Ein Gastbeitrag von Jasmin Schindler

Ich bin ein ängstlicher Mensch, d.h. ich rechne immer mit dem Schlimmsten, sei es noch so unwahrscheinlich. Auch in Sachen Gesundheit war ich schon immer besorgt, ich könnte zunehmen. Hinter einer harmlosen Sache könnte eine schwerwiegende Krankheit stecken. Ein Wehwehchen könnte chronisch werden.

Vor drei Jahren war bei einem routinemäßigen Blutbild der Eisenwert erhöht. Ob es denn in der Familie eine Eisenspeicher-Krankheit gäbe, wollte meine Ärztin wissen. Klar, dass ich zwei Tage lang recherchierte und Angst hatte. Der zweite Bluttest zeigte: alles im grünen Bereich. Der abnormale Wert hatte keine Konsequenz für mich.

Nicht immer erzeugen solche Tests eine unbegründete Angst. Manche Menschen erfahren anhand eines zu hohen Cholesterinspiegels oder Blutdrucks, dass sie ein ungesundes Leben führen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei uns die häufigste Todesursache. Das sollte als Motivation ausreichen, um ihr Leben zu ändern, oder?

Motiviert Angst zu einem gesünderen Leben?

Mein Co-Blogger Patrick nahm jahrelang Medikamente, um die Folgen seines Übergewichts zu bekämpfen. Früher oder später wäre er zum Diabetiker geworden, doch die Aussicht auf eine unheilbare Krankheit brachte ihn nicht dazu, etwas an seinem Leben zu ändern. Vielmehr sah er auf einer USA-Reise anhand der übergewichtigen Bevölkerung, wohin sein Lebensstil führen würde. Aus Angst so zu enden, machte es Klick.

Meine größte Sorge galt immer den Blicken und Urteilen Anderer. Daher wollte ich jahrelang ein paar Kilo weniger wiegen, doch ich schaffte es nicht. Genauso wenig wie viele andere, die sich vornehmen ein paar Kilo abzunehmen.

Angst kann folglich funktionieren und einen Aha-Moment wie in Patricks Fall auslösen. Doch als Motivator allein reicht sie oft nicht aus, um schwierige Veränderungen anzugehen.

Warum Neujahrsvorsätze scheitern

Angst funktioniert auch deshalb schlecht als dauerhafter Motivator, weil sie negativ ist. Besser wäre eine positiv gerichtete Motivation. Viele Silvestervorsätze klingen zwar positiv, sind aber in Wahrheit Vermeidungsvorsätze. Eine der Top-Antworten ist z. B. “mehr Sport”. Was steckt dahinter?

  • Wir wollen nicht dick sein bzw. werden.
  • Wir wollen nach zwei Treppen nicht außer Atem sein.
  • Wir wollen keine unangenehmen Blick auf unsere Pölsterchen.
  • Wir wollen den monatlichen Mitgliedsbeitrag im Fitnessstudio nicht mehr so oft ungenutzt lassen.
  • Wir möchten seltener Rückenschmerzen haben.

In ähnlicher Weise könnten wir die Vorsätze “weniger Stress” und “weniger Fast Food” hinterfragen.

Im Gegensatz dazu strebt eine Person mit einer positiv gerichteten Motivation auf etwas zu. Beispielsweise treiben Patrick und ich heute Sport und essen gesund, weil wir uns dabei und danach gut fühlen. Wir lesen viel und machen Entspannungsübungen, weil es uns innerlich ruhig macht.

Indem wir uns auf etwas Positives in uns konzentrieren, machen wir gleichzeitig die Motivation zu einer intrinsischen.

Extrinsische Motivation kommt dagegen von außen, z. B. wenn der Arzt zu mehr Bewegung rät. Sie motiviert uns nicht so effektiv wie eine intrinsische Motivation.

Die höchsten Erfolgschancen haben wir folglich mit einer intrinsischen und positiven Motivation. Daher müssen wir uns die Frage nach dem Warum stellen. Sie ist der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu einem gesünderen Lifestyle. Nur so scheint die Motivation langfristig anzuhalten.

Handelst du aus Angst?

Wir handeln oft aus Angst, nicht nur in Bezug auf Gesundheit. Ich bin dafür ein Paradebeispiel: Manchmal rufe ich jemanden an aus Angst, die Person könnte mir böse sein.

Ich würde selbst gern öfter etwas tun, weil ich es will, nicht weil ich etwas vermeiden will. Wie erwähnt, gelingt es mir beim Sport und bei der Ernährung schon ganz gut. Aber in anderen Bereichen habe auch ich noch Potential.

Dafür habe ich mir zwei Schritte überlegt:

1. Aussortieren: Möglichst keine aus Angst motivierten Dinge tun

Wir sollten seltener die Dinge tun, die wir nur aus Angst machen. Stattdessen sollten wir “aus dem Vollen schöpfen” und Dinge tun, zu denen wir eine positiv gerichtete Motivation verspüren. So entsprechen wir öfter unseren Bedürfnissen, statt fremde Erwartungen erfüllen zu wollen.

Sportmuffel könnten sich eine Sportart raussuchen, auf die sie Lust haben oder die ihnen früher einmal Spaß gemacht hat.

Du kochst gern? Umso besser! Suche dir Unterstützung von Menschen, die du magst.

Manche Dinge müssen wir tun, ob wir wollen oder nicht. Dafür bleibt uns eine zweite Variante:

2. Umdeuten: Positive Motivation finden

Bei diesen Dingen sollten wir nach einer positiv gerichteten Motivation suchen und die Tätigkeit umdeuten.

Wir könnten versuchen Sport oder gesundes Essen nicht als notwendiges Übel anzusehen. Stattdessen sollten wir Dinge ausprobieren, die uns tatsächlich schmecken und gut tun, und uns auf das gute Gefühl dabei bzw. danach konzentrieren.

Es klingt leichter, als es ist, aber es funktioniert. Ich versuche mit meiner ängstlichen Persönlichkeit auf diese Weise umzugehen. Meine unweigerlich auftauchenden Befürchtungen versuche ich einzudämmen, in dem ich mich an die geringe Eintrittswahrscheinlichkeit von Szenario A bis Z erinnere.

Was motiviert dich (zu einem gesunden Leben)? Ist es eher die Angst oder etwas anderes? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

jasmin schindler Über die Autorin: Jasmin Schindler ist Bloggerin und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit gesunder Ernährung, Bewegung und einer gesunden Lebensweise. Auf Healthy Habits schreibt sie zusammen mit Patrick Hundt über gesunde Gewohnheiten. Die beiden lassen dich teilhaben an ihrem Weg zum gesunden Gewohnheitstier sowie an den Fortschritten und Rückschlägen bei dem Versuch, ein gesundes Leben zu führen. Dabei möchten sie dir helfen, gesunde Gewohnheiten in den Alltag zu integrieren.