Unser Flieger sinkt am Sonntagmorgen durch die dichten Regenwolken nach unten. Ich sehe die grünen Allgäuer Wiesen und mir kullern ein paar Tränen über die Wangen.

Das große Abenteuer ist vorbei. Ich hab mich getraut. Ich hab es durchgezogen.

Meine Mutprobe war mit dem Hinflug schon bestanden. Ich musste mir nichts mehr beweisen, ich hätte auch mit gutem Gewissen mit Schiff und Bahn zurückfahren können.

Allein: Das wollte ich nicht. Ich wollte unbedingt einen Schritt weiterkommen. Loslassen, so gut es geht. Vertrauen. Mich in dieser Extremsituation spüren und fühlen, was sich tut und wie sich das von früheren Zeiten unterscheidet, als die Panik mit mir davon galoppiert ist.

Und vor allem natürlich: Ich will wieder fliegen. Öfter. Irgendwann auch mal weiter. Weil ich so das Abenteuer namens Leben in seiner Gänze auskosten kann.

Ja, ich kann das schaffen!

Jetzt reift so langsam die Erkenntnis: Ja, ich kann das schaffen! Also nicht nur gewisse Reiseziele zu erreichen, sondern noch viel mehr, von dem ich bisher noch gar nicht zu träumen gewagt habe.

Ein Gefühl, so herrlich wie erschreckend zugleich.

Erschreckend? Ja, schließlich mache ich die Tür weit auf für die nächsten Herausforderungen. Jede davon wird wieder ein bisschen weh tun, mir zuerst ein wenig Angst einjagen, wird Kraft kosten und mich dann und wann durchschütteln.

Das ist auch völlig okay. Es gibt keine Alternative dazu. Für mich zumindest nicht.

Stillstand, Rückschritt und Ausweichen machen mich krank. Das habe ich lange genug erlebt. Das will ich nie wieder erleben.

Hallo Gänsehaut!

Ich will noch so viel machen, probieren, Erfolge feiern und aufs Maul fallen (im Idealfall seltener als Erfolge feiern), lachen, weinen und die ganze Bandbreite eines intensiven Lebens spüren.

Während ich das schreibe, bekomme ich Gänsehaut, weil ich an diesen Song denke, der das perfekt ausdrückt:

Jetzt habe ich schon wieder so viel über mich geschrieben. Dabei wollte ich diesmal die ultimative Lobhudelei auf meine Leser und Freunde anstimmen.

Auf Menschen, die sich genauso heftig in das Abenteuer namens Leben stürzen. Die etwas wagen, auch wenn ihnen der Arsch dabei auf Grundeis geht, die Unsicherheit in Kauf nehmen, die spüren wollen, was noch alles auf dem Speiseplan des Lebensrestaurants steht.

Leser, Freunde, Lebensabenteurer

Da ist der gute Freund, der sich 15 Jahre lang nicht getraut hat, Autobahn zu fahren, sogar als Beifahrer schon Panik hatte und nun vor Kurzem allein aus dem Allgäu bis nach Nürnberg gefahren ist.

Das ist die Leserin mit langjähriger Angsterfahrung, die wochenlang mit sich gerungen hat, ob sie sich trauen soll, allein zum Tanzen in die Disco zu gehen. Weil sie tanzen liebt. Und die es dann einfach getan hat. Weil ihre Neugier auf das Leben größer war als die Angst.

Da sind die Freunde, die schon so viele Nackenschläge eingesteckt haben und ganz tief durch den Dreck gewatet sind. Trotzdem haben sie nie aufgesteckt und sich ängstlich verkrochen: Im Gegenteil: Sie haben ihre Jobs gekündigt und ziehen demnächst mit ihrem Wohnmobil los, um die Welt zu erkunden. Große Sicherheiten: Fehlanzeige.

Da sind die Leserinnen wie Sabine, Sabrina, Tihana und Christine, über deren Mutausbrüche ich berichten durfte. Sie alle haben sich – jede auf ihre Art – in das Abenteuer namens Leben gestürzt.

Wenn aus Angsthasen Vorbilder werden

Sie alle hatten mutige Vorbilder. Und alle machen gleichzeitig wieder Mut.

Das ist für mich die wichtigste Erkenntnis. Niemand von all den Erwähnten hätte wahrscheinlich vor ein paar Jahren gedacht, dass sie einmal als positive Mutmacher-Beispiel erwähnt werden.

Und ich hätte früher nie gedacht, dass mir einmal Menschen schreiben, dass sie durch mich und meine Texte Mut fassen und sich neue Dinge trauen.

Ich war doch der Vorzeige-Hasenfuß, der Meister für Angst in allen Lebenslagen.

Verrückte Welt, oder?

Auf Angst steht kein “lebenslänglich”

Sind die erwähnten Beispiele jetzt bessere Menschen als andere, die noch in ihrer Angstfalle stecken? Nein, ganz sicher nicht.

Sie sind eher ein Zeichen und lebende Beweise für meine These, die ich ständig in die Welt posaune:

Egal, wie es dir gerade geht, was du gerade durchmachst, an was du zu verzweifeln scheinst: Nirgendwo steht “lebenslänglich” drauf!

Wenn dem so wäre, würde ich mit all den beschriebenen Menschen und noch vielen mehr Tag für Tag über die Gänge von psychosomatischen Kliniken hopsen, während wir uns gegenseitig in unserem Elend bestätigen und bedauern.

Stattdessen sind wir alle irgendwann auf den richtigen Menschen, den passenden Mutmacher gestoßen.

Nicht durch Zufall. Sondern, weil wir bereit für Veränderungen waren. Weil wir es unbedingt und mit jeder Faser wollten.

Mein nächster Mutausbruch

Wer sich einmal auf das Abenteuer Leben so richtig eingelassen hat, wird es noch viel öfter auskosten wollen.

Bei mir steht nach der Rückkehr in die Fliegerei schon der nächste Mutausbruch an: das erste eigene digitale Produkt.

In 4 Wochen erscheint das E-Book “Antidepressiva absetzen” (in Kürze erscheint noch ein eigener Artikel über die Hintergründe zu diesem Buch).

Bei aller Vorfreude und allem Stolz: Ja, ich habe mächtig Bammel vor diesem nächsten großen Schritt, ob alles (technisch) klappt, wie das Feedback ausfällt und welche Arbeit im Vorfeld noch ansteht.

Doch ich tue es trotzdem, aus allen vorher beschriebenen Gründen. Besser gesagt wir tun es, schließlich ist meine Mit-Autorin Melanie ebenso ein super Beispiel, das Leben immer wieder von Neuem mutig anzupacken.

Irre Zeit mit Schnappatmung

Du darfst mir glauben, dass diese Zeit sich gerade ziemlich irre anfühlt. Manchmal bekomme ich Schnappatmung, manchmal liege ich nachts wach und denke “Heilige Scheiße, was geht denn gerade alles so ab?”

Dieses zutiefst befriedigende Gefühl, mitten im Abenteuer namens Leben zu stehen, ist es allemal wert.

Welches kleine oder große Abenteuer hast du zuletzt gestartet? Oder kennst Menschen, die noch wunderbar in die Riege der aufgezählten Beispiele passen würden? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Foto: Unsplash.com

Auf Angst und Depressionen steht nicht lebenslänglich!

In der Kurzfassung meiner Geschichte erfährst du, wie ich vom Hasenfuß zum professionellen Mutmacher wurde.

Das E-Book “Mein Weg aus der Angst” beschreibt meine 5 Schritte zu einem mutigen und selbstbestimmten Leben.