Zum heutigen Artikel wurde ich durch den Beitrag Ich will ein Opfer sein! auf der Seite “Zeit zu leben” inspiriert. Darin geht es um die Frage, warum so viele Menschen behaupten, an ihrer aktuellen Situation nichts ändern zu können.

Das Thema elektrisiert mich regelmäßig, weil ich selbst über viele Jahre zu den Opfern gehört habe. Zwar deutlich weniger jammernd als viele Zeitgenossen, aber mit einer gewissen Grundüberzeugung, dass ich an meinem Schicksal wenig ändern kann und das Leben so aushalten muss, wie es mir serviert wird.

Wenn dich das Leben ändert, ist die Zeit der Ausreden endgültig vorbei

Mit der Erfahrung des heftigen Umkrempelns in den letzten drei Jahren weiß ich, dass alles nur bequeme Ausreden waren, damit ich nichts verändern muss. Meine Taktik “Ich ändere mal lieber nichts, es wird schon irgendwann von selbst besser” ist überraschenderweise nicht aufgegangen.

Obwohl so viel in mir drin “Mach endlich etwas anderes!” geschrien hatte, habe ich mich Veränderungen so lange beharrlich und erfolgreich verweigert, dass ich mich gar nicht mehr ändern musste, sondern dass das Leben mich geändert hat. Mir ging es so beschissen, dass die Zeit der Ausreden endgültig (und endlich) vorbei war.

Ich weiß, dass du hier auf dem Blog liest, weil du selbst Veränderungen willst, oder zumindest ahnst oder spürst, dass da noch einiges in deinem Leben geht. Nur allein beim Gedanken daran wird dir schon mulmig. Und du findest immer wieder eine prima Ausrede, um dein Leben doch wieder nicht in die eigene Hand zu nehmen.

Deine Lieblings-Ausrede ist bestimmt in der Liste zu finden (ich habe darunter auch noch ein paar alte Freunde). Ich hoffe, dass du dich bei dem einen oder anderen Satz so richtig aufregst. Warum, erkläre ich später. Wohlan denn:

Die 42 beliebtesten Ausreden, um dein Leben nicht ändern zu müssen

  1. Wenn das so einfach wäre.
  2. Ich bin noch nicht so weit.
  3. Dafür bin ich zu alt (jung, dick, dünn, hübsch, hässlich, groß, klein …).
  4. Ja wenn das alle machen würden …
  5. So schnell kann das nicht gehen.
  6. Ich BIN doch schon witzig (gelassen, entspannt, fröhlich, glücklich …).
  7. Das können sich doch nur Reiche leisten.
  8. Aber bei MIR ist das ganz anders.
  9. Ich hatte so eine schwierige Kindheit.
  10. Und wer nimmt Rücksicht auf die kulturellen Eigenheiten meines Heimatlandes?
  11. Das Leben ist nunmal kein Wunschkonzert (Ponyhof, Kindergeburtstag, Zuckerschlecken …).
  12. Das schaffe ich nie.
  13. Mit meinem Gesundheitszustand ist das ausgeschlossen.
  14. Meine Eltern haben gesagt …
  15. Mein Arzt hat gesagt …
  16. Was sollen die Nachbarn sagen?
  17. Aber in der Zeitung stand, dass …
  18. Und was ist mit der Altersvorsorge?
  19. DU hast leicht reden, DU hast ja keine Kinder.
  20. Wir bleiben noch zusammen, bis die Kinder groß sind.
  21. Wenn das Wetter besser wäre (ich mehr Zeit hätte, der Job nicht so stressig wäre, ich nicht immer so müde wäre, das Fernsehprogramm nicht so gut wäre …), würde ich viel mehr Sport draußen machen.
  22. So bin ich halt und daran lässt sich nichts ändern.
  23. Alkohol und Zigaretten gehören für mich zu einem entspannten Abend dazu.
  24. Davor habe ich sooo eine Panik.
  25. Wenn ich erst einmal gesund bin (viel Geld habe, in Rente bin, die Kinder aus dem Haus sind, in der richtigen Stadt wohne, den Traumpartner gefunden habe …), dann …
  26. Ich habe gar keine Träume.
  27. Das ist viel zu gefährlich.
  28. Dafür fehlt mir einfach die Kraft.
  29. Damit kann ich niemals Geld verdienen.
  30. Die 17 Jahre bis zur Rente reiß ich auch noch runter.
  31. Sicherheit geht mir über alles.
  32. In unserer Familie wurde das schon immer so gemacht.
  33. Man kann heutzutage niemandem mehr vertrauen.
  34. Abenteuer sind nur etwas für junge Menschen.
  35. Um Großes zu erreichen, musst du brutal hart arbeiten und brauchst verdammt viel Glück.
  36. ICH würde ja schon, ABER mein Partner (Chef, Freund, Kind, Kollege) …
  37. Dafür habe ich leider keine Zeit.
  38. Wieso etwas ändern? Ist doch alles prima.
  39. Da muss ich erst noch ein paar Bücher dazu lesen (Kurse belegen, an Seminaren teilnehmen, Fortbildungen besuchen …).
  40. Ich profitiere intellektuell vom vielen Fernsehschauen.
  41. Man kann im Leben nicht alles haben.
  42. Dieser Blog ist doof, auf dem lese ich nie wieder etwas.

Na, welcher Satz, hat dich am meisten auf die Palme gebracht? Kochst du gerade innerlich, weil das “ALLES WIRKLICH NICHT SO EINFACH IST!”?

Je mehr du dich aufregst, umso besser!

Dann herzlichen Glückwunsch, du kommst deinem Thema immer näher! Je mehr dich etwas aufregt, umso eher solltest du dir das näher anschauen. Wenn dich etwas aufwühlt, was ich schreibe, dann ist es deine Wahrheit, die dir sagt, dass du mit der Sache noch nicht im Reinen bist.

Du darfst mir glauben, dass ich selbst das lange Zeit nicht wahrhaben wollte und auch heute noch immer öfter in die Falle tappe. Wenn mir jemand eine unangenehme Wahrheit gespiegelt hat, war die Reaktion: weit von mir weisen und durch langes Argumentieren belegen, dass die Faktenlage ganz anders ist.

Allein, diese Art von Selbstbetrug funktioniert nicht. Nachhaltig und gewinnbringend ist sie schon dreimal nicht.

Ausreden sind völlig okay

Ganz wichtig: Es ist völlig okay, all diese Ausreden zu haben. Deshalb musst du dir keine Schuldgefühle machen. In fast allen spiegeln sich alte Programmierungen und Glaubenssätze anderer wieder, die du über all die Jahre zu deinen eigenen gemacht hast.

Du darfst nur verstehen und akzeptieren, dass es Ausreden sind. Und keine unumstößlichen Fakten, die eine Veränderung in deinem Leben verhindern.

Es ist ausschließlich dein Gedankenkonstrukt, das dich vor unangenehmen Neuerungen schützt (die zwar langfristig gesehen eine sehr angenehme Wirkung haben, aber dafür müssen sie erst einmal in die Tat umgesetzt werden).

Und was ist mit dem blinden Piloten?

Jetzt rumort es wahrscheinlich in dir und du überlegst dir ein gutes Beispiel, das meine These entkräften kann.

Wie wäre es damit: “Aber wenn jetzt ein Blinder den Pilotenschein machen will, dann kann er das doch wirklich nicht. Dann ist das doch keine Ausrede.”

Ja, das stimmt, und zugleich darf ich dich fragen: Bist du blind? Willst du gerade einen Pilotenschein machen? Und wie viele Blinde kennst du, die einen Pilotenschein machen wollen?

Letztlich ist das Sammeln von Gegenargumenten, und seien sie noch so absurd, selbst wieder eine Ausrede. Nämlich dafür, sich zu trauen, den Kern des Themas anzunehmen, die eine oder andere Ausrede als solche zu entlarven und die gewünschte Veränderung anzupacken.

Ach, du wolltest ja noch meine Lieblings-Ausreden wissen: 5, 7 und 39.

Und deine? Schreib sie mir unbedingt in die Kommentare. Und ergänze bitte die Liste, wenn ich etwas vergessen habe. Ich freue mich auf deinen Kommentar! Falls du jemanden kennst, der den Artikel unbedingt mal lesen sollte, dann freue ich mich, wenn du ihn teilst oder weiterempfiehlst.

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