Gerade habe ich eine Stunde mit Friedrun geplaudert. Sie und ihr Mann haben vor Kurzem ihren Hof in Mecklenburg-Vorpommern verkauft und leben nun in einem Mercedes 911 Kurzhauber namens Brummi. Das mächtige Weltreise-taugliche Gefährt steht wie ein großer Bruder neben Dr. D und strahlt schon von Weitem mit seiner farbenfrohen Gestaltung Behaglichkeit und Fröhlichkeit aus (auf dem Bild gut zu sehen, oder?).

Schon nach einer Minute Plausch habe ich das Angebot bekommen, mir den großartig ausgestatteten Brummi mal von innen anzusehen. Das sind Momente, in denen ich vor Glück durch die Decke gehen könnte. Keine Abwehrhaltung, keine Revierverteidigung, einfach nur mit Freude und offenem Herzen empfangen werden. Schließlich war ich für Friedrun ein Fremder und sitze eine Minute später in ihrem Wohnzimmer.

Solche Begegnungen sind der Grund meiner Deutschland-Tour 2016, die am Donnerstag begonnen hat und bis Ende August dauern wird (aktuelle Infos immer auf meiner Facebook-Seite). Menschen und Überraschungen machen das Leben für mich erst lebenswert. Ich bin inzwischen süchtig danach.

Ich liebe es, mit anderen Menschen über das Leben und seine vielfältigen Entwürfe zu reden. Über die Freiheit und darüber, was wir aus unseren Möglichkeiten und Sehnsüchten machen.

Wer aufmacht, dem öffnen sich andere Türen

Seit ich mich aufgemacht habe – sowohl örtlich mit meinen Touren als auch durch die Art, wie ich mit meinem Seelenleben umgehe – machen mir andere Menschen auch die Türen auf. Ich genieße dieses Privileg und bin in höchstem Maße dankbar dafür.

Meine Neugierde auf andere Menschen treibt mich an. Wie und wo leben sie? Was beschäftigt sie? Was verbindet uns? Welche Impulse geben wir uns gegenseitig? Wie flexibel sind wir beim Uns-aufeinander-einlassen?

Für mich als früheren Extrem-Kontrolletti ist das eine so starke und jedesmal aufs Neue wieder wunderbare Erfahrung. Früher stand bei mir Sicherheit und Planbarkeit an oberster Stelle. Dann kam lange nichts. Überraschungen waren gar nicht möglich, weil ich sie gar nicht zugelassen habe. Oder anders formuliert: Vor lauter Angst vor bösen Überraschungen war gar kein Platz für großartige Überraschungen da.

Jetzt habe ich gelernt, diesen Raum zu lassen und einfach zu schauen, was passiert. Ich weiß, dass ich diesen Schau-mer-mal-was-passiert-Muskel trainieren darf, um nicht wieder in alte Fahrwasser zu kommen. Auch deshalb kommt die Deutschland-Tour genau zur richtigen Zeit.

Blind Dates mit meinen Lesern

Immer wieder aufs Neue begeistert mich die Offenheit und Herzlichkeit meiner Leser. Im Lauf der vergangenen zwei Jahre habe ich so viele Einladungen bekommen, dass es nun an der Zeit war, ein paar davon anzunehmen.

Eine Bitte an die vielen, vielen anderen, bei denen ich (diesmal noch) nicht vorbeischaue: Nicht böse sein. Wenn ich mal ein ganzes Jahr Zeit habe, schaue ich auch bei euch vorbei. Oder wir treffen uns alle auf einer großen Wiese und machen das erste Adios-Angst-Zeltfestival.

Nachdem ich schon bei meinem Katalonien-Roadtrip letzten Herbst von der lieben Christine zu einer wilden Kutschfahrt eingeladen worden war, habe ich am Freitag und Samstag zum ersten Mal bei einem Adios-Angst-Leser übernachtet. Eine wegweisende Erfahrung, da Christian und ich uns nur von zwei Mails kannten. Wir haben uns beide mutig auf das Experiment eingelassen. Heraus kamen zwei super stimmige Tage mit intensiven Gesprächen, Grillen, Lagerfeuer, Übernachten im Freien und einer Radtour rund um Gera, bei der ich viel über die Geschichte gelernt habe.

Weitere Blind Dates werden in den nächsten Wochen folgen. Andere Menschen lassen mich in ihre Wohnzimmer und in ihre Herzen schauen. Ich bin erst seit 5 Tagen unterwegs, jetzt schon sehr beeindruckt und fürchterlich gespannt auf die weiteren Begegnungen.

Menschen und Überraschungen – mein Lebenselixier

Für mich das Wichtigste: Außer ein paar Eckdaten ist überhaupt nichts durchgetaktet. Überall ist Raum für Überraschungen.

So wie gestern, als ich den Stellplatz eines Landvergnügen-Gastgebers – das sind Stellplätze auf dem Land bei Bauern, Käsern, Winzern etc. – in Brandenburg angefahren habe. Und nach einer Stunde wieder geflüchtet bin, weil der Schweinestall nur 20 Meter entfernt war, es dementsprechend stank und Hunderte Fliegen meinen Bus bevölkern wollten.

Also wieder hinters Steuer, obwohl ich schon längst meinen Artikel schreiben wollte, nochmal 150 Kilometer runtergeschrubbt und am Ende am wunderschönen Mirower See an den Mecklenburgischen Kleinseenplatte gelandet. Viel zu kaputt, um noch zu schreiben und das Internet war auch nicht gut genug.

Spätestens heute Morgen, als ich am Strand in der aufgehenden Sonne Yoga gemacht habe und danach auf eine vierstündige Paddeltour gegangen bin, wusste ich, dass “böse” Überraschungen gar nicht schlimm sind und meistens am Ende wieder etwas Gutes dabei herauskommt.

WLAN und Sauna für umme

Und wie sogar: Jetzt sitze ich nochmal 85 Kilometer weiter nördlich im wunderschönen Park von Gut Gremmelin. Der kleine See ist 100 Meter entfernt, das WLAN läuft tadellos und die nette Frau vom Empfang hat mir gerade erklärt, dass ich für die null Euro Standgebühr gerne noch die Sauna benutzen darf. Was ich jetzt umgehend tue …

Bist du auch ein Freund von überraschenden Begegnungen? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Geht dir auch das Herz auf, wenn sich andere Menschen dir gegenüber öffnen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!