Hoho, bei dieser Überschrift wird die Elite der deutschen Panikautoren aufschreien und wutschnaubend fragen: “Wieso nur 2? Und wieso ist mein Buch nicht dabei?”

Das liegt entweder daran, dass es mir nicht so gut gefallen hat oder dass ich es noch gar nicht kenne (deshalb freue ich mich auch über weitere Empfehlungen in den Kommentaren).

Warum ich die beiden Bücher Panikattacken und andere Angststörungen loswerden! von Klaus Bernhardt und Der Weg aus der Angst von Waltraud Gauglitz besonders empfehle? Sie stammen aus der Feder zweier Autoren, die von der Herangehensweise, ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Thema und ihrem Marktauftritt (Online-Marketing, Qualität des Buchlayouts etc.) nicht unterschiedlicher sein könnten.

Und doch verbindet sie (außer der Tatsache, dass beide Heilpraktiker für Psychotherapie sind) ein wichtiger Punkt: die Kritik an herkömmlichen – in der Regel lang dauernden und oft wenig wirkungsvollen – Therapiemethoden, insbesondere der Konfrontationstherapie innerhalb der Verhaltenstherapie und der Psychoanalyse. Und ihre Abneigung gegen die Unart, Angstpatienten fast schon standardmäßig Antidepressiva zu verschreiben.

Beide liefern auf ihre Art Gedanken und Methoden, nicht gegen die Angst zu kämpfen, sondern sie zu vergessen/zu überschreiben. Für mich zwei bemerkenswert frische Ansätze, die mir auf Anhieb viel besser gefallen haben als alles, was ich zu dem Thema je gelesen habe – und das war verdammt viel in den all den Jahren.

Mit dem Rückblick auf meine frühere Angststörung und den Erkenntnissen daraus, was mir alles in den vergangenen vier Jahren geholfen hat (Konfrontation und Psychoanalyse waren es nicht), lehne ich mich einfach mal weit aus dem Fenster und sage: Das sind die 2 besten Bücher gegen Angst und Panikattacken, die ich kenne.

Wirst du nach dem Lesen angstfrei sein? Nein, die praktischen Übungen oder auch Veränderungen in deinem Leben bleiben dir nicht erspart. Und selbst damit gibt es keine Heilungsgarantie. Welches Werk passt besser zu dir und deiner Situation? Vielleicht hast du nach meinen Rezensionen diesbezüglich ein bisschen mehr Klarheit.

Panikattacken und andere Angststörungen loswerden!

Der Autor Klaus Bernhardt ist kein ausgebildeter Psychologe, Psychotherapeut oder Arzt. Sondern “nur” auf Angststörungen spezialisierter Heilpraktiker für Psychotherapie, der in Berlin praktiziert. Das “nur” bezieht sich übrigens auf verschiedene Kritiker, die ihm vorwerfen, dass er ohne klassische Ausbildung nicht so heftige Kritik an den gängigen Therapiemethoden üben dürfe. Nach seinen Angaben benötigen mehr als 70 Prozent seiner Patienten weniger als sechs Sitzungen, um ihre Panikattacken loszuwerden.

Eine erstaunliche Quote, die gleichzeitig zeigt: für eine doch noch stattliche Zahl von Menschen sind die angewendeten Methoden entweder nicht das Passende in ihrer Situation oder es dauert aus welchen Gründen auch immer deutlich länger, bis sie Fortschritte erzielen. Und – dieser kurze Einwurf sei mir gestattet – das ist völlig okay so. Denn es gibt aus meiner Sicht (leider) nicht die eierlegende Wollmilchsau unter den Methoden oder ein Geheimrezept gegen die Angst. Also muss sich auch niemand als Versager fühlen, bei dem eine Herangehensweise nicht funktioniert oder bei dem es länger dauert als bei anderen Betroffenen.

Zurück zum Buch. In den ersten drei Kapiteln schildert Klaus Bernhardt einfach, knapp und wirklich für jeden verständlich die Ursachen von Panikattacken, die Warnsignale und wie sich Angsterkrankungen, die durch äußere Einflüsse ausgelöst wurden, stoppen lassen. Garniert wird das Ganze mit vielen anschaulichen Beispielen.

So werden viele Angstpatienten erstmal nicht gerne lesen, dass sie durch ihre Panikattacken auch Vorteile haben und sie deshalb (meist unbewusst) nicht von ihrer Angst lassen können. Spannend erklärt ist auch die Macht des Unterbewusstseins. Der Autor zeigt, wie die Psyche Menschen darauf aufmerksam macht, dass sie ein bestimmtes Verhalten oder eine Denkweise ändern müssen.

Panikattacken fallen eben nicht vom Himmel, sondern werden durch die eigenen ängstlichen Gedanken erzeugt. Die damit einhergehenden körperlichen Reaktionen (so unangenehm sie sich für die Betroffenen auch darstellen), bestätigen nur, dass der Körper perfekt funktioniert. So zeigt das Buch: Der Angstpatient ist weder krank noch verrückt. Das Gehirn ist nur durch anhaltendes negatives Denken und Grübeln falsch vernetzt. Und das lässt sich zum Glück nach den Erkenntnissen der modernen Gehirnforschung korrigieren. Der große Verdienst dieses Werkes liegt darin, dieses wichtige Thema endlich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Schaden die herkömmlichen Therapiemethoden?

Das Gehirn, das der Betroffene jahrelang auf Angst trainiert hat, lässt sich auch in die Gegenrichtung trainieren. Und damit kommen wir zum spannendsten Teil des Buches. Klaus Bernhardt übt heftige Kritik an den gängigen Therapiemethoden, weil diese die Anpassungsfähigkeit des Gehirns nicht in die Therapie mit einbeziehen. Oder noch schlimmer: vom früheren Stand der Wissenschaft davon ausgehen, dass das Gehirn eines erwachsenen Menschen sich nicht mehr groß verändert.

Der Autor lehnt sich sogar so weit aus dem Fenster zu behaupten, dass Konfrontationstherapie, Psychoanalyse und Gruppentherapie eher schaden als nutzen.

Was diesen Punkt angeht, kommt von mir ein klares Jein.
Ja, weil …

  • Konfrontation die Patienten oft noch stärker in die Angst treibt.
  • die gängigen Methoden nicht wirksam genug sind, sonst gäbe es nicht so viele langjährige Angstpatienten.
  • Gruppentherapie bei Angststörungen absolut kontraproduktiv ist, weil sich alles wieder und wieder um das Thema dreht und das Gehirn nie aus der Angstschleife kommt und somit auch nie mit etwas Erfreulichem beschäftigt ist.

Nein, weil …

  • es auch bei den gängigen oder alternativen Methoden (siehe die nachfolgende Rezension) Erfolge gab und gibt, da augenscheinlich Menschen darauf ansprechen. Wir sind eben alle Individuen und können nicht alle auf dieselbe Art geheilt werden.
  • ich selbst – zugegeben nach 10 Jahren erfolgsfreier Psychoanalyse – bei meinem Klinikaufenthalt vor 4 Jahren mehr oder weniger “konventionell” behandelt wurde und nach den 5 Wochen als anderer Mensch herauskam und Panik kein Thema mehr bei mir war. Je nach Ausrichtung und Spezialisierungen von Kliniken und Therapeuten kann also auch die klassische Schiene sehr viel Gutes bewirken.

Die 2 Ebenen der Therapie und Notfalltechniken

Für Bernhardt gibt es zwei Ebenen einer erfolgreichen Therapie, an denen der Patient direkt mitwirkt. Zum einen die Veränderung der Lebensumstände, zum anderen der Umgang mit der Angst selbst.

Er stellt im 5. Kapitel – ich nenne es mal den “Do-it-yourself-Teil” verschiedene Techniken und Methoden vor, mit denen zum einen die klassische Angst-Kettenreaktion unterbrochen werden kann – sogenannte Musterunterbrecher zum schnellen Stoppen der Angst. Zum anderen ein spezielles Mentaltraining, das die Fähigkeiten unseres Gehirns zur neuronalen Neuvernetzung nutzt und das Unterbewusstsein von nun an mit positiven Gedanken statt mit Sorgen füttert.

Es würde den Rahmen sprengen, die Techniken im Einzelnen vorzustellen. Nur so viel: Es wird ganz viel mit den Sinneskanälen Sehen, Hören und Fühlen gearbeitet. Denn 99 % aller unserer Ängste spielen sich (meist ohne dass wir das bewusst merken) in einem der drei Kanäle ab.

Ich kenne einige der Techniken aus meiner NLP-Ausbildung und habe dabei festgestellt: Auf manche spreche ich extrem gut an, manche lösen bei mir gar nichts aus. Hier gilt also für den Leser: sich drauf einlassen, auch wenn manches sehr ungewöhnlich klingt, ausprobieren und feststellen, was einem wirklich weiterhilft – und wenn es nur eine einzige Methode ist.

Vermutlich werden sich viele beim ersten Lesen denken: “So einfach kann es nicht sein” und dann sicherheitshalber keine Methode ausprobieren. Oder nur halbherzig bzw. nicht lange genug, um echte Fortschritte zu erzielen. Doch der Versuch ist es wert, wie die viele positiven Erfahrungsberichte zeigen.

Das Fazit:

Aus meiner Sicht steht das Buch zurecht seit Monaten auf Nummer 1 der Amazon-Bestsellerliste in seinem Bereich. Selbst wenn jemand keine einzige Methode ausprobieren würde, hätte er mit Sicherheit viele neue Erkenntnisse über die Hintergründe seine Angststörung gewonnen. Und vielleicht die wichtigste: Veränderung ist möglich. Und der Weg aus der Angst muss nicht Jahre dauern und durch endlos viele Konfrontationen führen.

Drei Dinge gefallen mir besonders gut: der einfache und leicht verständliche Stil, das klare Ablehnen von Antidepressiva in der Angstbehandlung und der neue Therapieansatz.

Weniger hilfreich finde ich den absolutistischen Anspruch: Dieses Buch, diese Methoden, sind es jetzt, alles andere ist Käse. So einfach ist aus meiner Sicht auch die Welt der Panikattacken nicht. Ein ehrlicher Hinweis darauf, dass auch andere Methoden schon zum Ziel der Angstfreiheit geführt haben, würden dem ansonsten bemerkenswerten Buch gut zu Gesicht stehen.

Der Weg aus der Angst

Waltraud Gauglitz hat im Gegensatz zu Klaus Bernhardt keine riesige Online-Marketingkampagne gestartet, um ihr Buch zu pushen. Ihr Internetauftritt ist nicht ansatzweise so professionell gestaltet. Und ihr Stundensatz für Einzelcoaching beträgt ungefähr ein Sechstel dessen von Klaus Bernhardt. Gleichzeitig ist ihr Buch aus dem Jahr 2014 nicht minder beachtenswert. Im Gegenteil!

Der Untertitel “Der etwas andere Weg aus Angst und Panikzuständen” kommt nicht von ungefähr. 14 Jahre lang litt die Autorin unter Agoraphobie. Angst vor der Angst, Panikattacken ohne Ende und irgendwann die Diagnose: “nicht therapierbar”. Das war für Waltraud Gauglitz der Knopföffner. Sie akzeptierte, dass nur sie selbst sich helfen kann und machte sich auf den schmerzhaften und spannenden Weg der Heilung.

Zwei Jahre später war sie sämtliche Symptome und Ängste los. Ein Zustand, der seit mehr als 20 Jahren bis heute anhält. Wie sie angstfrei wurde, beschreibt sie als “den einzigen richtigen und erfolgreichen Weg”. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Solche Aussagen halte ich für nicht zielführend, selbst wenn ich persönlich mindestens 95 Prozent der vorgestellten Ansätze und Ideen absolut hilfreich finde.

Aber auch das wiederum ist rein subjektiv, weil ich meinen Weg an vielen Stellen wiedererkenne. Für andere sind zentrale Elemente vielleicht einfach nur “Eso-Zeug”, gerade in Hinsicht auf Waltraud Gauglitz’ Nachfolgebuch Angst ist die andere Seite von Liebe – eine Ergänzung und Vertiefung der vorgestellten Gedankenansätze, garniert mit vielen positiven Geschichten von Menschen, mit denen die Autorin erfolgreich gearbeitet hat. Aus meiner Sicht sollte immer der “Weg aus der Angst” zuerst gelesen werden – vor allem, wenn sich Menschen mit den Themen Unterbewusstsein, Seele und Gefühle noch etwas schwer tun.

Wie mich meine Leserinnen zu dem Buch geführt haben

Doch zurück zu Band 1: Ich hatte ehrlich gesagt nie vor, ein Buch über Angsterkrankungen zu rezensieren. Seit meinem Neubeginn 2013 war ich mit deutlich vorwärtsgewandterer Lektüre beschäftigt.

Doch dann haben mir gleich mehrere Blogleserinnen unabhängig voneinander berichtet, welch großartigen Erfolge sie im Umgang mit ihrer Angst gefeiert haben. Allesamt hatten sie mit derselben Heilpraktikerin für Psychotherapie gearbeitet – Waltraud Gauglitz. Zwei Geschichten davon auf meinem Blog liest du hier und hier.

Da bin ich hellhörig geworden, habe mir aus purer Neugier das Buch bestellt und wurde nicht enttäuscht. Sehr viele gute Denkanstöße, anschauliche Beispiele und die ehrliche Feststellung: Das Buch ist keine Bedienungsanleitung. Es gibt keinen Plan, um Panikattacken loszuwerden. Oder wie es Waltraud Gauglitz formuliert: “Nichts und niemand kann mir weiterhelfen. Nur ich mir selbst.”

Die Angst wieder verlernt

Wie hat sie es geschafft, sich nach 14 Jahren der Quälerei selbst aus dem Schlamassel zu befreien? Klingt schwierig, war auch ein längerer Weg: durch Umlernen. So wie sie die Angst gelernt hat, hat sie sie wieder verlernt.

Umlernen bedeutete für die Autorin, sich erst einmal klar zu werden, dass sie von der dauernden Konfrontationstherapie gar nicht geheilt werden konnte. Dass sie sich also nichts vorzuwerfen hatte, auch wenn ihre Therapeuten sie als Versager abstempelten, weil sie trotz Konfrontation ihre Angst nicht loswurde.

Denn sie stellte fest: Eine Panikattacke (Zittern, Herzrasen, Ohnmachtsgefühl) ist letztlich nur die körperlich spürbare Auswirkung einer sehr hohen Adrenalinausschüttung. Die wiederum hat als Ursache zu hohen Stress durch die dauernde Anspannung. Wie soll also der Körper die Angst verlernen, wenn er durch Konfrontation noch zusätzlich unter Stress gesetzt wird? Während sich Einzelängste und Phobien vielleicht noch mit Konfrontation “bekämpfen” lassen (Anmerkung: und auch da gibt es inzwischen wirksamere Methoden), ist diese Therapie für Menschen mit Agoraphobie absolut kontraproduktiv. Sie haben ja eh schon Angst vor der Angst und verstärken diese durch das ständige Training noch.

Nicht den Stress noch verstärken!

Diese Zusammenhänge stellt Waltraud Gauglitz anschaulich dar und geht im Buch immer wieder darauf ein. Ihr Gegenmittel: Anstatt auf die Patienten weiter Druck aufzubauen (den haben sie mit einer Angststörung eh schon genug) und den Stress zu verstärken, kann es nur mit Gelassenheit, Loslassen und Kontrolle abgeben funktionieren.

Da sich das nicht von heute auf morgen lernen lässt, liefert die Autorin einige interessante Sofortmaßnahmen zur Selbsthilfe. Zum Beispiel, sich selbst zu gestatten, aus angstbesetzen Situationen ganz bewusst und mit gutem Gewissen vorzeitig herauszugehen und dadurch quasi sanft zu üben.

Damit ist schon der erste Schritt in Richtung Akzeptieren der Angst getan. Ausführlich beschreibt Waltraud Gauglitz, wie sie es geschafft hat, die Angst nicht mehr kontrollieren zu wollen und einfach die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Besonders gut gefällt mir dabei die Übung “Es gibt nichts zu tun” – quasi meditatives Liegen ohne Aufgabe und Ziel, um den Körper nach und nach daran zu gewöhnen, dass er auch noch entspannen kann.

Sehr gelungen auch die abschließende Passage, die zeigt, wie wenig Geborgenheit, Vertrauen und Stabilität wir heutzutage in unserer hektisch-modernen Zeit haben. Und wieso dadurch die Angst oft ein leichtes Spiel hat.

Das Fazit

Ein durch und durch außergewöhnliches Buch. Es umarmt einen auf der einen Seite liebevoll (du bist nicht allein, du bist nicht krank, du hast dir die Panik einfach nur beigebracht, du hast nicht in der Therapie versagt). Auf der anderen Seite wirken Aussagen wie “Solange du dieses Buch liest, bist du immer noch außerhalb von dir auf der Suche und noch nicht bereit, Kontrolle abzugeben” erst einmal verstörend.

Gleichzeitig ein wichtiges Element, das die Kernbotschaft des Buches unterstreicht: Du musst dir durch Loslassen und Kontrolle abgeben selbst helfen. Die Heilung und Befreiung von der Angst kann nur im Innen ablaufen. Das deckt sich zu 100 Prozent mit meinen Erfahrungen.

Zwei Sachen gefallen mir an diesem äußerst wertvollen Buch nicht so gut: Zum einen die Kritik an so gut wie allen gängigen Entspannungsmethoden. Die These: Diese setzen einen schon wieder unter Druck, weil man irgendwas tun muss. Ich bin selbst aber das lebende Gegenbeispiel, dass solche Übungen sowohl im Notfall (PMR nach Jacobson) als auch präventiv absolut hilfreich sein können. Zum anderen hätte ein professionelles Layout/Satz und ein Lektorat dem Buch gut getan.

Und jetzt du: Wir brauchen deine Tipps!

Kennst du eines der Bücher? Falls ja: Hat es dir geholfen oder welche Meinung hast du dazu? Oder falls dich andere Lektüre vorangebracht hat: Schreib gerne den Titel und Autor in die Kommentare und erzähl kurz was darüber. Die anderen Leser werden es dir danken.

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