Der kürzeste Arztwitz der Welt: Mann geht zum Arzt. Arzt verschreibt nichts.

Ist gar nicht witzig? Liegt vielleicht daran, dass ich den Witz gerade erfunden habe.

Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Und inklusive meiner geballten, jahrzehntelangen Erfahrungen in verdammt vielen Arztpraxen. Die großartige Mischung aus Panikattacken UND einer gewissen Neigung zur Hypochondrie haben mich zwei Jahrzehnte lang zum Stammgast in den Wartezimmern gemacht.

Was ich daraus gelernt habe und seitdem nicht müde werde zu betonen (bei all den grundsätzlichen Segnungen unseres modernen medizinischen Systems, die ich nicht leugnen will):

Du bist dein bester Arzt!

Warum? Weil unser Gesellschafts-, Wirtschafts- und Gesundheitssystem (inklusive der damit verbandelten Pharmabranche) nicht darauf ausgelegt ist, dass Menschen ganzheitlich gesund leben und ohne Hilfsmittel auskommen.

Stattdessen werden durch die Rahmenbedingungen – beginnend in der Schule, perfekt weitergeführt an Unis und in den Betrieben – Horden von pillenschluckenden Zombies produziert. Chemisch fit gemacht, um den Wahnsinn unserer kranken Leistungsgesellschaft und Arbeitswelt durchstehen zu können.

Schulkind zappelt herum – Ritalin. Student hat Prüfungsangst – leichtes Antidepressivum. Junger Mann hat Panikattacken und leicht erhöhten Blutdruck – Betablocker. Abteilungsleiterin hat eine stärkere Erkältung – Antibiotikum. Manager säuft zu viel und hat Magenschmerzen – Säureblocker.

Für jedes Symptom ein Medikament. Verschrieben. Eingeworfen. Muss man sich wenigstens keine Gedanken über mögliche Ursachen machen. Die Pharmafirmen jubilieren, die psychosomatischen Kliniken sind voll ausgelastet.

Ich mache den behandelnden Ärzten gar keine Vorwürfe. Sie führen ja nur das aus, was das System vorgibt und was die meisten Patienten wollen: ein Leben weitgehend ohne eigene Verantwortung. Wieso soll ich mich um meine Gesundheit aktiv bemühen, solange ich eine Krankenversicherung habe?

Vom Opfer zum Täter in Sachen eigener Gesundheit

So bleiben die meisten Menschen in der Opferrolle. Der Körper macht böse Dinge, der Arzt verordnet ein Medikament, Problem gelöst.

Oder eben nicht. Weil die Wurzel vieler gesundheitlicher Probleme durch dauerndes Pilleneinwerfen eben nicht beseitigt wird.

Ich bin weiß Gott nicht so vermessen zu behaupten, dass jeder Mensch für all seine Krankheiten selbst verantwortlich ist. Doch ist es wohl unbestreitbar, dass zu einem großen Teil Auswirkungen unseres gehetzten Lebenswandels verbunden mit ziemlich falscher Ernährung (zu dem Thema komme ich später noch ausführlicher) medikamentös behandelt werden.

Vom dicken zum dünnen Redakteur

Ein Beispiel: Da ist der angestellte Redakteur Mitte 40, ordentlicher Bauchansatz. Jeden Morgen steht er auf den letzten Drücker auf, schlingt das Frühstück hinein, rast die 8 Kilometer bis zur Redaktion, braucht dort erstmal nen starken Kaffee, sitzt mittags mit den Kollegen 45 Minuten in der Kantine und lässt sich dort fleischlastiges Convenience-Food mit jeder Menge Zusatzstoffen schmecken, arbeitet dann weiter, fährt abends mit dem Auto nach Hause, macht den Fernseher an, braucht zur Entspannung mindestens zwei oder drei Bier. Jeden Tag.

Bester Kandidat also für Bluthochdruck-, Cholesterin- und Magen-Medikamente. Dazu Schmerzmittel für das dauernde Rückenweh, ein Antidepressivum gegen die Überlastungserscheinungen, und, und, und …

Alternativlos? Wenn man so wie die Masse denkt, vielleicht. Ich behaupte: Wenn derselbe Mann jeden Tag nur 30 Minuten früher aufsteht und zur Arbeit radelt, wird sich sein ganzes Leben verändern. Sein Übergewicht schwindet, seine Kondition steigt, seine Laune bessert sich, sein Energielevel erreicht völlig neue Dimensionen. Er braucht abends keinen Alkohol mehr zur Entspannung, sondern trinkt nur noch ein Gläschen, weil er wirklich Lust drauf hat. Und da er so viel draußen ist und seinem Körper Gutes tut, wird er auch ziemlich bald etwas an seiner Ernährung ändern.

Das Beispiel ist nur zum Teil meiner eigenen Geschichte entliehen, zum Teil resultierend aus den Beobachtungen meines früheren Arbeitsumfelds. Fakt ist auf alle Fälle, dass ich 17 Kilo seit meinem Höchstgewicht vor rund 8 Jahren verloren und in vielen Bereichen ein völlig neues Bewusstsein hinsichtlich meiner Gesundheit erlangt habe.

Weil ich spätestens nach meinem Zusammenbruch vor 3 Jahren kapiert habe, dass ich allein für mein Wohlergehen zuständig bin. Wenn ich gesund sein und gesund leben will, muss ICH die richtigen Dinge tun – und nicht mein Arzt.

Mein Weg zur Selbstheilung

Was ich auf meinem Weg zur physischen wie psychischen Selbstheilung alles ausprobiert habe, würde den Rahmen hier sprengen. Wie schon öfter beschrieben, sind viel Bewegung in der freien Natur, Yoga und Meditation sowie mutige Schritte für Veränderungen die Eckpfeiler.

Darüber hinaus gibt es viele weitere spannende Dinge, wie man von Stress, Angst und Depression ohne Medikamente gesunden kann. Das hilfreichste Buch diesbezüglich war und ist für mich “Die neue Medizin der Emotionen”* von David-Servan Schreiber.

Zwei Dinge sind seit dieser Lektüre mein ständiger Begleiter: Ein Wake-Up Light (Lichtwecker)*, das jeden Morgen schon eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Weckersignal die Dämmerung simuliert und einen so sanft in den Tag leitet. Und ein Licht-Therapiegerät*, das mich in den kalten, dunklen Herbst- und Wintermonaten jeden Morgen bei meiner Yoga- und Meditationsstunde mit 10.000 Lux anstrahlt.

Die heilsame Wirkung von Licht kann gerade bei Energielosigkeit, Stress, Angst und Depression gar nicht oft genug betont werden. Deshalb habe ich mir damals die relativ teuren Anschaffungen gegönnt und es zu keiner Sekunde bereut. Im Gegenteil: Irgendwann kommt der Tag, an dem man sich fragen sollte, ob die Investitionen in die eigene Gesundheit nicht viel wichtiger sind als jede neue Felge, jedes Kleidungsstück oder Smartphone.

Mit guter Ernährung raus aus dem Reparaturbetrieb

Nicht zu vergessen die Ernährung. Auch hier lautet mein Appell: Nicht alles glauben, was irgendjemand im Fernsehen, im Radio oder in der Zeitung erzählt. Oder dein Arzt.

Sondern selbst herausfinden, was dir gut tut und was dein Körper braucht. (Wenn du jetzt schreist: “Jeden Tag 4 Bier und 2 Tüten Chips” dann schick mir doch mal ein Foto von dir, damit ich sehe, ob du wirklich so blendend damit aussiehst.)

Lass dich nicht von einem Trend versklaven und dir auch nicht von der Nachbarin einreden, dass du dich ab jetzt glutenfrei-lacto-vegetarisch-low-carb-vegan-paleo-frutarier-smoothie-mäßig ernähren musst.

Meine persönliche Erfahrung zeigt mir, dass es mir mit warmem Frühstück, viel frischem, regionalem Biogemüse vom Wochenmarkt, nicht übermäßig vielen Kohlenhydraten sowieso dann und wann sauber und fair produzierten Tierprodukten von heimischen Betrieben, deren Arbeitsweise ich kenne, am besten geht. (Dir geht es am besten mit dem mexikanischen Feuertopf Bill Collins von Aldi und der täglichen Tiefkühlpizza? Okay, Foto her!)

Gerade der Nahrungsbereich bietet fast unendlich viele Möglichkeiten, aus dem Reparaturbetrieb mit immer noch mehr und höher dosierten Medikamenten auszusteigen und die Zeichen auf eigenverantwortliche Gesundheit zu richten.

Der Weg dorthin kann ganz schön steinig und mit Rückschlägen behaftet sein. Zum Glück gibt es großartige Hilfe, wie zum Beispiel diesen Artikel von Healthy Habits – einem Blog, der sich mit großer Sorgfalt den Themen Essen, physische und psychische Gesundheit annimmt.

Vitamin D – absolut wichtig, absolut unterschätzt

Mein Tipp: Fang an irgendeiner Stelle mit einer kleinen Änderung an. Bei mir ging es vor vielen Jahren damit los, dass ich alle Tütensuppen und Fertigsoßen aus dem Küchenschrank verbannt habe. Im Lauf der Jahre habe ich Stein für Stein umgedreht und der Prozess ist immer noch nicht abgeschlossen.

Zum Beispiel war mir überhaupt nicht bewusst, welche unglaubliche Wichtigkeit Vitamin D für unseren Körper hat. Und vor allem nicht, dass fast alle Menschen in den nördlicheren Regionen einen Vitamin-D-Mangel haben (hier ein sehr guter Artikel dazu).

Auf Anraten meines Arztes (manchmal mache ich sogar, was er sagt) nehme ich seit 3 Jahren hoch dosiertes Vitamin D als Ergänzung, um dem klassischen Winterblues zu entgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch du unter einem Vitamin-D-Mangel leidest (wenn du dich nicht als Digitaler Nomade dauerhaft im Süden herumtreibst), ist verdammt hoch.

Frag doch einfach mal deinen Arzt danach. Oder lass einen Test machen, auch wenn du ihn selbst bezahlen musst. Über viele Jahre hat sich die Fachwelt Gedanken darüber gemacht, dass man das Vitamin D nur nicht zu hoch dosieren darf. Und dabei völlig außer Acht gelassen, dass die meisten Menschen in unseren Breiten unterdosiert sind.

Zu Vitamin D gibt es ein sehr gutes Buch. Der Titel Gesund in sieben Tagen – Erfolge mit der Vitamin-D-Therapie ist zwar arg reißerisch. Aber der Inhalt hilft richtig gut weiter. Das Beste, was ich bisher zu dem Thema in den Händen hatte.

Komische Dinge, die so hilfreich sind

Was ich sonst noch alles für komische Dinge ausprobiert habe? Hypnose, Darmspülung, Nasenspülung, Öl ziehen, Rotlicht, Akupunktur, Tees aller Sorten, Inhalieren, Qi-Gong, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Mantras singen und noch vieles mehr. Die besten Wege zur Entspannung habe ich übrigens in diesem Artikel vorgestellt.

Ob du das auch alles tun solltest? Solange es dir mit deinen 3 Bieren, den Chips und dem mexikanischen Feuertopf gutgeht, auf keinen Fall. Ansonsten kann ich nur jedem empfehlen, sich auf den spannenden Weg ohne Medikamente zu machen (wenn es denn irgendwie medizinisch verantwortbar ist). Und einfach mal neue Methoden zu testen, wenn du von der dauernden Symptombekämpfung die Schnauze voll hast.

Ich habe die Medikamentenfreiheit noch nicht ganz geschafft, da ich wegen einer leichten Unterstützung meiner Lunge zu Pollenflugzeiten noch ein Spray zur Prävention nehme.

Und plötzlich führe ich ein medikamentenfreies Leben

Update 29. Juni 2016: Dafür habe ich nach 13 Jahren dauernder Einnahme erfolgreich meine Blutdrucktabletten abgesetzt (war noch so ein Relikt aus den Angstzeiten). Mein Hausarzt hatte mir abgeraten, ich hab’s trotzdem getan und habe jetzt nach 3 Wochen bessere Werte denn je zuvor. Ist das nicht geil?

Update September 2016: Auch das Asthmaspray habe ich jetzt weggelassen. Meine Werte sind seitdem stabil gut.

Damit bin ich jetzt nach vielen Jahren ausgiebigem Pillenwerfen komplett medikamentenfrei. Ein ziemlich abgefahrenes Gefühl.

Als ich Anfang Februar wegen meiner schweren Grippe beim Hausarzt war, meinte dieser: “Sollen wir es mit Antibiotika probieren? Ach ne, Sie sind ja so ein Öko, dann warten wir lieber erstmal ab, oder?” Genau das haben wir getan, ich habe meinem fiebrigen Körper eine Woche lang komplett Ruhe gegönnt und war danach wieder gesund.

Damit habe ich mir einmal mehr bewiesen, dass ich selbst mein bester Arzt bin.

Liebe Grüße

Dr. Miltenberger

Welche Erfahrungen hast du mit Ärzten, ihren Empfehlungen und verschriebenen Medikamenten gemacht? Nimmst du alles, was dir verordnet wird, oder stellst du auch einiges in Frage und probierst alternative Wege aus? Wie wichtig ist für dich Prävention durch eigene Verhaltensweisen? Ich freue mich auf deinen Kommentar! 

Foto: Unsplash.com

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