Wenn ich einen Artikel am Sonntagvormittag schreibe, obwohl ich vor 3 Wochen geschrieben habe, dass ich keine Lust mehr habe, jeden Sonntagvormittag einen Artikel zu schreiben, ist das dann ein schwerer Rückfall?

Hat sich der Disziplinfanatiker nach zähem Ringen gegen das Spaßmännchen durchgesetzt? Quäle ich mich jetzt weiter mit richtig fettem Druck – immer die Peitsche in der Hand, um mich selbst zu geißeln, wenn ich meinen Ansprüchen nicht gerecht werde?

Nein! Das hier schreibe ich gerade mit einem fetten Grinsen.

Die Lösung ist furchtbar einfach: Wenn ich selbst festgelegt habe, nur noch dann zu schreiben, wann ich Lust drauf habe, heißt das ja auch: Ich darf auch sonntags schreiben, wenn mir danach ist. Und mir ist gerade ziemlich stark danach.

Jenseits meiner Vorstellungskraft

Bevor ich erzähle, wie es mit dem Blog weitergeht (Überraschung!), muss ich zuerst das fetteste Dankeschön der Weltgeschichte loswerden. Ihr alle seid so der Hammer!

Was seit dem Erscheinen des letzten Artikels passiert ist, hat schlicht und ergreifend meine Vorstellungskraft gesprengt. Auf den verschiedensten Kanälen gab es weit über 300 Reaktionen.

Am abgefahrensten fand ich die Mails und Kommentare von Menschen, die zuvor noch nie in ihrem Leben irgendwo im Internet kommentiert oder jemandem Fremden eine E-Mail geschrieben haben. Mein Blog war ihnen wichtig genug, das zu ändern und sich etwas ganz Neues zu trauen. Wow! Ich kann mir kein größeres Kompliment vorstellen.

Auch was ihr mir alle geschrieben habt, war so wunderschön, bestärkend, aufbauend, voller Empathie, Wärme und großartiger Energie.

Ich hatte nicht den Anspruch, dass ihr meine Herausforderung löst, wie es mit dem Blog weitergeht. Das ist einzig und allein meine Aufgabe.

Gleichzeitig habe ich auf den Coaching-Effekt vertraut. Euch gnadenlos als kostenlose Trainer missbraucht. Mit sensationellem Ergebnis: so viel genialer Input und so spannende Gedankenanstöße der verschiedensten Art, dass mir immer wieder der Mund vor Staunen offen stehen blieb.

Wenn das Diziplin-Teufelchen flüstert

Bevor wir zum Wesentlichen kommen, will ich noch erzählen, wie es mir in der Blogpause ging.

Wobei Blogpause relativ ist. In den ersten Tagen nach Erscheinen des Artikels habe ich so viele Kommentare und Nachrichten beantwortet, dass es sich wie ein Vollzeitjob angefühlt hat. Das war völlig okay und hat mir super viel Freude gemacht.

Am Wochenende darauf meldete sich das Disziplin-Teufelchen und flüsterte mir ins Ohr: “Du weißt schon, dass deine Leser jeden Sonntag auf einen Artikel warten, oder?”  Ich so: “Da hast du was verpasst. Das war einmal. Jetzt schreibe ich nur noch, wenn ich Lust drauf habe.” Das Teufelchen so: “Ts, ts, ts …”

Stattdessen habe ich das erste blogfreie Wochenende mit meiner Nichte und meinem Neffen (5 Jahre, Zwillinge, “äußerst lebhaft” wäre eine massive Untertreibung) herumgetollt. Die Woche darauf habe ich dann gänzlich dem Wintersport mit Schneeschuhtouren, Langlaufen und meinem ersten Skatingkurs gewidmet.

Die Freiheit von dem selbst auferlegten Druck fühlt sich verdammt gut an. Gleichzeitig tauchen durch den Freiraum, den ich mir gerade gönne, jede Mengen gspinnerter und nicht ganz so gspinnerter Ideen auf.

Damit beherzige ich endlich das, was ich selbst stets als einen meiner besten Coaching-Tipps im Gepäck habe: Aus dem laufenden Betrieb heraus gibt es selten einen nahtlosen Übergang von etwas, was dich belastet, zu etwas, was dir gut tut. Dafür musst du erstmal ein Vakuum erzeugen, das sich dann wieder mit Neuem füllen kann.

In meinem Fall klappt das exzellent: Einige super interessante Menschen sind in den letzten 3 Wochen in meinem Leben aufgetaucht. Oder ich habe Hinweise drauf bekommen, wo ich genau solche finde. Das alles, ohne dass ich einen Aufruf gestartet hätte. Einfach nur so, weil ich den Freiraum für Neues geschaffen habe.

Ja und wie geht’s jetzt weiter?

Jetzt kommt die große Überraschung: Es gibt gar keine große Überraschung.

Ganz viele Fragen habe ich mir – auch dank eurer Anschubser – schon in den ersten Tagen nach meinem Hilferuf beantwortet.

1. Geht’s mit dem Blog weiter?

Ja, daran besteht keinerlei Zweifel. Dieses Projekt mitsamt seiner großartigen Leser ist mir viel zu wichtig, um es jetzt einfach so auslaufen zu lassen. Das spüre ich mit jeder Faser.

2. Wie oft erscheinen neue Artikel?

Keine Ahnung. Und das ist auch gut so. Ich schreibe nur noch dann, wenn ich wirklich Lust drauf habe. Wenn es mich packt und ich gar nicht anders kann, als in die Tasten zu hauen. So wie heute. Gut wird es nur, wenn ich im Flow bin. Das sehe ich inzwischen ganz genauso, wie die liebe Anna von Passionflow es in diesem super Artikel beschrieben hat.

3. Wie geht es thematisch weiter?

Wieder keine Ahnung. Das Schöne: Ich kann super damit leben, es nicht zu wissen. Was ich weiß: Wenn ich etwas schreibe, wird es gut und es wird Menschen helfen. Die “27 ultimativen Tipps, wie du in Sekundenschnelle all deine psychischen Probleme löst” gab es hier noch nie und wird es auch weiterhin nicht geben. Ich will und werde Mut machen, aus meinem Leben erzählen, andere Mutmacher zu Wort kommen lassen und nicht müde werden, zu Veränderungen im Leben anzuregen.

4. Wird es auch andere Darstellungsformen als nur Blogartikel geben?

Ja, definitiv. Auch hier habe ich mich nicht unter Druck gesetzt, um mir oder euch heute schon den perfekten Plan vorzulegen. Einiges zeichnet sich schon recht klar ab. Bei anderen Dingen bin ich mir sicher, dass sie sich so nach und nach im Tun zeigen werden – und bestimmt mich und auch euch überraschen. Spannende Menschen zu interviewen, wird auf alle Fälle ein großer Bestandteil des Ganzen.

Wo sind die Verrückten?

Eins habe ich für mich völlig klar (der klarste Klarheitsschub kam erst gestern, weshalb ich heute unbedingt den Artikel raushauen will): Es ist Schluss mit dem Einzelkämpfertum. Ich habe keinen Bock mehr, allein hier rumzuwurschteln.

Ich will wieder in einem Team spielen. So wenig ich meinen früheren Job vermisse, so sehr vermisse ich die Kollegen und die spannenden Projekte, die wir gemeinsam mit unserer Kreativität entworfen und gestemmt haben.

Auch in diesem Punkt habe ich noch keine Ahnung, wie und mit wem sich das ergeben wird. Sicher weiß ich nur: Das wird klappen und es wird genial.

Falls du dich jetzt fragst: Wie kann sich der denn so sicher sein, wenn er noch nirgendwo einen Plan oder konkrete Ansätze hat?

Einfache Antwort: Weil ich das weiß. Weil ich das spüre. Und weil es sich gar nicht verhindern lässt. Bisher habe ich im Leben immer alles erreicht, was ich wollte (selbst wenn manchmal etwas lange Umwege dabei waren). Das wird so bleiben, weil ich das vollste Vertrauen in diesem Punkt habe.

Aus Adios Angst – Bonjour Leben soll was richtig Großes und Geiles werden. Also noch größer und geiler als eh schon.

Auf zu neuen Experimenten!

Ich will herumexperimentieren, was das Zeug hält. Immer mit Spaß und mit Leuten, die da genauso Bock drauf haben (und falls jetzt gleich mein Postfach mit Hunderten Bewerbungsunterlagen explodiert: Nein, ich kann derzeit keine Angestellten bezahlen. Und ja, das kann in einem Jahr schon ganz anders aussehen).

Ich will und werde das machen, was mein Herz am lautesten schlagen lässt: so oft es geht herumreisen, super interessante und spannende Menschen treffen, mich von ihnen inspirieren lassen und sie inspirieren.

Das Experiment, das ich im Vorjahr auf meiner Deutschland-Tour gestartet hatte (inklusive Busgespräche auf meinem Facebook-Kanal), wird weitergehen. Ich werde Menschen interviewen, die mutig ihren Weg gehen, obwohl sie in ihrem Leben vielleicht schon knietief in der Scheiße standen. Menschen, die dazu anregen, das eigene Leben zu überdenken, positiv zu verändern. Menschen, die sich trauen, nicht nach dem Mainstream-Modell zu leben. Menschen, die etwas Starkes in einem auslösen, wenn sie über ihr Leben sprechen.

Die großen Vorbilder sind Andreas Gregori mit seiner Glückfinder-Tour 2016 und natürlich Gernstl, der Großmeister der Menschenfinder und Reisereportagen.

Mischa, der Gernstl unter den Mutmachern – das ist meine Vision (falls du Gernstl nicht kennst, klick mal ins Video rein, passenderweise im Allgäu).

Einfach mal machen, was mir am meisten Freude bereitet und schauen, was passiert: Das ist für mich der einzige Weg, den ich auf Dauer gehen kann und der zu meinem neuen Leben passt.

Update Mai 2018: So ist das manchmal mit Visionen. Sind kurz da und werden sogleich von noch größeren Ideen überschrieben. Deshalb ist aus dem Video-Experiment nichts geworden. Stattdessen gibt es jetzt regelmäßige Mutmacher-Camps und Retreats und schon weitere Veranstaltungen, die in meinem Kopf so herumschwirren.

Stefan Hiene, mein großer Lehrer

Der liebe Stefan Hiene ist in dieser Hinsicht mein großes Idol. Lustigerweise hat gerade er mich in der Blogpause für seinen Online-Kongress im März interviewt.

Er hat sich kein Team gesucht, sondern hat einfach losgelegt und alles hat sich im Lauf der Zeit gefügt.

Ich bin gespannt, welcher andere Verrückte, der gerne filmt und Videos schneidet, mich demnächst auf meinen Touren begleiten wird.

Jetzt isses raus. Lasset die Spiele beginnen.