten Motivatoren. Ein echtes Abenteuer Spanien eben. Muchas gracias!

Update 2

Seit dem letzten Update vor einem halben Jahr sind schon wieder so viele motivierende Menschen dazugekommen, dass ich dem Thema demnächst einen neuen Artikel widmen werde. An verschiedenen Stellen in anderen Beiträgen habe ich schon öfter Danke gesagt.

Wenn du das liest und grinst, weißt du eh, dass du gemeint bist.

Hast du auch echte Motivatoren in deinem Umfeld? Wer oder was treibt dich an? Ich freue mich auf deinen Kommentar.